Neue WWF-StudieHoher Fleischkonsum in Deutschland befeuert weltweit Artensterben

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96 Prozent der vernichteten Fläche im Amazonas-Regenwald wurde laut dem WWF für Sojafelder oder Viehweiden eingesetzt.

Berlin – Die Ernährungsgewohnheiten der Menschen in Deutschland haben einen großen Einfluss auf die Vielfalt aller Lebewesen – und das nicht nur hierzulande, sondern auch in weit entfernten Regionen. Das geht aus einer neuen Studie der Umweltorganisation WWF hervor, die in der Nacht auf Donnerstag veröffentlicht wurde.

Beim sogenannten Biodiversitäts-Fußabdruck, der in der Erhebung bestimmt wird, geht es darum, wie stark die Folgen unserer Ernährung Naturräume mit ihren Tieren und Pflanzen beeinträchtigen. Den mit Abstand größten Anteil an diesem Fußabdruck auf dem Land haben laut WWF mit 77 Prozent tierische Erzeugnisse wie Fleisch, Wurst, Eier oder Käse. Nur 23 Prozent resultieren hingegen aus dem Verbrauch pflanzlicher Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Getreide oder Nüssen.

Soja landet zu fast 90 Prozent im Tierfutter

Bei den tierischen Erzeugnissen ist es vor allem der große Flächenbedarf für Futtermittel, der negativ zu Buche schlägt. „Alles, was wir auf dem Teller liegen haben oder einkaufen, wird ja irgendwo produziert und braucht dementsprechend Fläche“, sagte Tanja Dräger, Ernährungsexpertin beim WWF Deutschland. So werden etwa im Amazonas-Regenwald riesige Flächen gerodet, um Platz für Weidefläche und für den Anbau von Soja-Monokulturen zu schaffen. Der Großteil der globalen Soja-Erzeugnisse wird für Tierfutter verwendet. Dem „Fleischatlas“ der Heinrich-Böll-Stiftung aus dem Jahr 2021 zufolge landen fast 90 Prozent der weltweiten Soja-Ernte in Futtertrögen.

Doch für eine gesicherte Versorgung mit Nahrungsmitteln sei man abhängig von den Leistungen einer intakten Natur – dennoch gefährde man sie, warnt der WWF. Daraus, so fasst die Studie zusammen, resultiert: Je höher der Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln in der Ernährung, desto kleiner der Biodiversitäts-Fußabdruck, der weltweit verursacht wird.

Fleischkonsum ist in Deutschland auch 2021 rückläufig

Demnach könnte bei einer flexitarischen Ernährung, die einen begrenzten Konsum von tierischen Produkten umfasst, unser Biodiversitäts-Fußabdruck insgesamt um 18 Prozent verringert werden – bei konsequenter vegetarischer Ernährung um ganze 46 Prozent, bei einer veganen Ernährung um 49 Prozent. Von einem entsprechenden Umdenken beim Speiseplan würde die Natur in Brasilien besonders stark profitieren.

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Die biologische Vielfalt sehen Experten schon seit längerem im Abwärtstrend: So warnt der Weltbiodiversitätsrat (IPBES), dass etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten in wenigen Jahrzehnten aussterben könnten. Dem Expertengremium zufolge spielen unsere Ernährungssysteme hier eine wesentliche Rolle.

Die gute Nachricht: der Fleischkonsum, wie auch die Fleischproduktion sind in Deutschland rückläufig. So ist der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch hierzulande 2021 auf 55 Kilogramm gesunken. Das teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Bei Schweinefleisch sei der Pro-Kopf-Verzehr mit einem Minus von 1,2 Kilogramm am stärksten gesunken, gefolgt von Rind- und Kalbfleisch mit einem Rückgang von 600 Gramm und bei Geflügelfleisch um 200 Gramm. Als mögliche Gründe nennt das Ministerium steigende Tendenzen zu einer pflanzenbasierten Ernährung, sowie der pandemiebedingt geringere Außer-Haus-Verzehr von Speisen. (rel, dpa) 

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