Gestörte KommunikationSatellitentelefone blieben nach der Flutkatastrophe still

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Gestörte Kommunikation hatte die Bundeswehr mit ihren Satellitentelefonen kurz nach der Flut rund um das Radioteleskop in Effelsberg.

Bad Münstereifel-Effelsberg – Kurz nach der Flutkatastrophe waren der Kreis Euskirchen, aber auch das benachbarte Ahrtal, telekommunikatives Ödland. Telefon und Internet waren vielerorts massiv gestört, der Mobilfunkempfang war überlastet.

Die Bundeswehr, die im Fluteinsatz war, wollte sich deshalb auf ihre Satellitentelefone verlassen, hatte allerdings im Ahrtal und im Raum Bad Münstereifel einige Probleme. Der Ruf ins All und zurück funktionierte nicht. Der Grund ist einfach: Die Bundeswehr ist in der Nordeifel nicht die einzige Institution, die Signale aus den unendlichen Weiten des Weltalls empfängt.

Radioteleskop wird für viele Forschungen eingesetzt

Das vom Max-Planck-Institut betriebene Radioteleskop in Effelsberg mit seinem markanten Spiegel mit 100 Metern Durchmesser, das bis zum Jahr 2000 für 29 Jahre das größte bewegliche Radioteleskop der Welt gewesen war, sucht permanent nach Radiostrahlung aus dem gesamten Kosmos. Für diese Aufgaben müssen bestimmte Frequenzbänder genutzt werden, etwa zur Suche nach Hydroxyl-Radikalen, um Wasservorkommen im All nachzuweisen.

Damit diese Forschungsarbeit ohne Störungen vonstattengehen kann, hat die Bundesnetzagentur vor mehr als 20 Jahren entschieden, dass in einem Radius von 30 Kilometern rund um das Radioteleskop der Dienst des US-Anbieters Iridium nicht genutzt werden darf. „Das ist keine Lex Effelsberg, sondern eine Regulierung aufgrund internationaler Abkommen, die nicht nur in Deutschland gelten“, teilt das Max-Planck-Institut mit.

„Das ist schon so lange her, das hatten wir nicht mehr auf dem Schirm“, gibt Dr. Alexander Kraus, Abteilungsleiter des Radio-Observatoriums Effelsberg, unumwunden zu. Deshalb wusste er zunächst nichts mit der Beschwerde der Bundeswehr anzufangen, die sich meldete und mitteilte, dass ihre Satellitenkommunikation nicht funktioniere. Denn die Bundeswehr verwendet das System von Iridium, das das gleiche Frequenzband nutzt, mit dem Effelsberg nach besagten Hydroxyl-Radikalen im Weltall sucht.

Programmierung wurde in den USA direkt umgesetzt

Das Max-Planck-Institut vermittelte umgehend einen Kontakt zur Bundesnetzagentur. Die forderte Iridium unverzüglich auf, die Benutzung der Bodenterminals für ihren Dienst zu ermöglichen. Diese Programmierung musste allerdings in den USA erfolgen und wurde laut Iridium umgehend umgesetzt. „Seitdem sind wir in dem Frequenzband blind, aber mit diesen Störungen müssen wir natürlich derzeit leben“, sagt Kraus.

Denn Effelsberg ist selbst von der Flut betroffen. „Kleine Bäche sind über die Ufer getreten. In unserem Gelände mussten größere Aufräumarbeiten stattfinden. Daten- und Wasserleitungen lagen teils frei “, fasst Kraus zusammen. Auch Teile des Lofar-Antennenfeldes wurden weggeschwemmt. Mit diesem können lange zurückliegende Explosionen im All nachgewiesen werden, die Erkenntnisse über die Entwicklung des Universums bringen.

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Überraschend fiel die Antwort der Bundeswehr auf die Anfrage dieser Zeitung aus. „Unserer Operationszentrale ist keine Meldung über eine gestörte Satellitenkommunikation bekannt“, hieß es aus dem Presse- und Informationszentrum des Kommandos Cyber-/Informationsraum. Nicht ausschließen wollte die Bundeswehr aber, dass das Problem von der Truppe vor Ort selbst gelöst worden sei, ohne es ins Verteidigungsministerium zu melden.

Das Problem mit Effelsberg sei aber bekannt. Die Bundeswehr setze auch auf unterschiedliche Systeme, nicht ausschließlich auf das von Iridium. Klar ist auch: „Effelsberg sendet nichts aus, was uns stört, sondern sammelt nur Strahlung.“

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