Regenschirm-LadenEin gut beschirmtes Leben

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Marga und Manfred Bursch führen das Fachgeschäft Schirm Bursch auf der Breite Straße. (Bild: Bause)

Marga und Manfred Bursch führen das Fachgeschäft Schirm Bursch auf der Breite Straße. (Bild: Bause)

Innenstadt – Die Kultur des Regenschirms scheint ein bisschen verloren gegangen zu sein. „Früher wurde mehr Wert auf einen schönen Schirm gelegt“, sagt Manfred Bursch, „aber seit es die Billigprodukte gibt, hat sich das geändert. Vielen scheint es egal zu sein, wie ihr Schirm aussieht. Das fällt schon auf, wenn man sich umschaut.“ Das ist auch ein Grund, weshalb Marga und Manfred Bursch nicht mehr vier, sondern nur noch ein Regenschirm-Geschäft besitzen. „Außerdem sind die Mietpreise in der Innenstadt immens gestiegen, und deshalb haben sich die vielen Läden nicht mehr gelohnt.“ Der 72-Jährige führt gemeinsam mit seiner Frau Marga das Geschäft „Schirm Bursch“ auf der Breite Straße.

Dahlien oder Katzen, ein Motiv von van Gogh oder der Kölner Dom – 1.000 unterschiedliche Schirme werden in dem Geschäft verkauft. Marga Bursch hat so viele, dass sie immer zur Kleidung passen. „Mir macht das Spaß“, sagt sie. Aber Schirm ist ja auch nicht Schirm. Sondern es gibt Modeschirme, Umhängeschirme, Stützschirme oder Gästeschirme. Die sind so groß, dass mehrere Personen darunter Platz finden. Am häufigsten werden Taschenschirme gekauft. „Frauen finden es toll, wenn sie den Schirm in der Handtasche verschwinden lassen können.“ Aber beliebt sind ebenso handgefertigte Schirme mit Bambus- oder Ginsterholzgriff.

"Wir sind die letzten Indianer"

Schon immer dreht sich das Leben von Manfred Bursch um Schirme. Seine Eltern hatten eine Fabrik und vier Geschäfte. Trotzdem hatte er eine Zeit lang überlegt, Fotograf zu werden. Doch als sein Vater krank wurde, stieg er in die Firma der Eltern ein. Mittlerweile produziert Bursch nicht mehr selber. Aber Kunden können sich noch immer einen Stoff für einen Schirm aussuchen und anfertigen lassen.

Erst vor zwölf Jahren ist Marga Bursch mit in das Geschäft eingestiegen. Vorher führte sie vier Friseursalons. „Aber als mein Mann einen Schlaganfall hatte, musste sich ja jemand um das Geschäft kümmern“, sagt sie, „Das war schon eine Umstellung. Aber es macht mir jetzt viel Spaß.“ Mittlerweile sind die beiden immer zu zweit im Geschäft. „Wir lieben den Umgang mit den Menschen“, sagt Bursch. „Was sollen wir denn den ganzen Tag zu Hause bleiben? Uns würde die Decke auf den Kopf fallen.“ Und deshalb denken sie auch nicht ans Aufhören. „Wir machen so lange weiter, wie das das gesundheitlich möglich ist.“

Viele Geschäfte wie „Schirm Bursch“ gibt es mittlerweile nicht mehr. „Wir sind die letzten Indianer“, sagt Manfred Bursch. „Und deshalb kommen unsere Kunden auch extra aus Düsseldorf und Bonn angereist.“

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