Café und Bistro geplantSanierungspläne für Bahnhof Blankenheim-Wald werden konkreter

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Der Bahnhof in Blankenheim-Wald lädt nicht zum Verweilen ein. Das soll sich ändern.

Der Bahnhof in Blankenheim-Wald lädt nicht zum Verweilen ein. Das soll sich ändern.

Blankenheim-Wald – Die Farbe blättert ab, die Fenster sind mit Brettern vernagelt – und seit Jahren wird über eine Nutzung des Bahnhofs Blankenheim-Wald debattiert. Nun wird ein neuer Anlauf unternommen, das Haus wieder zu einem Schmuckstück zu machen. Das ist der Wunsch der eigens gegründeten Interessengemeinschaft (IG), die einen Abriss des historischen Gebäudes unbedingt verhindern und das Bauwerk mit der Schieferfassade nutzbar machen will.

In ihrem momentanen Zustand ist die Station kein Ort, an dem man sich länger aufhält, als unbedingt nötig ist. Damit sich das ändert, stellte die IG ihre Pläne rund um das Bahnhofsgebäude im Gemeindeentwicklungsausschuss vor. Mit Benedetto Gentili gibt es einen weiteren Interessenten am Bahnhof. Aufgrund einer Erkrankung konnte er seine Pläne den Politikern aber nicht vorstellen.

Komplettumbau geplant

Man solle sich vorstellen, als Reisender am Bahnhof ankommen oder abfahren zu wollen, sagte der IG-Vorsitzende Alex Oeliger. Außer einer „Hundehütte“ als Unterstand sowie zwei Bänken, die aber Wind und Wetter ausgesetzt seien, finde man dort nichts. Auch über Verspätungen, die ja bei der Bahn an der Tagesordnung seien, würden Passagiere mangels Tafeln nicht informiert, so Oeliger weiter: „Wir haben keine Infrastruktur vor Ort. Keine Toiletten, Einkehrmöglichkeiten, Wetterschutz oder Ansprechpartner.“

Zusätzlich werde seit Jahren über das Unsicherheitsempfinden geklagt, betonte er. Dabei sehe man vonseiten des Vereins enormes Potenzial für den Bahnhof als Ausgangspunkt für Radfahrer und Wanderer, die zudem auch mit dem Wanderbus weiterfahren können.

Café und Bistro im Erdgeschoss

Die Pläne, die die IG in Zusammenarbeit mit Architektur-Studenten der Hochschule Trier sowie Vereinsmitglied und Architekt Uwe Crull erarbeitet hat, sehen laut Oeliger drei neu zu schaffende Teilbereiche für das historische Gebäude vor. Im Erdgeschoss soll unter anderem ein Café/Bistro entstehen, das in der schönen Jahreszeit mit einer Außengastronomie an der Gleisseite kombiniert werden könnte. Auch eine Ausstellung zur Eisenbahngeschichte soll nach Wunsch der IG dort Platz finden.

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Im ehemaligen Güterschuppen möchte man einen Veranstaltungs- und Ausstellungsbereich einrichten, sagte Oeliger. Im Ober- und Dachgeschoss sei ein Beherbergungsbetrieb mit 16 Betten als günstige Übernachtungsmöglichkeit für Radfahrer, Wanderer und Pilger angedacht. Frühstück und Abendessen könnten im Gastrobereich des Bahnhofs eingenommen werden. Ein Toilettengebäude in passender Optik soll laut Oeliger am Bistro angebaut werden.

Knapp 800.000 Euro Kosten

Die Kosten für Grundsanierung und Umbau belaufen sich nach einer ersten Berechnung auf 791.000 Euro. Bis zu 90 Prozent davon könne man über das Förderprogramm „Heimat-Zeugnis“ des Landes NRW finanzieren. Somit bleibe ein Eigenanteil von 79100 Euro, die es aufzubringen gelte. IG-Chef Oeliger erinnerte Bürgermeister Rolf Hartmann und die Politiker an eine der IG gemachte Zusage: „Wir verlangen, dass die Kosten, die sonst für den Abriss angefallen wären, übernommen werden.“

Der Verwaltungschef habe seinerzeit von 60000 Euro gesprochen, so der Vorsitzende der Interessengemeinschaft. Die verbleibenden knapp 20000 Euro wolle man durch Vereinsmittel und Spenden zusammenbringen.

Ob das Projekt für die NRW-Förderung infrage komme, habe man bei der Bezirksregierung noch nicht erfragt, räumte er auf Nachfrage von CDU-Mann Reiner Reetz ein. Da sich das Gebäude im Besitz der Gemeinde Blankenheim befinde, sei man der Aufforderung der Verwaltung gefolgt, „keine Alleingänge“ zu machen, setzte Oeliger dem entgegen und schlug eine Lösung vor: Die Kommune solle den Bahnhof für einen Euro an den Förderverein abtreten.

Betreiber gesucht

Auch die Frage nach einem möglichen Betreiber, etwa für den Gastrobereich, wurde rege diskutiert. Simone Böhm (UWV) wollte wissen, ob es konkrete Bewerber gebe. Oeliger berichtete, dass ein Interessent im Winter abgesprungen sei. Einen anderen Kandidaten gebe es zurzeit nicht.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Ingo Bings begrüßte die Idee eines Beherbergungsbetriebs grundsätzlich, allerdings fehlten ihm konkrete Finanzierungspläne, die auch die Folgekosten für den laufenden Betrieb berücksichtigen. Man einigte sich darauf, die Entscheidung zu vertagen, bis man eine Antwort der Bezirksregierung erhalten habe.

Gentilis Plan

Ein möglicher Investor für den Bahnhof Blankenheim-Wald ist Benedetto Gentili. Auf Nachfrage erklärte er, dass seine Pläne sich wenig von denen der IG unterscheiden.

Eine Event-Location im ehemaligen Lokschuppen sowie eine Übernachtungsmöglichkeit habe auch er geplant. Er wolle allerdings mit eigenen finanziellen Mittel arbeiten und nicht auf öffentliche Gelder zurückgreifen, so der Unternehmer.

400000 bis 500000 Euro wolle er – gemessen an seinen Erfahrungen mit dem ähnlichen Projekt im Schmidtheimer Bahnhof – investieren, erläuterte Gentili. Im Gegensatz zur IG schwebe ihm das Konzept eines „Ferien-Bahnhofs“ vor. Einen geeigneten Gastronomen zu finden, sehe er als schwierig an. Laut Gentili hat die IG eher die regionale Bedeutung im Blick, er die Wirtschaftlichkeit. Wenn der Verein Förderungen erhalte, wolle er dessen Plänen nicht im Wege stehen. 

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