Wie Oskar SchindlerBad Münstereifler ehren David Kaufmann mit Gedenktafel

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Die Tafel enthüllten Emma Prokopp (l.) und Sabine Preiser-Marian. Applaus gab es auch von Louis Feuvrier, Bürgermeister der Partnerstadt Fougères.

Die Tafel enthüllten Emma Prokopp (l.) und Sabine Preiser-Marian. Applaus gab es auch von Louis Feuvrier, Bürgermeister der Partnerstadt Fougères.

Bad Münstereifel – Am Entenmarkt in der historischen Innenstadt von Bad Münstereifel wird nun ein Mann geehrt, der 200 Menschenleben gerettet hat: David Kaufmann. „Eine Gedenktafel zu öffnen, bedeutet: Ich werde aktiv. Man bewegt sich auf den Bedachten zu. Das engagiert, das schafft Nähe“, sagte am Freitag die Künstlerin Elke Strauch über die besondere Beschaffenheit der Tafel. Die Lehrerin am St. Michael Gymnasium ist auch Gestalterin der Gedenktafel für David Kaufmann.

Die Zahl der Anwesenden bei der Feier war zwar etwas geringer als die der durch Kaufmann Geretteten, aber sie bezeugten allesamt ihre Hochachtung „vor einem leisen Vorbild, auf das wir stolz sein dürfen“, so Michael Mombauer, Schulleiter der Marienschule in Euskirchen.

Für 80 Familien gebürgt

David Kaufmann, geboren am 8. Oktober 1875 in dem Haus am Entenmarkt 2, starb am 3. August 1969 in Grand Island, Nebraska. Er setzte in einem fremden Land sein Vermögen und seine Integrität aufs Spiel, um Menschen zu retten, die er gar nicht kannte. In den USA ein Selfmade-Millionär geworden, bürgte Kaufmann mit seinem Namen für 80 Familien und ermöglichte somit rund 200 Menschen die Flucht vor dem sicheren Tod durch das Nazi-Regime.

In Bad Münstereifel wurde man aufmerksam auf David Kaufmann durch die Forschungen des Stadtarchivars Harald Bongart. Mombauer, ehemaliger stellvertretender Leiter des St. Michael Gymnasiums, griff diese auf und machte seine Schülerin Emma Prokopp mit dem Schicksal Kaufmanns vertraut.

„Oskar Schindler“ des St. Michael Gymnasiums

„Das Haus, in dem David Kaufmann geboren wurde, ist das Haus meiner Oma“, so Prokopp. Ihre ausführliche Projektarbeit über den „Oskar Schindler“ des St. Michael Gymnasiums, in dem Kaufmann Schüler war, gewann die Aufmerksamkeit der Anwesenden am Entenmarkt und erntete die verdiente Bewunderung.

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„Die heutigen Hauseigentümer, die Familie Decker-Prokopp, waren sofort begeistert von dem Gedanken, an ihrem Haus eine Gedenktafel für David Kaufmann anzubringen“, so Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Sie dankte allen, die das Projekt durch ihr Engagement getragen haben – etwa der Verein Alter Münstereifeler oder die Bürgerstiftung der Kreissparkasse.

Erinnerungskultur am Leben erhalten

Zur Enthüllung der Gedenktafel waren auch Delegationen der Partnerstädte Bad Münstereifels, Ashford und Fougères, mit den Bürgermeistern Jenny Webb und Louis Feuvrier gekommen. „Mein Dank geht an alle, die mitmachen, um diese Erinnerungskultur immer und immer wieder mit Leben zu füllen“, sagte der Vorsitzender des Vereins Alter Münstereifeler, Michael Nücken: „Das ist das Mindeste, welches unsere Stadt an Ehre geben konnte!“ Nach der feierlichen Enthüllung gab es für die Gäste Getränke und Häppchen vom Bistro „Le Petit“, das sich heute im besagten Haus am Entenmarkt befindet.

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