Farbschmierereien in EuskirchenJetzt auch potenzielles Weltkulturerbe betroffen

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Die 150 römischen Legionäre, die einst am heutigen Kalkarer Weg in Iversheim Kalkstein abgebaut und Mörtel produziert haben, würden sich bei diesem Anblick im Grab herumdrehen.

Die 150 römischen Legionäre, die einst am heutigen Kalkarer Weg in Iversheim Kalkstein abgebaut und Mörtel produziert haben, würden sich bei diesem Anblick im Grab herumdrehen.

Iversheim/Arloff – Helmut Ruß war zwar schon vorgewarnt worden, doch als er die Bescherung mit eigenen Augen sah, hat sich sein Puls nach eigenem Bekunden schlagartig erhöht: „Ich bin ziemlich angefressen und mächtig sauer. Wir haben viel Herzblut in das Projekt investiert. Und nun das.“

„Die Gemälde sind schon eindrucksvoll“, flüchtet sich der Vorsitzende des Iversheimer Dorfverschönerungsvereins in Ironie. Fakt ist, dass sein Verein einer der Leidtragenden der Serie von Schmierereien im Bad Münstereifeler Stadtgebiet ist. Die unbekannten Graffiti-Sprayer haben ihre Spuren nach Angaben von Polizeisprecher Lothar Willems an der Römischen Kalkbrennerei in Iversheim sowie an der Mehrzweckhalle und dem dortigen Vereinsheim des Musikvereins Eifelland in Arloff hinterlassen.

Zudem besprühten sie in Arloff eine Wand, zwei Rollläden und eine Tür eines Hauses in der Straße Auf den Schmitten, einen Container der Prinzengarde sowie den Unterstand für Ersatzspieler und einen Kiosk am Sportplatz. Laut Willems, der von einem Schaden im mittleren vierstelligen Euro-Bereich spricht, dauern die Ermittlungen der Polizei an.

Schaden bis zu 20.000 Euro

Ruß vom Dorfverschönerungsverein geht indes alleine bei der Römischen Kalkbrennerei von einem Schaden von bis zu 20.000 Euro aus: „Das kriegt man ja nicht mit einem Lappen und Wasser weg.“ Der 78-Jährige weiß, wovon er spricht, denn vor einigen Jahren war das touristische Highlight am Kalkarer Weg, das bald zum Weltkulturerbe erklärt werden dürfte, schon einmal von Tätern mit Spraydosen heimgesucht worden. Seit 16 Jahren betreut der Iversheimer Verein das knapp 2000 Jahre alte Industriedenkmal der Römer. In dieser Zeit haben laut Ruß etwa 30 000 Besucher die Brennöfen besucht.

Bunte Spuren haben die Täter auf dem Container der Prinzengarde und der Arloffer Mehrzweckhalle hinterlassen.

Bunte Spuren haben die Täter auf dem Container der Prinzengarde und der Arloffer Mehrzweckhalle hinterlassen.

Ruß schüttelt beim Ortstermin den Kopf. „Die wussten nicht, was sie tun“, sagt er in Richtung der Täter. Er geht davon aus, dass sie „durch ihre Handschrift“ identifizierbar sind. Er attestiert den Sprayern eine „große Portion Dummheit“. Denn ansonsten hätten sie die bedeutende Arbeitsstätte der 30. Legion nicht derart verunstaltet. 150 Legionäre haben dort bis 300 nach Christi aus dem Kalkstein in sechs Öfen Mörtel für die römischen Steingebäude gebrannt. Der Mörtel wurde mit Lastkähnen via Erft und Rhein zu den Baustellen gebracht.

Entsetzt über kriminelle Energie

„Ich bin entsetzt über so viel kriminelle Energie und das enorme Ausmaß der Beschädigungen“, sagt Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Für sie sei es schmerzlich zu sehen, wie wenig Respekt und Wertschätzung die Täter für Kultur und Gemeinschaft haben: „Mit der Römischen Kalkbrennerei ist ein zukünftiges Weltkulturerbe betroffen, das über die Stadtgrenzen hinaus Touristen anzieht.“

„Kalkar 06“ steht auf der Bruchsteinmauer.

„Kalkar 06“ steht auf der Bruchsteinmauer.

Sollten die Verursacher nicht ermittelt werden, müssen die Steuerzahler nach Angaben von Stadtsprecherin Laura Huppertz die Kosten für die Beseitigung der Schäden an den städtischen Immobilien, zu der auch die Kalkbrennerei zählt, übernehmen.

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Angefressen ist auch Udo Falkenberg vom Musikverein Eifelland, deren Mitglieder das Vereinsheim am Arloffer Sportplatz in Eigenregie errichtet haben: „Umso mehr weh tut das jetzt.“

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