Reaktion auf Frau Reiche gefürchtet

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War in Stoibers Kompetenzteam für Familien zuständig. Die CDU-Politikerin Katherina Reiche.

War in Stoibers Kompetenzteam für Familien zuständig. Die CDU-Politikerin Katherina Reiche.

Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber wird die 28-jährige CDU-Politikerin Katherina Reiche morgen in sein Kompetenzteam berufen. In der Union bleibt dieser Schritt umstritten.

Berlin-Angela Merkel verschlug es die Sprache. Sonst um keine Antwort verlegen, erklärte die CDU-Vorsitzende zum „Fall Reiche“: „Ich möchte dazu nichts sagen.“ Die Sprachlosigkeit darf als Beleg gelten: In der Union gärt es.

Die Kritiker einer Nominierung finden sich im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sowie in dessen politischem Umfeld. ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius bezieht sich auf Reiches liberale Haltung in der Gentechnik. Sie vertrete „eine bioethische Auffassung, die konträr zu beiden Kirchen steht“. Das sei nicht akzeptabel. Zudem habe Reiche in der Familienpolitik kein Profil. Deshalb hätten sich ZdK-Mitglieder auf dem CDU-Parteitag eingemischt. Inoffiziell nennen dem ZdK nahe stehende Politiker, zu denen unter anderem Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) zählt, einen weiteren Grund: Reiches Familienstand. Die junge Potsdamerin ist Mutter und erneut schwanger, aber nicht verheiratet. Ein gut informierter CDU-Bundestagsabgeordneter weiß: „Manchen Leuten ist das Thema Ehe nicht egal. Diese Personalie ist das falsche Signal.“

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Der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Geis, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Man muss abwarten, wie sich das nach der Wahl entwickelt.“ Reiche sei „eine junge, fähige Frau“, die seine Unterstützung habe. Aber nicht jedes Mitglied des Kompetenzteams werde später Minister. Das hänge nicht zuletzt vom Koalitionspartner ab. Hermann Kues, Beauftragter der Unionsfraktion für die Kirchen, möchte „keinen Kommentar“ abgeben. Als Konkurrentin der Ostdeutschen gilt die Vorsitzende der Frauen-Union, Maria Böhmer.

Die Liberalen in der Union halten dagegen. In der Umgebung Stoibers sagt man: „Reiche hat doch eine Familie“ - in Gestalt bald zweier Kinder und eines Lebensgefährten. Die Sprecherin der Jungen Gruppe im Bundestag, Ursula Heinen (CDU), findet: „Es ist eine Super-Sache, dass Stoiber an ihr festhält. Wir brauchen Frau Reiche. Sie steht für eine moderne CDU. Sie hätte auch die Familienpolitik vertreten können.“

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