Das ganze Glück passt in einen Ausruf

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In Schwarzlicht getaucht bietet die Bowlingbahn einen reizvollen Anblick. Profis wie Daniel Stommel (von links) und Markus Körner verzichten beim Training aber normalerweise auf den Effekt. BILDER: ANDREAS HELFER

In Schwarzlicht getaucht bietet die Bowlingbahn einen reizvollen Anblick. Profis wie Daniel Stommel (von links) und Markus Körner verzichten beim Training aber normalerweise auf den Effekt. BILDER: ANDREAS HELFER

Der „Trendsport“ begeistert zunehmend die Freizeitler. Nicht wenige jedoch wollen keineswegs nur eine ruhige Kugel schieben.

Neunkirchen-Seelscheid - „Strike!!!“: Das ganze Glück des Bowling-Spielers passt in einen Ausruf. Zu hören ist der Ausruf, wenn die schwere Kugel alle Zehn zu Fall bringt. So auch in Seelscheid, wo Profis und Freizeitbowler seit knapp vier Jahren dem Sport frönen. „Bowling ist Trendsport“, sagt auch Michael Portner, der vor fast vier Jahren mit Partner Helmut Schrahe das Bowling Center im Kugellager am Gutmühlenweg einrichtete. 750 000 Mark hatten die beiden damals investiert und keine kühl-gestylte Anlage gebaut, sondern auf Gemütlichkeit gesetzt. Wandbilder mit Motiven aus aller Welt rahmen die zwölf Bahnen. Rustikale Holzmöbel bestimmen das Bild, „die kalten amerikanischen Bahnen liegen mir nicht“, sagt Portner, „die Leute wollen sich hier wohlfühlen und auch schon einmal eine Betriebsfeier machen.“ Er kann aber als besonderen Gag von der Theke aus Schwarzlicht einschalten. Dann rasen phosphoreszierende Kugeln über die Bahn, und auch die Markierungspfeile auf der Bahn leuchten neonrot - ein eigenartiges Schauspiel.

Nicht zum puren Vergnügen, sondern zum Trainieren kommen Daniel Stommel und Markus Körner ins Kugellager: Stommel (16) gehört zum Jugendkader des Bowling-Sport-Clubs Strikers aus Köln, der 27 Jahre alte Körner hat den Nachwuchs noch bis vor kurzem trainiert. Hinter dem Spiel von Körner stecken zwölf Jahre Erfahrung. Er nimmt den Ball vor die Brust und geht mit zügigen, aber nicht hastigen Bewegungen einen Schritt nach vorne. Beim zweiten Schritt schwingt der Arm mit der rund sechs Kilogramm schweren Kugel nach hinten, beim dritten Schritt nach vorne, und beim vierten Satz rutscht Körner auf glatter Sohle ein Stückchen über die Bahn und wirft schließlich: In einem leichten Bogen läuft der Ball erst nach rechts, dann wieder nach links - und Strike? Nein, nur fast. Die Mechanik am hinteren Ende der geölten Bahn zieht die gefallenen neun „Pins“ an Seilen nach oben, nur ganz rechts ist einer stehen geblieben. Jetzt leistet der Spieler Maßarbeit. Wieder schneidet Körner die Kugel an, die zielstrebig den letzten Pin abräumt. Abräumen heißt die Devise beim Bowlen immer: Figuren zu werfen, wie beim Kegeln, ist den Spielern fremd.

„Man muss sich ein wenig engagieren, dann kann eigentlich jeder den Sport lernen, sagt Körner. Das Körpergefühl aber sei besonders wichtig. Körner spielt in der Zweiten Bundesliga Nord für Velbert. Er bedauert aber, dass deutsche Bowler lange nicht so gut für den Erfolg belohnt werden, wie die Sportsfreunde in den USA. 1000 Euro seien schon das absolute Maximum bei einem Turnier.

Eine Profiausrüstung ist zudem nicht gerade billig: Unter Körners Schuhen sitzen Klettverschlüsse, so dass er die Sohlen austauschen kann. Je nach Bahnverhältnissen heftet er eine glatte Ledersohle oder ein geriffeltes Gummiprofil unter den Fuß. 180 Euro kosten die ungewöhnlichen Treter. Bei den Bällen (Kugeln) gibt es große Unterschiede: Die haben anders als Kegelkugeln drei Löcher für Daumen, Mittel- und Ringfinger. Anfänger sollten große Löcher wählen, bei denen die Finger bis über das zweite Glied im Kunststoff verschwinden, Profis wählen kleine Löcher in die nur die Fingerspitzen passen. Beim Spielen, erläuteret Körner, sollte man darauf achten, dass der Ball ganz in der Handfläche liegt und dass man das Handgelenk gerade hält. Zwischen 100 Euro und 250 Euro kosten die Bälle, bei den teueren Ausfertigungen werden die Fingerlöcher nach Maß gebohrt. Trotz aller Unterschiede zum guten alten Kegeln gibt es aber auch eine Gemeinsamkeit: Auch unter Bowling-Spielern wünscht man sich „Gut Holz“.

Dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr kostet die Stunde im Kugellager pro Bahn 12,50 Euro und zwischen 18 bis 24 Uhr 18 Euro. Samstags, sonn- und feiertags ist von 10 bis 16 Uhr geöffnet (13 Euro) sowie ab 16 Uhr (18 Euro).

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