Jim Rakete über seinen Klima-Film „Now“„Verzichten ist viel besser als verlieren“

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In seinem Kino-Debüt „Now“ porträtiert Jim Rakete die Generation Greta.

Köln – Im Rahmen von unserem neuen Themenschwerpunkt rund um die Klimakrise zeigt der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag, 12. August, den Dokumentarfilm „Now“ im Rheinauhafen-Sommerkino. In seinem Kinodebüt trifft Jim Rakete, einer der berühmtesten deutschen Fotografen, auf sechs Klima-Aktivisten und Aktivistinnen, darunter Luisa Neubauer (Fridays for Future), Felix Finkbeiner (Plant for the Planet) und Nike Mahlhaus (Ende Gelände). Warum sind sie aktiv geworden? Was steht auf dem Spiel? Auch Punk-Legende Patti Smith und Autorenfilmer Wim Wenders kommen in dem Film zu Wort. Im Interview spricht Jim Rakete über seine Motivation hinter dem Film und warum seine Botschaft aktueller denn je ist.

Herr Rakete, bekannt geworden sind Sie durch Ihre Fotografie. Mit der Dokumentation „Now“ haben Sie erstmals auch einen Kinofilm gemacht. Wie entstand die Idee zu diesem Projekt?

Jim Rakete: Die Idee kam von der Autorin Claudia Rinke. Im Ursprung sollten es Porträts von betroffenen jungen Menschen werden, aber im Verlauf haben wir uns immer stärker auf junge Aktivisten fokussiert. Demgegenüber stehen auch einige Statements von Wissenschaftlern, Politikern und Aktivisten der ersten Stunde, wie zum Beispiel Patti Smith.

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Wann haben Sie selbst begonnen, sich mit dem Klimawandel und seinen Gefahren zu beschäftigen?

Rakete: In der sogenannten Ölkrise in den Siebzigern. Damals habe ich meinen schönen Volvo gegen eine kleine, französische Sparbüchse eingetauscht. Inzwischen bin ich schon lange nur noch auf dem Fahrrad anzutreffen.

Der Titel des Films spricht für sich: „Now“ – wir müssen jetzt handeln! Was wollen Sie mit dem Film bewirken?

Rakete: Genau das: dass schnell gehandelt wird. Inzwischen zeichnet sich zwar ab, dass viele Maßnahmen getroffen worden sind, aber die Schnelligkeit der Umsetzung, gerade jetzt, wird entscheidend dafür sein, ob Menschen noch länger auf dem Planeten Erde leben können.

Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Film seine Premieren gefeiert. Was hat sich seitdem verändert? Wird gesellschaftlich und politisch genug gehandelt?

Rakete: „Now“ ist durch die Corona-Krise viel zu spät in die Kinos gekommen. Aber er hat doch seinen Beitrag zur Klimadiskussion geleistet, wie auch die Wahlergebnisse in Deutschland zeigen. Das lässt ihn jetzt geradezu zeitlos erscheinen, denn noch sind die wesentlichen Probleme ungelöst. Der Krieg in der Ukraine wird ironischerweise dazu beitragen, dass wir die Energiewende jetzt doch entschlossener angehen.

In Ihrem Film lassen Sie sechs junge Klimaaktivistinnen und – Aktivisten zu Wort kommen. Unter anderem Luisa Neubauer von Fridays for Future ist dabei. Wie haben Sie Ihre Protagonisten und Protagonistinnen ausgewählt?

Rakete: Wir haben nach den einflussreichsten Aktivisten geschaut, und haben die interessantesten Statements gesucht. Wie sich herausstellt, hat sich die Thematik seit unserem Dreh kaum verändert. Die Frage nach Gewalt oder Besetzungen stellt sich gleichfalls immer neu.

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Luisa Neubauer hat sich als ein Glücksfall für die gesamte Klimabewegung erwiesen. Jeder sieht ihr politisches Talent, und doch bleibt sie aus guten Gründen lieber Aktivistin, weil sie in dieser Eigenschaft mehr bewegen kann.

Mit der bekanntesten Ikone der jungen Klimabewegung, Greta Thunberg, haben Sie für den Film nicht persönlich gesprochen. Warum?

Rakete: Greta Thunberg ist ja fast in jeder Filmminute von „Now“ zu sehen. Beim Schneiden haben wir gesehen, dass sie das, was sie sagen will, am allerbesten dann sagt, wenn sie es sagen will. Ein Interview mit ihr hat es also gar nicht gebraucht.

Filmvorführung am 12.8. in Köln

Der von enorm positiven Rezensionen begleitete Dokumentarfilm lief im August 2021 in den Kinos. Am Freitag, 12. August, ab 21.30 Uhr präsentiert „KStA Green“ „Now“ erneut im Sion Sommerkino im Rheinauhafen. Davor diskutieren Pauline Brünger (Fridays for Future), Renate Heurich (Klimawende Köln) und der Kölner Umweltdezernent William Wolfgramm mit Tim Attenberger, Lokalchef des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die Klimawende in Köln. Tickets gibt es ab sofort hier.

Was würden Sie sagen, ist die wichtigste Botschaft, die Sie aus Ihren Interviews mit den Aktivisten und Aktivistinnen mitgenommen haben?

Rakete: Jeder sollte da anfangen, wo er gerade steht – und seine schlechten Umweltgewohnheiten eintauschen gegen gute. Und aktiv eine Politik einfordern, die das Problem anpackt. Entscheidungen werden von denen getroffen, die da sind.

Und was wünschen Sie sich, ist die Botschaft, die Ihr Publikum aus dem Film mitnimmt?

Rakete: Verzichten ist viel besser als verlieren. Wir sollten gut überlegen, in welchem Zustand wir die Welt an Keith Richards übergeben.

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