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Eklat um Eifeler Karnevalsprinz„Ich lasse mich nicht zum Hampelmann machen“

Lesezeit 4 Minuten
Da war die Welt noch in Ordnung: Zur Proklamation von Prinz Jörg I. (Smetek) waren Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (l.) und BDK-Vertreter Michael Dormagen nach Mutscheid gereist.

Da war die Welt noch in Ordnung: Zur Proklamation von Prinz Jörg I. (Smetek) waren Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (l.) und BDK-Vertreter Michael Dormagen nach Mutscheid gereist.

  • In Mutscheid hat es ordentlich gekracht: Prinz Jörg I. hat das Handtuch geschmissen.
  • Nun will der gebürtige Kölner in vollem Ornat in seiner Geburtsstadt auftreten.
  • Welche Reaktionen diese Ankündigung auslöst und wie es überhaupt zu dem Zwist kam, erfahren Sie bei uns.

Mutscheid – Sechs lange Jahre haben die Mutscheider Jecken nach der Regentschaft von Ralf Zalfen und Gaby Schaffrath sehnsüchtig auf Tollitäten gewartet. Dann war Land in Sicht: Weiberfastnacht warf ein Kölner Urgestein seinen Hut in den Ring.

Jörg Smetek, der seit sechs Jahren in Sasserath wohnt, schrieb nach einigen Kölsch auf einen Bierdeckel, dass er es machen wolle. Dann ging alles ganz schnell: Vor ziemlich genau einem Jahr wurde er beim Fischessen im Saal Prinz proklamiert. Narrenherz, was willst du mehr, könnte man meinen. Doch wenig später rumorte es plötzlich zwischen der Tollität und der Karnevalsgemeinschaft Mutscheid. Und dann war endgültig Schluss mit lustig.

Jörg I. warf das Handtuch und trat verbittert und entnervt zurück. Die Euphorie, eimol Prinz zo sin während der langen Session, war bei Smetek jäh verflogen. Über die tatsächlichen Gründe für das zerschnittene Tischtuch zwischen Karnevalsfunktionären und Ex-Prinz haben sich die Beteiligten lange ausgeschwiegen. Jetzt reden sie.

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Smetek spricht von „unüberbrückbaren Differenzen“. Es habe total unterschiedliche Ansichten in puncto Organisation und Ablauf seiner Regentschaft gegeben.

Franz Schneider von der Mutscheider KG legt Wert darauf, dass es keinen Eklat mit Anbrüllen und einem lauten Knall gegeben habe: „Ich war daher völlig verblüfft, als er mich im Büro angerufen hat und mitteilte, dass er kein Prinz mehr sein möchte.“

Im Bad Münstereifeler Höhengebiet blieb der telefonische Rücktritt des Prinzen nicht lange geheim. Die KG handelte und beraumte eine Krisensitzung mit dem rein weiblichen Elferrat sowie Schneider und Prinzenführer Jochen Schmitz an. Eine Lösung des Problems fanden die Karnevalisten indes nicht.

Smetek sagt, dass er von einigen aus der KG enttäuscht sei. Er habe sich mehr Rückhalt erhofft. Dann wird er deutlicher: „Da gibt es wohl einige Menschen, die mich richtig schlecht gemacht haben.“ Sie hätten ihm unterstellt, kein guter Prinz zu sein und dass er nicht in der Lage wäre, das Amt zur Zufriedenheit aller auszuüben: „Ich lasse mich doch nicht zum Hampelmann machen.“

5000 Euro hat Mutscheider Prinz bezahlt

Dazu Schneider: „Es gibt bekanntlich immer zwei Wahrheiten. Wir haben ihn fair behandelt und sind uns keiner Schuld bewusst.“ Die KG habe ihm sogar die Hand für eine Einigung gereicht. Genutzt hat es jedenfalls nichts.

Unglücklich über kleines Gefolge

Hinter vorgehaltener Hand heißt es in der Mutscheid, dass der Prinz in seiner kurzen Amtszeit Probleme damit hatte, sich von den Frauen des Elferrats etwas sagen zu lassen. Es hieß auch, der Prinz habe sich nach seinem einzigen offiziellen Auftritt in Iversheim darüber beklagt, dass er mit relativ kleinem Gefolge habe auftreten müssen.

„Wir sind halt nur ein kleiner Verein“, sagt Franz Schneider von der KG Mutscheid. (mgo)

Smetek hat das kurze Prinzen-Vergnügen in der Mutscheid nach eigenem Bekunden eine Stange Geld gekostet. Für Orden, Ornat und den bereits vorab bezahlten Prinzenwaagen habe er 5000 Euro gezahlt. Daher will der Sasserather nicht komplett auf das Prinz-Sein verzichten.

Er kündigte dieser Zeitung an, in seiner Geburtsstadt Köln im vollen Ornat auftreten zu wollen: „Da gibt es schon einige Kölner Freunde, die sich freuen, mich als gekürten Prinzen bejubeln zu können.“ Mit dabei und ebenfalls im Ornat sei dann auch seine Lebensgefährtin.

Dieser Plan stößt bei den Mutscheider Karnevalisten auf wenig Gegenliebe. „Das geht so auf keinen Fall. Wenn er das tatsächlich machen will, darf er das nicht unter unserem Namen tun“, stellt Schneider klar.

Ähnlich sieht das Michael Dormagen, Vertreter des Bundes Deutscher Karneval (BDK) Rhein-Sieg. Privat könne der Mann ja tun und lassen, was er wolle, aber: „Entweder bin ich ein offizieller Prinz für einen Karnevalsverein, oder nicht. Den Segen des BDK , in der Öffentlichkeit als Prinz unter der Mutscheider Fahne aufzutreten, hat er definitiv nicht.“

Zum Knatsch zwischen Ex-Prinz und KG sagt Dormagen nur: „Das ist schon kindisch.“

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