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StilkolumneWandelnde Michelin-Männchen in der Kölner City

Lesezeit 3 Minuten
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Das erneute Comeback des Steppmantels.

  • Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  • Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  • Der gesteppte Daunenmantel ist wieder einmal zurück. Eva Reik verteidigt ihn, auch wenn man damit aussieht wie ein Mensch gewordener Schlafsack.

Köln – Dies ist der Winter des Déjà-vu. In vielerlei Hinsicht, leider. Jeder weiß, was gemeint ist, mehr Erklärung erübrigt sich deshalb. Fokussieren wir uns also auf den kleinen Ausschnitt Mode im Gesamtgeschehen und lassen den Rest Rest sein. Denn auch die Mode bietet in dieser Saison allerhand bereits Gesehenes und Erlebtes.

Die Rückkehr des Pullunders

Von der Rückkehr des Pullunders war kürzlich die Rede. Aber der Pullunder machte nur den Anfang einer schier endlosen Liste. Des Weiteren: Vokuhila. Klingelt’s? Frisurenmode der 1980er? Ja, kaum zu glauben, dass auch derartige Scheußlichkeiten aus den Archiven gekramt werden. Bislang ist die Schnittvorlage zum Glück nur auf den Laufstegen entdeckt worden, was jedoch nur so viel bedeutet, dass – wenn es um Trends geht – zwischen Paris und Köln schon immer eine deutlich längere Zeitverzögerung herrschte als die drei Stunden 14 Minuten, die eine Fahrt mit dem Thalys dauert.

Aber viel Zeit wird vermutlich dennoch nicht mehr vergehen, bis die Nackenmatte mit Kurzpony auf normale Köpfe zurückkehrt. Die endlose Liste des „Ach, auch wieder da?“ ließe sich außerdem mit Ganzkörper-Denim, Holzfällerhemden, Schlaghosen usw. fortführen. Die Erwähnung als solche muss in diesem Fall genügen.

Bauschig aufgeplustert

Und: Wer den Daunenmantel schon für tot erklärt hat, wird sich wundern bei den nächsten Einkaufstouren in der Innenstadt. Seit sich die Tagestemperaturen konstant unter 10 Grad

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Celsius eingependelt haben, poppen überall wieder wandelnde Michelin-Männchen auf. Warm verpackt und bauschig aufgeplustert. Nachdem in den vergangenen Wintern Fake-Fur (zu Deutsch: Kunstpelz) und Teddy-Jacken für Kälteschutz gesorgt hatten, kommt also jetzt wieder der gesteppte Daunenmantel zum Einsatz. Oder statt seiner eine Art Ersatz.

Wenn keine recycelten Daunen aus alten Bettdecken verwendet werden, verzichtet der politisch korrekte Hersteller ganz auf die Federware, füllt das Gewebe mit Synthetik und näht im Zehn-Zentimeter-Abstand Reihen hinein. Optisch hat es denselben Effekt, nur dass eben nicht mehr lebendigen Gänsen auf brutale Weise ihr Federkleid ausgerupft wird.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an: Stilkolumne@dumont.de

Drunter besser nichts

Eines kann man der fragwürdigen Daunen-Ausrüstung schlechterdings nicht absprechen: Sie lässt uns nicht nur wie Expeditionsteilnehmer am Polarkreis aussehen, sie bringt schon auch die entsprechende Wärme. Was beim Abenteuer im ewigen Eis erwünscht sein mag, kann bei innerstädtischen Einkaufstouren jedoch schnell zu tropischen Verhältnissen zwischen Haut und Hülle führen.

Und damit sind wir wieder am Anfang: Das erwähnte Gesamtgeschehen wird uns vermutlich in den nächsten Wochen viel Zeit an der frischen Luft bescheren. Also: Her mit dem federfreien Plumeau! Es wird uns wärmen und schützen auf Ausflügen zum Rhein oder in den Stadtwald, beim abendlichen Glühwein oder auf dem Hundespaziergang. Und für die innerstädtische Einkaufstour empfiehlt sich: Drunter besser nichts.

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