Lotte Ulbricht ist tot - Einstige DDR-First-Lady schwieg

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Sie hasste Erich Honecker: Lotte Ulbricht

Sie hasste Erich Honecker: Lotte Ulbricht

Berlin (dpa) - Lotte Ulbricht, Witwe des früheren DDR-Staats- und SED-Chefs Walter Ulbricht, ist tot. Die 98-Jährige starb nach Angaben der Zeitung "Neues Deutschland" am Mittwoch in ihrem Berliner Haus im einstigen DDR-Regierungsviertel Pankow. Am 19. April wäre sie 99 Jahre alt geworden.

Bis zum Schluss schwieg die alte Frau eisern über ihr Leben an der Seite ihres Mannes. Sogar mit dem Krückstock wehrte die einstige First Lady der DDR nach der Wende Versuche der Presse ab, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Zurückgezogen wohnte sie in Berlin-Pankow.

Die in Neukölln geborene Ulbricht soll nach der Wende den Westen nie betreten haben. Ihre Pfleger soll sie angeherrscht haben, sie nur durch die einstige Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik zu fahren. Lotte Ulbricht war bis zu ihrem Tod Mitglied der PDS. Bis "weit in die neunziger Jahre" nahm sie laut Parteiangaben noch an Versammlungen teil.

Schon im vergangenen Jahr hatte Lotte Ulbricht starke gesundheitliche Probleme. Im Sommer 2001 musste die weißhaarige Frau mit den dunklen, buschigen Augenbrauen nach einem Schwächeanfall ins Krankenhaus. Zuvor war sie in verwirrtem Zustand im Keller ihres Hauses von Pflegekräften aufgefunden worden.

Noch anlässlich ihres 98. Geburtstages hatte die frühere Funktionärin der dpa gesagt: "Ich habe niemandem etwas mitzuteilen." Offenbar war sie vereinsamt und hatte nur noch Kontakt zu wenigen Menschen. "Ich habe schon zu viel gelebt", sagte sie damals.

Ihr Mann Walter starb 1973 im Alter von 80 Jahren. Seinen Nachfolger Erich Honecker soll Lotte Ulbricht gehasst haben, da er das politische Erbe ihres Mannes verspielt habe. Ausgerechnet der politische Ziehsohn Ulbrichts hatte dessen Sturz zusammen mit Moskau 1971 eingefädelt.

Die als Lotte Kühn geborene Ur-Berlinerin, die mit 18 Jahren in die KPD eintrat, war während der Nazi-Zeit ebenso wie ihr späterer Mann Walter in die Sowjetunion emigriert. 1945 kehrten sie in den Osten Deutschlands zurück und heirateten 1951 nach der Scheidung von ihren jeweiligen Partnern.

Lotte Ulbricht war zeitweise Sekretärin ihres Mannes und SED- Funktionärin. Mit über 50 Jahren absolvierte sie noch ein Hochschulstudium und konnte sich seit 1958 Diplom- Gesellschaftswissenschaftler nennen. Nach PDS-Angaben hatte Lotte Ulbricht eine Adoptivtochter.

Nach der Wende hatte die Ulbricht-Witwe eine verschwunden geglaubte, wertvolle Replik des Gemäldes "Die Schlesischen Weber" von Carl Wilhelm Hübner (1814-1879) an das Museum für Deutsche Geschichte in Berlin zurückgegeben. Das Bild war im Nachlass ihres Mannes aufgetaucht. Der Staatschef hatte es 1968 zu seinem 75. Geburtstag vom DDR-Ministerrat geschenkt bekommen.

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