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Brandserie in IversheimZündelnder Feuerwehrmann erhält Bewährungsstrafe

Lesezeit 4 Minuten
In vier Tagen brannte es dreimal im 1500-Einwohner-Ort. In Flammen ging auch der Anbau des Sportlerheims am 7. November in der Straße Auf dem Katzenberg auf.

In vier Tagen brannte es dreimal im 1500-Einwohner-Ort. In Flammen ging auch der Anbau des Sportlerheims am 7. November in der Straße Auf dem Katzenberg auf.

  • Ein 23-Jähriger Feuerwehrmann hat von Juni 2019 bis November 2020 immer wieder Brände in seinem Wohnort gelegt.
  • Am Donnerstag musste er sich wegen seiner Straftaten vor dem Euskirchener Schöffengericht verantworten.

Bad Münstereifel-Iversheim/Euskirchen – Sein Löschgruppenführer beschrieb ihn als fleißig, zuverlässig und beliebt. Er attestierte ihm einen mustergültigen Werdegang bei der Feuerwehr. Daniel K. (Name geändert) hatte aber auch eine andere Seite: In seinem Wohnort Iversheim legte er immer wieder Brände. Sobald die Wehr ausrückte, war er dabei und half beim Löschen.

Die Brandserie endete, nachdem die Polizei ihn am 19. November 2020 vorläufig festgenommen hatte. Am Donnerstag musste er sich wegen seiner Straftaten vor dem Euskirchener Schöffengericht verantworten. Es verurteilte den 23-Jährigen, der ein Geständnis abgelegt hatte, zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren, deren Vollzug zur Bewährung ausgesetzt wird. Das Gericht unter Leitung von Dr. Wolfgang Schmitz-Jansen entsprach damit den Anträgen von Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Deren Vertreter sagte: „Sie haben eineinhalb Jahre lang immer wieder die Bevölkerung in Aufregung versetzt. Jeder musste Angst haben, dass es vor seinem Haus brennt.“

Brände gelegt, um Stress abzubauen

Was den Handwerker zu seinem Tun getrieben hatte, ließ sich in dem Prozess nicht wirklich ergründen. Er habe die Brände gelegt, um Stress abzubauen, sagte er – Stress, den er mit seiner Freundin und mit seinem Arbeitgeber gehabt habe.

„In der Feuerwehr fanden Sie Rückhalt und Bestätigung. Beim Löschen wollten sie sich in Aktion und in ein entsprechendes Licht setzen“, mutmaßte der Vorsitzende, räumte aber ein, dass K.s Beweggründe offen blieben. Zum Urteil gehört die Weisung, dass K. sich einem Bewährungshelfer zu unterstellen und einer ambulanten Psychotherapie zu unterziehen hat. „Sie müssen versuchen, die Motivation für Ihre Taten aufzuklären“, sagte Schmitz-Jansen. Verteidiger Heinrich Schmitz hatte erklärt, sein Mandant habe sich bereits um einen Therapieplatz bemüht, allerdings vergeblich.

10.000 Euro Sachschaden

Die Staatsanwaltschaft hatte K. sieben Taten zur Last gelegt, begangen in der Zeit von Juni 2019 bis November 2020. Fünfmal ging es um Sachbeschädigung, wobei es in einem Fall bei einem Versuch geblieben war, als K. einen Holzstapel in Brand setzen wollte.

Größeren Schaden richtete er an, als er insgesamt dreimal in Containern gelagertes Altpapier entzündete, dessen Verkaufserlös für gemeinnützige Zwecke gedacht war. In der Mühlengasse steckte K. Sperrmüll in Brand, wodurch auch ein Fahrzeug und das Gebäude der Münstereifeler Tafel beschädigt wurden. Juristisch schwerer wogen zwei Taten, die er binnen weniger Tage verübte. Am 7. November setzte er das Iversheimer Sportlerheim in Brand. An Front und Dach entstand Sachschaden von 10.000 Euro, so die Staatsanwaltschaft, die diese Tat als Brandstiftung zur Anklage gebracht hatte.

Nach Brandstiftung in den Garten gesetzt

Weitaus schlimmere Folgen hätte der Brand eines Schuppens an der Straße Unterste Gasse am 10. November 2020 haben können. Er wurde samt Inventar zerstört. Dem Eingreifen der Feuerwehr war es zu verdanken, dass die Flammen nicht auf das angrenzende Wohnhaus übergriffen. Diesen Fall werteten Staatsanwaltschaft und Gericht als versuchte schwere Brandstiftung.

Während die Löschgruppe die Flammen bekämpfte, brachte ein Nachbar die Bewohnerin des Hauses, eine 76 Jahre alte Frau, in Sicherheit. Bei dem Helfer handelte sich um niemand anderen als um Daniel K.s Vater. K. sagte, er habe den Schuppen mit Grillanzünder in Brand gesetzt und sei dann zu seinen Eltern gegangen, bei denen sich auch seine Freundin aufhielt: „Wir haben im Garten den Hund laufen lassen.“ Als sie den Brand bemerkten, kümmerte sich der Vater um die Nachbarin, K.s Freundin rief die Feuerwehr.

Schlechtes Gewisssen

K. fuhr zum Feuerwehrgerätehaus, um am Löscheinsatz teilzunehmen: „Danach habe ich mich schlecht gefühlt und überlegt, zur Polizei zu gehen.“ Gestellt habe er sich aber nicht. Am Morgen des 19. November kamen Polizei und Staatsanwaltschaft zur Hausdurchsuchung. „Ich habe den Eindruck, als sei die Festnahme für Sie eine Art Erlösung gewesen“, sagte Richter Schmitz-Jansen. K. erklärte, dass es 2019 bei ihm schon einmal eine Hausdurchsuchung gegeben habe. Damals verliefen die Ermittlungen aber im Sande. Im Schlusswort bat er alle um Entschuldigung, denen er geschadet habe.

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Der Vorsitzende rechnete K. vor, dass Geldforderungen von 50 000 bis 100 000 Euro auf ihn zukämen, die keine Versicherung übernehme. Die Beziehung zu seiner Freundin ging in die Brüche, Mitglied seiner „heiß geliebten Feuerwehr“, so der Staatsanwalt, ist er nicht mehr. Seine Firma entließ ihn am Tag nach der vorläufigen Festnahme. In der Zwischenzeit hat er eine neue Stelle angetreten. Aus Iversheim ist K. weggezogen.

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