Ausstellung in Bad MünstereifelFotos zwischen Matsch, Müll und Emotionen

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Fotograf und Kameramann Georg Wessel (v.l.) mit seiner Frau Christiane „Nani“ und seinem Sohn Levi.

Bad Münstereifel – Fassungslose Gesichter, meterhohe Berge voller Schutt und Schlamm und zwischendrin immer mal wieder die Strahlen der Sonne. Der Fotograf Georg Wessel hat die Momente nach der Flutkatastrophe und die Aufräumarbeiten mit seiner Kamera eindrucksvoll festgehalten.

Mehr oder weniger „einfach draufgehalten“

Entstanden sind die Bilder dabei innerhalb kürzester Zeit. Während eines Rundgangs durch den unteren Teil der Stadt hat der Fotograf mehr oder weniger einfach „draufgehalten“. „In Summe war das eine halbe Stunde“, sagt Georg Wessel.

Eine Ausstellung, wie sie jetzt in der vom Hochwasser geschädigten Stiftskirche besucht werden kann, hatte Wessel dabei wohl nicht im Sinn. Angeschaut habe er sich die Bilder erst im Winter, sagte der Fotograf. „Ich war hier nicht als Fotograf, sondern als Helfer“, so der Bad Münstereifeler Bürger, der im Höhengebiet wohnt.

Jeder hilft, wie er kann

Dass er sich sein Werkzeug – also die Kamera – dann doch geschnappt habe, sei „ein Reflex“ gewesen. „Ich bin kein Baggerfahrer, ich bin Fotograf“, sagte Wessel: „Jeder tut, was er kann.“ So sei es für ihn neben dem Reflex auch eine Verpflichtung gewesen, diesen Tag festzuhalten.

Aufgebaut ist die Ausstellung, die den Titel „BAM! ... danach“ trägt, wie seine eigene Tour: An der Wertherstraße im unteren Teil des historischen Stadtkerns startete Georg Wessel vor rund einem Jahr mit dem Fotografieren – bis zum Brauhaus auf Höhe des St.-Michael-Gymnasiums hat er es geschafft. Für Wessel selbst ist sein Werk „Zeitzeugnis“ und eine „Mischung zwischen Matsch, Emotionen und Handwerkskunst“.

Ortshistoriker gab Impuls für Ausstellung

Der Impulsgeber für die Einzelausstellung sei der Ortshistoriker Harald Bongart gewesen, so der Fotograf. Passend zur Atmosphäre hängen die Abzüge an Bauzäunen. Die habe das Outlet mit den dazugehörigen Betongewichten beigesteuert. Die Idee zu dieser Inszenierung kam von seiner Frau Christiane „Nani“ Wessel.

Öffnungszeiten

Die Foto-Ausstellung „BAM! ...  danach“  ist aufgrund der großen Besucherresonanz bis Mitte September verlängert worden. Sie ist am kommenden Wochenende, 22. bis 24. Juli, von 11 bis 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Chrysanthus und Daria zu sehen. Ab der nächsten Woche werden die Öffnungszeiten jeweils auf der Facebook- und Instagram-Seite bekannt gegeben. (eva)

An einem dieser Zäune, von Lampen in der sonst dunklen Kirche angestrahlt, hängt auch Georg Wessels Lieblingsbild. Darauf zu sehen: ein Helfer vor einem meterhohen Müllberg. Was das Bild zu seinem Favoriten macht? Das Wort „Eifel“, das in weißen Buchstaben auf der dunklen Kappe des Helfers steht. Das habe für Wessel „die Solidarität mit dem Rest der Eifel“ symbolisiert.

So wie viele andere Helfer kannte Georg Wessel den Mann mit der Eifel-Kappe auch nicht. Es stellte sich aber heraus, dass es sich um Fabian Wassong aus Nöthen handelt. Er habe an diesem Tag Freunden geholfen, sagte Wassong. Und woher kommt das Eifel-Logo auf der Rückseite seiner Kappe? Das stehe für den Fußballverein SG Eintracht Eifel, so der Nöthener.

Hilfe bei Verarbeitung der Katastrophe

Der Besuch der Ausstellung ist auch für den Sohn des Fotografen, Levi Wessel, Hilfe zur Verarbeitung der Geschehnisse. Er selbst hat zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe mit seiner Mutter in unmittelbarer Nähe des Werther Tores gewohnt. „Als Anwohner kann ich sagen, wie wichtig es für die Leute war, das hier zu sehen“, sagt der 18-Jährige.

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Das ist laut Georg Wessel der Sinn der Sache. „Es geht um Gedenken und Besinnen“, so der Fotograf. Daher freut sich die Familie umso mehr, dass die Ausstellung bis Mitte September verlängert wurde. „Das Wochenende hat uns gezeigt, wie sinnvoll diese Ausstellung ist“, sagt Christiane „Nani“ Wessel. „Für die Aufarbeitung“, fügt Georg Wessel hinzu.

„Man hat in den ersten Tagen einfach funktioniert“, erzählt der selbst betroffene Levi Wessel. „Die Erinnerungen daran sind bei vielen völlig verloren gegangen.“ Da kommt die Foto-Ausstellung ins Spiel: „Für die Menschen ist es schwierig, aber emotional wichtig, um damit abschließen zu können“, so der junge Bad Münstereifeler.

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