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„Christfluencer“Kirche schickt Priester in Instagram-Seminar

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Priester sollen online gehen.

Priester sollen online gehen.

Köln – Die Zahl der Kirchenbesucher sinkt, die der Austritte steigt. Wie kann man Menschen wieder für das Wort Gottes begeistern? Das Erzbistum Köln geht einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Weg: Es lässt rund 50 angehende Priester zu Social-Media-Influencern ausbilden.

Die junge Generation, so die Erkenntnis, sei allein mit traditioneller Kommunikation nicht mehr zu erreichen. Die künftigen Seelsorger sollen deshalb auch „ihrer Gemeinde in der digitalisierten Welt zur Seite zu stehen“ können. Entweder mit individueller Ansprache oder auf einem Gemeindekanal. Sind die Priester einmal geschult, sollen sie ihr Wissen auch an Diakone und Jugendarbeiter weitergeben.

Im Grunde seien Priester von jeher Influencer

Prototypen gibt es schon. So berichtet Priesteramtskandidat Josef (20) alias „derboivomseminar“ auf Instagram von seinem Alltag. Auf Youtube bringen „Christfluencer“ einem jungen Publikum Gott näher. Im Grunde seien Priester von jeher Influencer, findet Stefan Krause vom Bonner Start-up „BG 3000“: Sie wollten ihre Gemeinde erreichen und Botschaften vermitteln. Krauses Firma erwärmte Hans-Josef Radermacher, den Regens (Leiter) des Priesterseminars, für ein Influencer-Seminar. Gottesdienst-Videos, kurze Clips von Reisen oder einfach mal Schnappschüsse aus der Kirche – der Fantasie der künftigen Seelsorger sind kaum Grenzen gesetzt.

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Und was bekommen sie nun konkret beigebracht? Im zweitägigen Kölner „Smart Camp“ vermitteln Profi-Influencer die geballte Ladung Social Media mit Youtube, Instagram und Co. Es geht auch um Gefahren im Netz wie Cybermobbing und Datenklau. Und dann natürlich um das technische Know-how.

Zwischenmenschliche Kontakte und Digital Detox

Die Kirche als gläserner Kasten – dieses Bild hat Radermacher als Ziel der Aktion ausgegeben. Gegen das Image einer Institution mit hohem Mauern sollen Priester-Influencer für Transparenz stehen. Die Beichte online ist übrigens ausdrücklich nicht vorgesehen. Das persönliche Schuldbekenntnis lasse sich nicht digitalisieren, sagt Krause. „Wir wollen ja die Leute nicht davon abhalten, in die Kirche zu gehen, im Gegenteil: Wir möchten den zwischenmenschlichen Kontakt stärken.“ Dafür sei der „Digital Detox“ wichtig, der zeitweilige Verzicht auf elektronische Medien. Geweihte Influencer eingeschlossen.

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