BetrugsvorwürfeWirtschaftskrimi um Burg Hemmersbach

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Burg Hemmersbach in Kerpen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugs gegen Ex-Sparkassenmanager. (Bild: Kreidler)

Burg Hemmersbach in Kerpen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugs gegen Ex-Sparkassenmanager. (Bild: Kreidler)

Köln – Die Pläne für Burg Hemmersbach waren hochtrabend, nichts schien unmöglich im Rausch der „New Economy“. Zu einem Brutkasten für junge Unternehmen sollte es hergerichtet werden, das mehr als 1000 Jahre alte Rittergut in Kerpen. Aus dem Märchen ist ein Wirtschaftskrimi geworden: Die Kölner Staatsanwaltschaft hat nach Information des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein Ermittlungsverfahren gegen 25 Beschuldigte eingeleitet, geprüft wird der Verdacht der schweren Untreue und des Subventionsbetruges. Der mutmaßliche Schaden soll eine zweistellige Millionenhöhe erreichen.

„Wir ermitteln im Zusammenhang mit Burg Hemmersbach“, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Günter Feld. Der Untersuchung liegt ein interner Revisionsbericht der Sparkasse Köln/Bonn zugrunde. Im Zentrum stehen das Institut, der frühere Vorstandsvorsitzende Gustav Adolf Schröder sowie weitere ehemalige und amtierende Manager. Einer vorläufigen Auswertung zufolge sollen die damaligen Führungskräfte der Sparkasse Verluste von zwölf Millionen Euro beschert haben.

Große Risiken eingegangen

Die Wasserburg, vormaliger Sitz des verunglückten Rennfahrers Wolfgang Graf Berghe von Trips, diente in den 1990er Jahren dem Bauunternehmer Herbert Hillebrand als Wohnstatt. Nachdem der „Burgenkönig“ Insolvenz anmeldete, stand die Anlage zum Verkauf. Geschätzter Wert: acht Millionen Euro. Um die Jahrtausendwende hatte der aus den USA zurückgekehrte Internet-Spezialist Kai Krause die Idee, dort eine „Byte Burg“ zu errichten: eine Mischung aus Forschungslabor und Gründerzentrum für neue Medien. Die damalige Stadtsparkasse Köln unterstützte und begleitete das Vorhaben finanziell. Aus einem dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegenden Prüfbericht der internen Sparkassen-Revision geht jedoch hervor, dass das Geldinstitut große Risiken eingegangen ist, die den Konzern bis heute belasten.

Zudem fanden die Prüfer Anzeichen dafür, dass das Risiko von den Verantwortlichen verschleiert werden sollte.

Käufer der Burg Hemmersbach waren die Medienunternehmer Helmut und Bernd Breuer, die über eine ihrer Firmen Anteile an der MMC TV-Produktions-GmbH hielten. Die Ermittler hegen den Verdacht, dass die Sparkasse den Kauf der Immobilie durch Zuschüsse von 7,8 Millionen Euro faktisch auf verdecktem Weg finanziert hat – und den Brüdern damit ohne Gegenleistung einen Vermögensvorteil verschafft hat.

Die Anwältin der Brüder, Silke Wenk, nennt diesen Vorwurf falsch. Ein Investitionszuschuss „Byte Burg“ oder Zahlungen mit ähnlicher Zielrichtung seien zu keinem Zeitpunkt an ihre Mandanten geflossen – nicht von der Sparkasse oder anderen Institutionen und Gesellschaften und auch nicht aus Fördermitteln des Landes. Sämtliche Aufwendungen hinsichtlich Kaufpreis, Umbau und Sanierung hätten die Brüder aus Eigenmitteln und Darlehen bei der Kreissparkasse Köln bezahlt.

Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge hat unter der Zusage eines millionenschweren „Investitionskostenzuschusses“ der Stadtsparkasse lediglich Schröders Unterschrift gestanden, nicht die des Gesamtvorstandes. Ein eindeutiger Kompetenzverstoß des früheren Sparkassenchefs, heißt es im Bericht der Innenrevision.

Jahresverlust von 150.000 Euro drohte

Ein weiterer Vorwurf: Auf Betreiben Schröders habe die Sparkasse die Mietgarantie übernommen. So konnten die Burgherren sichergehen, dass die Zahlungen in voller Höhe fließen. Dabei müsste den Beteiligten von Anfang an klar gewesen sein: Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen ist mit der „Byte Burg“ nicht viel Geld zu machen. Ein rentierlicher Betrieb sei nicht zu erwarten, das sei früh klar gewesen, vermerken die Prüfer der Sparkasse.

Selbst bei 90-prozentiger Vermietung aller Flächen drohe ein Jahresverlust von 150.000 Euro, ist in einem Vorstandsprotokoll vom Oktober 2001 zu lesen. Landeszuschüsse in Höhe von 2,7 Millionen Euro sollten der Gründer-Burg aus ihrer Schieflage helfen. Doch auch in diesem Punkt ist möglicherweise nicht alles sauber gelaufen. Wie der „Focus“ berichtet, prüft Staatsanwalt Gunnar Greyer, ob das Geld aus Düsseldorf zweckentfremdet worden ist.

Die Anwältin der Breuer-Brüder erklärt hingegen, Bedingung für den Erwerb und den Ausbau der Immobilie seien ein zehnjähriger Mietvertrag mit der – allerdings mit geringem Stammkapital ausgerüsteten – „Byte Burg“-Betreibergesellschaft und eine angemessene Mietabsicherung für diesen Zeitraum gewesen. Die Sparkasse habe keine Mietgarantie übernommen. Nur für den Fall, dass das Mietverhältnis vor 2012 ende, hätte die SK Kapitalbeteiligungsgesellschaft die Burg anmieten sollen. Doch sei es dazu nicht gekommen, weil die inzwischen umformierte Mieter-Gesellschaft sich 2007 auf einen Formmangel im Mietvertrag berufen habe, worauf die Parteien sich auf ein Ende des Mietverhältnisses zum Jahresende 2010 geeinigt hätten.

Schröders Anwältin Gaby Münchhalffen weist jedweden Verdacht gegen ihren Mandanten zurück. Der Umbau der Burg zu einem IT-Labor sei auf Krauses Initiative zurückzuführen. Das Land und der Bund hätten die Pläne unterstützt. „Es ist allen klar gewesen, dass die Anfangsjahre Verluste bringen würden. Zum Zeitpunkt der Entscheidung konnte man jedoch davon ausgehen, dass die Branche der neuen Medien auf längere Sicht Gewinne schreiben wird.“ Aus dieser Überzeugung heraus habe ihr Mandant gehandelt. Seinen Kompetenzspielraum habe er nicht überschritten.

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