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Nach der FlutIversheimer investiert privat in den Hochwasserschutz seines Hauses

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Der Schreiner und Restaurator Ralf Kolvenbach in seiner neu eingerichteten Werkstatt.

Bad Münstereifel-Iversheim – In seiner eher leisen, zurückgenommenen Art berichtete der Iversheimer Schreiner Ralf Kolvenbach unlängst im Flut-Talk von Kölnischer Rundschau, „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Radio Euskirchen darüber, wie er und seine Familie die Flutnacht im Juli 2021 und die Zeit danach erlebten. In Erinnerung blieb dabei die eindrückliche Schilderung, wie er sich mit Tochter Anne-Christine erstmals im geliehenen Auto auf den Weg nach Mechernich aufmachte, um Lebensmittel einzukaufen.

Traumatisches Erlebnis

„Als wir den Berg hochfuhren und nach Eschweiler kamen – das war das traumatischste Erlebnis, das war total surreal“, erinnert sich Kolvenbach mit stockender Stimme: Zu sehen, wie die Menschen im unzerstörten Nachbardorf in ihren Vorgärten stehen und sich unterhalten, das habe dem Iversheimer schlagartig bewusst gemacht, was in seinem Heimatort gerade geschehen war.

Für die Redaktion stand fest, dass Kolvenbach noch einmal ausführlicher berichten soll, wie er den Wiederaufbau seines gefluteten Hauses, das in Sichtweite der Erft liegt, und seiner ebenfalls zerstörten Schreinerwerkstatt bewerkstelligt hat. Und auch diesmal ist es ein Nebensatz Kolvenbachs, der die Geschichte noch einmal in eine ganz andere Richtung lenkt.

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Rund 600.000 Euro Schaden seien bei ihm entstanden, kann Kolvenbach ein Jahr nach der Flut berichten, allein 200.000 Euro haben die neuen Maschinen in seiner Werkstatt gekostet. Zum Glück sei er privat wie geschäftlich voll versichert gewesen. Durch einen glücklichen Zufall sei erst im Jahr vor der Flut ein neuer Versicherungsvertrag für den Betrieb abgeschlossen worden, bei dem nicht nur der Zeitwert seiner damals schon 20 oder 30 Jahre alten Maschinen ersetzt worden sei. „Und dann haben wir auch noch rund 26.000 Euro in den Hochwasserschutz investiert.“

Hochwasserschutz? Was meint Kolvenbach? „Wir wollten nie wieder so hilflos sein wie im vergangenen Jahr. Wir wollten unbedingt in unserem Haus bleiben. Daher haben wir ein Dammbalkensystem gekauft, mit dem sich im Notfall alle Fenster, das große Hoftor und der Eingang zur Werkstatt auf der Gebäuderückseite komplett abdichten lassen“, erklärt der Handwerker.

Aufbau schon geprobt

Vorstellen kann man sich das System ähnlich wie die Spundwände, die bei Rhein-Hochwasser in der Kölner Altstadt aufgebaut werden. „An der Werkstatttür und am Hoftor wird ein Haltesystem befestigt, in das die einzelnen Metallelemente eingesetzt werden“, beschreibt Kolvenbach die Funktionsweise. Auch für die Fenster gibt es maßgefertigte Metallelemente. Der Wasserdruck dichtet im Flutfall die Konstruktion ab.

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„Wir haben den Aufbau mit der Familie und Freunden schon einmal geprobt, damit wir im Ernstfall gerüstet sind“, ergänzt Ehefrau Petra: „Wir hoffen, dass wir das nie brauchen werden, aber wir wollten uns einfach sicher fühlen.“ Zum System gehören auch ein Notstromaggregat und Pumpen, um Niederschlagswasser oder Wasser aus der Kanalisation aus dem Innenhof herauspumpen zu können.

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