KonzertMiriam Hanika bot Wellness für die Seele in Bad Münstereifel

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Zu Gast  im Kulturhaus Theater 1: Andreas Schramek (v.l.), Miriam Hanika, Karoline Klinkhammer und Antonello Simone.

Bad Münstereifel – Miriam Hanika legte ihren Finger in die Wunde und schien sie mit ihrer Musik zugleich zu heilen. Sie scheute keine heiklen Themen, blieb aber immer bei sich und gab viel von ihrer Persönlichkeit preis. Zum zweiten Mal berührte und begeisterte sie das Publikum im Kulturhaus Theater 1, das anschließend ganz beseelt den Saal verließ.

Im Januar 2020 trat die junge Musikerin noch unter dem Namen Miriam Green auf. Der Künstlername stammte aus einer Zeit, in der sie überwiegend englischsprachige Lieder sang. Inzwischen schreibt sie Deutschsprachiges und bedient sich eines Namens aus ihrer Ahnengalerie. Sie wollte gerne einen Frauennamen fortführen und übernahm beruflich und im richtigen Leben den Namen ihrer Großmutter: Hanika.

Familie und Heimat

Die Familie und die Heimat sind ganz große Themen im Schaffen der klassischen Oboistin, Sängerin, Pianistin und Liedermacherin. Sie widmete den Song „Louise“ ihrer gleichnamigen Urgroßtante, die in Zingsheim lebte, und benannte auch ihr neues Album nach ihr, das sie am Samstagabend im Theater 1 vorstellte.

Alles zum Thema Musik

Wie schon vor zwei Jahren wurde sie dabei von den Bad Münstereifeler Musikern Andreas Schramek (Piano) und Karoline Klinkhammer (Gesang) unterstützt. Diesmal gesellte sich Antonello Simone hinzu, der dem Programm mit seinem Akkordeonspiel eine ganz besondere Note gab.

Die Musik von Miriam Hanika erwies sich als Wellnessprogramm, das allerdings zum Nachdenken anregte. Ihre Stimme war klar, schillernd und natürlich wie ein Gebirgsbach und faszinierte die Zuhörer auf unaufdringliche und doch sehr direkte Art. Die in München lebende Liedermacherin artikulierte weich und fein. Inhaltlich widmete sie sich allem, was das Leben bietet, und das waren in den vergangenen zwei Jahren durchaus andere Themen als zuvor.

Auf der Suche nach der Wahrheit

„Der Wahrheitssucher“ erklang als Zeuge dieser Zeit. „Alle suchen nach Wahrheiten – das Beste, was einem im Moment passieren kann, damit es die Menschen nicht auseinandertreibt“, erklärte Hanika. „Die Wahrheit hat viele Gesichter, und ich habe nur eines gesehen“, heißt es im Lied. Mit großer Hingabe und feinsinniger Aufmerksamkeit begleitete Andreas Schramek, Kirchenmusiker in der Kurstadt, den Gesang am Piano.

Mit Themen wie Einsamkeit, Grenzen aller Art und Krieg setzte sich Miriam Hanika poetisch und musikalisch wirkungsvoll auseinander. Energisch wurde die sanfte Künstlerin im Lied „53520 Schuld“. Der Titel deutet zunächst nüchtern auf eine Adresse wie jede andere hin, doch seit dem 14. Juli 2021 weiß wohl jeder, wofür sie steht. Naturkatastrophe, Zerstörung und Leid haben das Ahrtal besonders hart erwischt.

Miriam Hanikas Mutter Karoline Klinkhammer, die in Bad Münstereifel lebt, war in ihrer Stadt als Helferin im Einsatz, während die Tochter in München war und sich mit einem Spendenaufruf online engagierte. Ihr Lied dreht sich darum, was uns dieses Ereignis für die Zukunft sagt.

Urgroßtante als Vorbild

Doch bei Hanika wurden nicht nur Probleme gewälzt. Ein wunderschönes Liebeslied in ausgewogener Harmonik und Besetzung rührte die Zuhörer, die in der zarten Musik und den liebevollen und persönlichen Texten schwelgten.

Louise, die offenbar resolute, lebensfrohe und sehr spezielle Urgroßtante, ist für Hanika ein Vorbild, obwohl die beiden Frauen kaum unterschiedlicher sein könnten. Von ihr habe sie gelernt, dass alles möglich ist. Das Album „Louise“ wurde für den Deutschen Schallplattenpreis nominiert. Karoline Klinkhammer begleitete ihre Tochter mit schönen Zweitstimmen, die sie mal über und mal unter deren Tonlage legte.

Das gesamte Ensemble war sehr kreativ, arbeitete nicht nur mit vornotierten Begleitungen, sondern passte die eigene Handschrift nach nur einer einzigen Probe gekonnt in die Lieder ein.

Mit neuem Akkordeon gespielt

Einen besonderen Leckerbissen gab es gleich nach der Pause. Antonello Simone spielte den berühmten „Libertango“ von Astor Piazzolla. Dabei konzertierte er zum ersten Mal auf seinem neuen Akkordeon, das er seit März besitzt. 20 Instrumente sind in seiner Werkstatt in der Nähe von Loch der Flut zum Opfer gefallen. Nun kann Simone wieder auftreten, zur großen Freude der Zuhörer im Theater 1, die von der Virtuosität und dem Temperament des Musikers hellauf begeistert waren. Gleich danach erklang „Oblivion“, ebenfalls von Piazzolla. Oboe, Piano und Akkordeon vereinten sich darin zu sehnsuchtsvoller Musik.

Das könnte Sie auch interessieren:

Miriam Hanika dankte schließlich Christiane Remmert und Jojo Ludwig für ihr Durchhaltevermögen: „Die Kultur hat so gelitten in den letzten zwei Jahren. Künstler können nicht auftreten, wenn es die Veranstalter nicht mehr gibt.“

Mit zum Familienensemble gehörte auch Onkel Michael Klinkhammer an der Technik. Im kommenden Jahr wird ein neues Album von Miriam Hanika erscheinen.

KStA abonnieren