Sneaker, Games, E-BikesWelche Weihnachtsgeschenke dieses Jahr knapp werden könnten

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Kein Grund zur Trauer: Die meisten Spielzeuge werden dieses Weihnachten trotz Lieferengpässen zu haben sein.

Köln – Die Folgen der Corona-Pandemie machen dem Einzelhandel schwer zu schaffen, nun könnten Lieferengpässe in vielen Branchen auch das Weihnachtsgeschäft gefährden. Die Rohstoffe werden teurer, Container sind nicht verfügbar, Lastwagen fahren nicht – die Gründe  sind vielfältig, das Resultat ist eindeutig: Die Preise für bestimmte Waren werden steigen, manche lange nicht lieferbar sein. Buch, Sneaker, PC-Game oder Fahrrad – werden deshalb auch sehnlichste Weihnachtswünsche unerfüllt bleiben? Wir haben bei den Handelsverbänden nachgefragt.

So steht es um Bücher

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Anke Naefe ist Sprecherin des Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Buchverlage sind von den Lieferschwierigkeiten beim Papier stark betroffen. Warum es eng wird auf dem Papiermarkt, erklärt Anke Naefe vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels: „Papierproduzenten haben die Produktion grafischer Papiere zurückgeschraubt, damit im Zuge des boomenden Internethandels mehr Verpackungsmaterialien wie Kartonagen für den Versand produziert werden können.“ Dadurch seien etwa die Preise für Altpapier innerhalb des vergangenen Jahres um 75 Prozent gestiegen. „Derzeit sind noch keine größeren Einschränkungen zu erwarten.“ Sollten Papierknappheit aber bestehen, die Kosten damit hoch bleiben, könnte sich das in auf die Lieferbarkeit und die Buchpreise auswirken.

Soll ich jetzt schon das gewünschte Buch kaufen?

Naefe rät, Buchgeschenke frühzeitig zu planen. „Das Weihnachtsgeschäft ist Hauptabsatzzeit, daher konnte es immer schon mal zu Engpässen und hoher Nachfrage kommen. Die Verlage haben sich darauf eingerichtet und sind in der Regel vorbereitet.“

Und wenn es den Lieblingstitel nicht mehr gibt?

Sollten bestimmte Buch-Titel dennoch nicht verfügbar sein, könnten die Buchhändler vor Ort über Alternativen beraten.

Kann ich PC-Spiele verschenken?

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felix Falk ist Geschäftsführer von Game, dem Verband der deutschen Games-Branche.

Schon jetzt ist es schwierig, Spielekonsolen wie die aktuelle „Xbox Series X“ oder „Playstation 5“ zu kaufen, und auch Grafikkarten werden knapp. Saturn, Mediamarkt und Amazon haben sie nur selten auf Lager. „Wer also plant, zu Weihnachten Gaming-Hardware zu verschenken, sollte sie möglichst früh bestellen“, sagt Felix Falk, Geschäftsführer von Game, dem Verband der deutschen Games-Branche, und nennt auch gleich den Grund: „Der weltweite Chipmangel trifft den Games-Bereich wie auch andere Hightech-Produkte und wird in den nächsten Wochen nicht behoben sein, da nur wenige Firmen in der Lage sind, Mikrochips herzustellen.“

Auch Logistikprobleme aufgrund gestörter Lieferketten sorgen dafür, dass Spielekonsolen und Computer und Drucker knapp werden. Ein Großbrand in einer japanischen Fabrik und die Wasserknappheit in Taiwan sorgten dafür, dass Halbleiter und weitere Komponenten nicht verfügbar sind und die Mikrochip-Produktion eingeschränkt ist. 

Werden PC-Games und Guthabenkarten zu haben sein?

Die gute Nachricht: „Die Spiele selbst und Guthabenkarten werden an Weihnachten auch last minute noch problemlos erhältlich sein, im stationären Handel und digital“, sagt Falk. Auch würden die Konsolen-Hersteller bereits mit Hochdruck daran arbeiten, die Nachfrage zu stillen. Doch auch die Automobilindustrie, der Medizinbereich oder Hersteller von Elektronik- und Haushaltsgeräten würden auf Chip-Lieferungen warten. Falk: „Branchenanalysten schätzen, dass der Chipmangel noch bis nächsten Herbst andauern kann.“

Schafft es das Fahrrad unter den Weihnachtsbaum?

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David Eisenberger ist Sprecher des Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV).

Die Zweirad-Branche gilt als einer der Gewinner der Pandemie, dennoch hat auch sie Probleme mit der weltweit gestörten Lieferkette. Laut einer aktuellen ifo-Studie klagen 100 Prozent der befragten Fahrradhändler über Lieferprobleme. Einige Holland-Räder sind online für dieses Jahr schon ausverkauft. „Ganz klar, in unserer Branche trifft eine riesige Nachfrage auf weltweite Lieferschwierigkeiten“, sagt Hans-Peter Obermark vom Verband des Deutschen Zweiradhandels.

Sind nur E-Bikes knapp?

Und das betreffe alle Modelle gleichermaßen. „Da E-Bikes die Konjunkturtreiber der Branche sind, werden sie in Bezug auf Lieferschwierigkeiten gerade gern als Erstes genannt, aber es betrifft genauso normale Räder, ebenso wie sämtliche Komponenten, Ersatzteile und Zubehör“, sagt Obermark. Manche Hersteller würden bis zu 14 Monate auf Komponenten warten. In der Branche fehlt es unter anderem an Bremsscheiben, Ketten und Schaltungsteilen. Wer ein Fahrrad als Weihnachtsgeschenk plant, sollte deshalb möglichst schnell mit der Suche beginnen, rät Obermark. Auch sollte man bei der Händlersuche den Radius erweitern, auf dem Land hätten Anbieter teils größere Lagerkapazitäten als in der Stadt.

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„Klar, die Situation ist angespannt, was aber nicht bedeutet, dass es keine Räder gibt“, sagt auch David Eisenberger vom Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV) und macht Mut: „Wer flexibel und nicht allzu festgelegt ist, was die Farbe des Rads, spezielle Komponenten und den Hersteller betrifft, der wird sicher fündig. Vielleicht nicht beim ersten Händler aber bestimmt beim dritten oder vierten.“

Betrifft das auch Kinderräder?

„Bei Produkten, die mit wenigen Komponenten ausgestattet sind, was ja auf Kinderräder meist zutrifft, ist die Wahrscheinlichkeit im Gegensatz zu E-Bikes höher, dass sie vorrätig sind“, sagt Eisenberger.

Sollte ich lieber einen Fahrrad-Gutschein verschenken?

Wer auf sein Wunsch-Bike nicht verzichten möchte, der sollte zum Gutschein greifen, denn „die Räder für die neue Saison wurden bereits in diesem Frühjahr geordert, die meisten Händler haben sich eingedeckt, weshalb wir davon ausgehen, dass die Auswahl im Frühjahr größer sein und sich die Gesamtsituation im nächsten Herbst wieder normalisiert haben wird,“ sagt Obermark.

Welche Technik-Geschenke werden knapp?

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Steffen Kahnt ist Geschäftsführer der beiden Bundesverbände Technik des Einzelhandels e.V. (BVT) und Spielwaren-Einzelhandel e.V. (BVS).

„Aktuell sind Elektromärkte gut mit Ware gefüllt und die Händler decken sich weiter ein“, sagt Steffen Kahnt, Geschäftsführer der beiden Bundesverbände Technik des Einzelhandels e.V. (BVT) und Spielwaren-Einzelhandel e.V. (BVS). Dennoch hätten verschiedene Hersteller signalisiert, dass es beim Nachliefern in den kommenden Monaten zu Engpässen kommen könnte, etwa bei Routern und Bluetooth-Boxen. Deshalb empfiehlt Kahnt, wie jedes Jahr: „Weihnachtsgeschenke nicht auf den letzten Drücker zu kaufen.“

Bekomme ich meinen Traum-Sneaker noch?

Wer bestimmte Sneaker-Modelle auf seiner Weihnachtsgeschenk-Liste hat, wird wahrscheinlich umplanen müssen – oder auf unbestimmte Zeit vertröstet werden. Denn Nike, Adidas und Puma drohen heftige Produktionsausfälle, da die Branche ihre Waren vor allem in Vietnam fertigen lässt. Dort lähmt die Delta-Variante die Herstellung, auch die von Sportkleidung, wegen hoher Infektionszahlen sind viele Fabriken seit Monaten geschlossen. Zwar haben einige Firmen Teile der Produktion vorübergehend in andere Länder verlagert, aber dennoch ist nicht garantiert, dass die Waren bis Weihnachten geliefert werden. Experten erwarten, dass die Engpässe frühestens im Frühjahr 2022 behoben sind.

Wie steht es um Spielwaren für Kinder?

Ein Großteil der elektronischen und technischen Spielzeuge stammt aus Asien und wird per Schiff nach Europa geliefert, weltweit sind Container knapp – oder sie befinden sich nicht in Häfen, in denen sie gerade benötigt werden, weil viele chinesische Häfen aufgrund der Pandemie geschlossen wurden.

„Hersteller haben schon Preisanpassungen vorgenommen. Nicht selten verschiebt sich der Liefertermin von Produkten. Wir rechnen in diesem Jahr mit keiner Entspannung an der Lieferfront“, prophezeit Kahnt. Und empfiehlt auch hier, das Wunsch-Spielzeug möglichst früh zu kaufen. „Selbst wenn es bei beliebten Produkten zum Engpass kommen kann, wird kein Kind an Weihnachten ohne Spielzeug unter dem Baum sitzen“, entwarnt Kahnt. Auf sicherer Seite sei, wer Spielwaren besorgt, die in Europa hergestellt werden,  Lego oder Playmobil produzieren etwa in europäischen Ländern.

Werde ich Möbel verschenken können?

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Markus Meyer ist Sprecher des Präsidiums des Handelsverband Wohnen und Büro e.V. (HWB)

Auch auf Möbelstücke muss man derzeit länger warten. Auf Glastische zum Beispiel schon mal 12 Wochen. Aber auch auf preiswertere Kleinware, wie Hocker, Beistelltische oder Sitzsäcke, die meist aus Asien importiert würden. „Grundsätzlich ist die deutsche Möbelindustrie bei wertiger Ware noch sehr zuverlässig, wir können nicht von einem Notstand sprechen“, sagt Markus Meyer, Sprecher vom Präsidium des Handelsverbands Wohnen und Büro e.V. (HWB)

Was ist mit Weihnachtsdeko und Adventskalendern?

Nicht nur Weihnachtsgeschenke, auch saisonale Deko-Artikel und Adventskalender könnten knapp – und teurer werden. Die meisten der hierzulande verkauften Artikel werden in Asien produziert. Die Produktionskapazitäten sind komplett überlastet. Experten rechnen bei diesen Waren mit einem Preisanstieg von bis zu 15 Prozent.

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