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Auch in Köln aktivAfD-Mitglieder in Kontakt mit Bürgerwehren

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Demo rechte in Mgladbach

Demo rechter Gruppierungen in Mönchengladbach

  • In Mönchengladbach zog ein breites Bündnis gegen Zuwanderung durch die City. Bürgerwehren, Rechtsextreme, Hooligans, Rocker, Kampfsportler und Wutbürger waren dabei.
  • Das Innenministerium Nordrhein-Westfalens erkennt eine Politisierung der gewaltaffinen Szene.
  • So sind etwa AfD-Mitglieder in Kontakt mit sogenannten Bürgerwehren. Auch mit Zusammenschlüssen aus Köln.

Düsseldorf – Das schwarze Band verdeutlichte die militante Gesinnung seiner Träger: „Bruderschaft Deutschland“ war dort zu lesen. Die Wörter getrennt durch eine weiße Faust. Andere Teilnehmer des Protestzuges durch die Mönchengladbacher City riefen zum Widerstand gegen „die Staatsverbrecher“ auf. Die verbale Attacke richtete sich gegen die Regierenden in Bund und Land. Die „Schlagkraft auf die Straße bringen“, lautete die Losung an jenem 8. September.

Zum ersten Mal zog ein solch breites Bündnis gegen Zuwanderung aus selbst ernannten Bürgerwehren, rechtsextremistischen Splittergruppen, Hooligans, Rockern, Kampfsportlern und Wutbürgern durch die Innenstadt. Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot skandierten einige der 700 Teilnehmer rechte Parolen. Auf der Bühne forderte ein Sprecher zum Widerstand gegen das „Unrechtsregime“ auf. Insgesamt zählten die Staatsschützer allein 16 Bürgertrupps aus NRW und süddeutschen Bundesländern.

Höhepunkt einer besorgniserregenden Entwicklung

Aus Sicht der NRW-Sicherheitsbehörden stellte die rechtsextreme Demo am Niederrhein den bisherigen Höhepunkt einer besorgniserregenden Entwicklung dar. Laut einem Report des Innenministeriums sind seit dem Beginn der Flüchtlingskrise in vielen Städten selbst ernannte Bürgerwehren entstanden. Die Mitgliederzahl bezifferte das Haus von Herbert Reul (CDU) auf mehrere Hundert – Trend steigend. Zudem berichteten die Staatsschützer über personelle Verflechtungen mit der rechtsextremen Hooligan- und Rockerszene.

Alles zum Thema Herbert Reul

„Begleitschutz Köln e. V.“, die „Bruderschaft Deutschland“ aus Düsseldorf, „Besorgte Bürger Herne“ treten in martialischer Pose auf. Bei „Mönchengladbach steht auf“, führt der parteilose Ratsherr Dominik Roeseler das Wort. Der Mitbegründer von „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) musste sich im vergangenen Jahr vor Gericht wegen Volksverhetzung verantworten, als er eine Verkäuferin in sozialen Netzwerken als Burka-Schlampe beschimpfte.

Roeseler mit „Scharnierfunktion“

Roeseler, Ex-Mitglied der rechtsextremen Splitterpartei „Pro NRW“, nimmt laut Innenministerium eine „Scharnierfunktion ein und wirkt sowohl in die rechtsextreme, als auch in die Hooligan-Szene ein“. Der Rechtsaußen war es auch, der die Demo „Mönchengladbach steht auf“ organisierte.

Inzwischen erwecken manche selbst ernannte Bürgertrupps den Anschein, als seien sie Herr der Straße. So patrouilliert beinahe jeden Donnerstag eine Gruppe namens „First Class Crew – Steeler Jungs“ (FCC) durch ihr Viertel in Essen. Offiziell werden diese Märsche, die meist schweigend verlaufen, unter dem Begriff „Rund- oder Spaziergänge“ bei der Polizei deklariert. Meist trifft man sich an einem Billardcafé, das einer Größe der Rocker-Truppe „Bandidos“ gehören soll. Etliche der Steeler Jungs kommen aus der Hooligan-Truppe „Alte Garde Essen“, andere aus der rechtsextremen Szene, manche weisen auch eine Migrationsvita auf.

Gewaltsame Zusammenstöße am Kölner Hauptbahnhof

Der Analyse der Sicherheitsexperten zufolge setzt sich „eine Politisierung einer gewaltaffinen Szene fort, die bereits mit HoGeSa im Jahr 2014 einsetzte“. Seinerzeit war es zu gewaltsamen Zusammenstößen am Kölner Hauptbahnhof gekommen. Die Steeler Jungs sind gut vernetzt – so etwa mit ihrem Gegenstück aus Düsseldorf. Der Kern der Bruderschaft Deutschland besteht laut Innenministerium aus 50 Mitgliedern.

Neben Beziehungen zu rechtsradikalen Agitatoren der Partei „Die Rechte“ oder der „Identitären Bewegung“ bestehen auch Verbindungen zu dem Veranstalter der Reihe „Kampf der Nibelungen“. Bei diesen Martial-Arts-Events kommen Hunderte militante Extremisten zusammen.

An vielen Veranstaltungen der führenden Bürgerwehr-Akteure, so der IM-Bericht, nahmen auch etliche bekannte Mitglieder der AfD teil. Beispielsweise bei der Kundgebung gegen den Migrationspakt im November 2018. Vier Monate später soll die Mönchengladbacher „Bürgerwehr“ eine Veranstaltung der AfD-Landesgruppe NRW im Bundestag im Haus Erholung geschützt haben.

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