10.000 Euro in bar hinterlassenDas mysteriöse Verschwinden des Nick S.

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Symbolbild

Voerde/Aachen – Vor acht Wochen verschwand Nick S. aus Voerde (Regierungsbezirk Düsseldorf). Der Fall erregte Aufmerksamkeit, weil er so mysteriös schien. Heute sieht es so aus, als gebe es eine Erklärung. Ein glückliches Ende für die Familie bleibt allerdings aus.

Was war passiert? Am 28. September dieses Jahres verschwindet Nick. Gegen 9.45 Uhr morgens verlässt er das Haus seiner Eltern, in dem er noch wohnt. Seine Familie glaubt, dass er auf dem Weg zur Uni ist. Doch tatsächlich, so klärt die Polizei Familie Stolz später auf, fährt er in den 140 Kilometer entfernten Aachener Stadtteil Burtscheid.

Dort parkt er gegen 12 Uhr seinen Wagen, legt ein Paket vor eine Haustür, klingelt und geht. In dem Paket befinden sich 10.000 Euro in bar, die Papiere und die Schlüssel für sein Auto, ein Laptop, eine Spielkonsole und ein Brief. In diesem steht unter anderem: „Hallo Vicky, sehe es als Geschenk. Du bist eine wundervolle Frau. Mach´s gut.“

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Verschwinden akribisch geplant

Vicky (Name geändert) ist eine junge Studentin, die in dem Haus wohnt. Sie wird in der Vermisstenmeldung der Polizei als „flüchtige Bekannte“ von Nick bezeichnet. Später erzählt Vicky, sie und Nick hätten sich über den Trampolinsport kennengelernt. Die Beiden hätten sich hin und wieder bei Wettkämpfen gesehen. Seit zwei Jahren allerdings hätten sie keinen Kontakt mehr gehabt, sagt Vicky.

Relativ schnell stellt sich heraus, dass Nick sein Verschwinden akribisch geplant hat. Seinen Job bei Thyssen hatte er zum 31. August gekündigt, drei Konten leergeräumt, seine Bausparverträge aufgelöst. Beinahe täglich ist Nicks Familie in Aachen auf Spurensuche. Gleich am Sonntag nach Nicks Verschwinden kontaktiert seine Schwester Jessica die ehrenamtliche Rettungshundestaffel „Mantrailer West“ aus Köln.

Am zweiten Tag kommt es an einem Krankenhaus zu einer mysteriösen Begegnung. Staffelleiter Gernot Sieger erinnert sich: „Wir waren gegen 23 Uhr im angrenzenden Parkhaus unterwegs, als eine Kollegin einen jungen Mann sah, der ziemlich genau auf die Beschreibung passte. Als der Freund der Schwester gerade zufällig Nicks Namen rief, entfernte sich die Person plötzlich zügig und sprang über eine Mauer.“

Flugtickets nach Südeuropa gefunden

Jessica hackt sich zu Hause in Nicks E-Mail-Account ein. Sie findet ein Bahnticket von Aachen zum Düsseldorfer Flughafen sowie ein Flugticket von Düsseldorf nach Südeuropa, mit Zwischenhalt in einer anderen südeuropäischen Stadt. Von der zuständigen Airline erfährt Jessica, dass am Tag von Nicks Verschwinden tatsächlich eine Person in den Flieger gestiegen ist. War es Nick? Jessica glaubt das nicht: „Nick hat Flugangst“, sagt sie dem „Express“. Mit ihrem Freund Fabian habe Nick hin und wieder mal übers Auswandern gesprochen. „Aber nie war von diesem Ort die Rede.“

Was ebenfalls verwirrt: Die Person, die den Flug antrat, hatte laut Fluggesellschaft 25 kg Übergepäck dabei. Nick hatte bei seinem Verschwinden jedoch alle privaten Sachen zu Hause gelassen. Und auch, dass er 10.000 Euro Bargeld abgibt, kurz bevor er in ein fremdes Land fliegt, um mutmaßlich auszusteigen, passt nicht ins Bild. Doch nun deutet eben alles darauf hin, dass Nick tatsächlich ein neues Leben starten wollte. „Wir haben stichhaltige Hinweise, dass sich Nick ins Ausland abgesetzt hat. Es sieht so aus, als wollte er aus den heimischen Gefilden und aus seinem normalen Leben ausbrechen“, teilte die Polizei Wesel auf Nachfrage mit. Einen kleinen Lichtblick für die Familie liefert die Polizei Wesel aber immerhin: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass Nick etwas passiert ist.“

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