Raumgreifende Waagrechte

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Facettenreich sind die Tafelbilder von Achim Zeman, verändern sich je nach Lichteinfall und Blickwinkel des Betrachters. Plexiglasplatten sind der Malgrund.

Facettenreich sind die Tafelbilder von Achim Zeman, verändern sich je nach Lichteinfall und Blickwinkel des Betrachters. Plexiglasplatten sind der Malgrund.

Die Linie und ihr Bezug zum Raum steht im Mittelpunkt der Arbeit von Achim Zeman.

Bergisch Gladbach - „Architektur in Besitz zu nehmen“, sagt Achim Zeman, „hat für mich immer auch etwas mit Körperlichkeit zu tun.“ Die Installationen, die der Künstler in seiner Ausstellung „Horizonte“ in drei Räumen der Villa Zanders präsentiert, fordern ihm auch körperlich einiges ab. So hat er zwei Salons geschaffen, die einen Bezug zur alten herrschaftlichen Villa herstellen. Die beiden Räume spiegeln einander: Zeman hat beide mit roter Folie verkleidet, dann im ersten Raum mit dem Skalpell schmale Linien aus der Folie geschnitten, so dass hier der weiße Wand-Untergrund zum Vorschein kommt. Im zweiten Raum dominiert die weiße Wandfarbe, die rote Folie ist nur noch in schmalen Streifen erhalten.

Eine aufwändige Arbeit für den 1961 in Stuttgart geborenen Künstler, der bereits 1998 und 2000 Räume in der Villa Zanders gestaltet hat. Jede seiner Linien schneidet er von Hand und platziert sie sorgfältig. Die beiden veränderten Räume bieten vielfältige Assoziationsmöglichkeiten, erinnern an Landschaften, haben etwas Romantisches oder etwas Asiatisches an sich. Zugleich wirken sie irritierend, auch dies ein Effekt, den der Künstler hervorrufen will. Auch die dritte Installation, die im zentralen Raum des ersten Obergeschosses die Besucher begrüßt, spielt mit den vorhandenen Formen des Stäbchenparketts und erweitert sie zugleich, über den Boden hinaus.

Ein zweiter Komplex der Ausstellung in der Villa Zanders sind die Tafelbilder von Achim Zeman, auch sie definiert durch eine Beschränkung auf die waagrechte Linie als seriell wiederkehrendes Bildelement. Zwei Acrylglasplatten setzt Zeman hintereinander, schleift die vordere an und lackiert sie an bestimmten Stellen transparent. So entstehen Farbflächen, die sich überlappen, je nach Lichteinfall und Standort des Betrachters ihre Wirkung verändern. Zeman bearbeitet Vorder- und Rückseite der Acrylglasplatten, schafft verschiedene Ebenen, die zusammenwirken. Auch die Tafelbilder sind eher Objekte, spielen mit und in den Raum hinein.

In der Ausstellung zu sehen sind auch Arbeiten Zemans zu sehen, die im Morsecode verschiedene Definitionen des Begriffs „Bild“ auflisten, allgemein, naturwissenschaftlich oder philosophisch beispielsweise. Diese Arbeiten entstehen mittels der Flockfaser-Technik, bei der viskose- oder Nylon-Fasern per elektrostatischer Aufladung auf eine mit Kleber bemalte Fläche „aufgeschossen“ werden. Auch hier erzielt der Künstler einen dreidimensionalen Effekt, die Quadrate und Rechtecke, die den Morsecode bilden, lösen sich vom Bildgrund. Es sind auch hier verwirrende Zeichen, die den Betrachter zur Entschlüsselung herausfordern, es ihm aber nicht leicht machen - typisch für Zemans Arbeiten, die sich nie auf den ersten Blick erschließen.

Die Ausstellung„Horizonte“ von Achim Zeman wird am Sonntag, 30. Arpil, um 11.30 Uhr in der städtischen Galerie Villa Zanders eröffnet und ist bis zum 30. Juli zu sehen. Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden am 7., 17., 21. und 28. Mai jeweils um 11 Uhr statt sowie am Mittwoch, 7. Juni, ebenfalls um 11 Uhr. Am Sonntag, 21. Mai, um 16 Uhr spricht Achim Zeman über seine raumbezogenen Projekte.

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