Große HerausforderungBlankenheimer müssen mehr Plätze für Kinderbetreuung schaffen

Lesezeit 4 Minuten
Blankenheims erster Waldkindergarten in der Trägerschaft des DRK wird in einem Bauwagen untergebracht. Die Gemeinde, hier Fachbereichsleiter Erwin Nelles und Bürgermeisterin Jennifer Meuren, hat schon einige Angebote gesichtet.

Blankenheims erster Waldkindergarten in der Trägerschaft des DRK wird in einem Bauwagen untergebracht. Die Gemeinde, hier Fachbereichsleiter Erwin Nelles und Bürgermeisterin Jennifer Meuren, hat schon einige Angebote gesichtet.

Blankenheim – Schon im Sommer fehlen in der Gemeinde Blankenheim 21 Kindergartenplätze. Und auch für die Grundschüler herrscht mittelfristig akuter Platzmangel. Nun muss die Gemeinde schnell handeln.

Von dem, was jetzt Probleme bereitet, habe man noch vor wenigen Jahren nur träumen können. Erwin Nelles, Fachbereichsleiter Organisation und Finanzen, versucht, das Ganze einzuordnen. Es ist eben kein Traum mehr in den Eifelgemeinden: Immer mehr junge Familien ziehen zu. Auch in die Gemeinde Blankenheim.

Enge auch an der Grundschule

An den Standorten der Ahr-Grundschule in Blankenheim und in Dollendorf mit derzeit 241 Schülern herrscht ebenfalls drangvolle Enge. Und die Schülerzahlen steigen weiter. So muss mittelfristig die Vierzügigkeit sichergestellt sein, aktuell muss man mit bestehenden drei Eingangsklassen auskommen.

72 Kinder sind zum Schuljahr 2021/22 neu angemeldet, die in zwei Klassen am Standort Blankenheim und in einer in Dollendorf eingeschult werden können. Das NRW-Schulgesetz schreibt vor, dass bei Anmeldung von 57 bis 81 Schülern drei Eingangsklassen zu bilden sind. Die Vorgaben machen Probleme mit Blick in die Zukunft. Man müsse mittelfristig vier Eingangsklassen bilden, also eine Vierzügigkeit sicherstellen, da die Prognosen einen weiteren Anstieg der Schülerzahlen vorhersagen, so Erwin Nelles im Ausschuss. Demnach könnten die Anmeldezahlen im Primarbereich im Schuljahr 2023/24 auf 84 Schüler steigen, den nötigen Platz dafür hat die Gemeinde derzeit aber nicht.

In der Folge wird zudem auch der Bedarf an Plätzen der Offenen Ganztagsschule steigen, wie Ingo Bings (CDU) betonte. Es sei sogar zu befürchten, „dass die nächste Bundesregierung daraus einen gesetzlichen Anspruch macht“, so Nelles. Auch hierfür muss die Gemeinde noch den zunehmenden Platzbedarf klären.

Nun soll die Möglichkeit einer Erweiterung der Grundschule in Blankenheim geprüft werden. „Es wäre sicher sinnvoll, dafür einen Schulplaner dazuzunehmen, wie es sich etwa bei der Erweiterung der Grundschule in Kall bewährt hat“, empfiehlt die stellvertretende Schulleiterin Annemarie Wall.

Derzeit entsteht an ihrer Schule in Blankenheim eine neue Turnhalle, für die es jetzt auch Landeszuschüsse für die Ausstattung mit Spiel- und Sportgeräten gibt. 69300 Euro der im Haushalt dafür eingestellten 90000 Euro werden gefördert. (sli)

Die Folge: Die Zahl der benötigten Kindergartenplätze steigt. Doch woher nehmen? Vor allem bei den Plätzen für die Drei- bis Sechsjährigen stellt sich das Problem. Seitens der Gemeinde hat man mehrere Lösungsvorschläge für den kurz- bis langfristigen Platzbedarf entwickelt, die Nelles im Fachausschuss vorstellte.

Als „Übergangslösung für maximal zwei Jahre“, so Nelles, ist an die Unterbringung in Schulcontainern gedacht. Zwei derzeit ungenutzte stehen an der Gesamtschule und könnten nach geringeren Umbauten – es fehlen etwa sanitäre Anlagen – zum Kurzzeit-Kindergarten werden. Am Donnerstag begutachteten Verwaltung, Kreisaufsicht und Unfallkasse die Option. Unklar ist, ob die alten Container am Standort bleiben sollen, an die Weiherhalle versetzt werden oder ob gar neue Container gekauft werden müssen.

Waldkindergarten und Neubau

Man werde zeitnah eine Lösung finden, versicherte Bürgermeisterin Jennifer Meuren. Als weitere kurzfristige Alternative wäre die Nutzung eines derzeit leerstehenden Wohngebäudes in Mülheim möglich. Es habe ein entsprechendes Angebot seitens des Eigentümers gegeben, so Erwin Nelles: „Das Haus ist in einem Top-Zustand.“

Ähnlich optimistisch ist er auch bezogen auf Neubaupläne zur langfristigen Sicherung der Betreuung für die Jüngsten. So wird die Gemeinde – je nach Anbieter – 150.000 bis 200.000 Euro in ihren ersten Waldkindergarten investieren. Die Trägerschaft wird das Kreis-DRK übernehmen, für das dieses Projekt im Kreisgebiet ebenfalls eine Premiere ist.

Dringender Appell

„Wir brauchen dringend mehr Räume!“ Eindringlich erläuterte Sonja Hilgers, Lehrerin an der Grundschule in Blankenheim, den Platzmangel. Demnach fehlen mehrere Fachräume wie Differenzierungsräume für die Jahrgänge 3 und 4, ein Medien-, ein Musik-, ein Aufenthaltsraum.

Das Lehrerzimmer sei mit 30 statt der vorgeschriebenen 80 Quadratmeter deutlich zu klein, es mangele an Arbeitsplätzen. Im Arztzimmer sei kein Wasseranschluss, für den Hausmeister stehe nur eine Art Kammer zur Verfügung. Konsequenz: „Wir unterrichten auch auf den Fluren“, so Hilgers. (sli)

Gedacht ist an die typischen Bauwagen, die je nach Ausstattung etwa über eine überdachte Veranda verfügen. Standorte werden derzeit geprüft. Sie dürfen, so Nelles, nicht zu weit von der Wohnbebauung entfernt sein. Blankenheims erster Waldkindergarten soll im Gebiet eines der 17 Dörfer entstehen. Die nötigen Mittel sind im Haushalt 2021 eingestellt. Lege man das übliche Genehmigungsverfahren zugrunde, stehe die Option allerdings erst zum Kindergartenjahr 2022/23 zur Verfügung, so Meuren.

250 Kinder von den Unter-Zweijährigen bis zu den Sechsjährigen sind derzeit für Kindergartenplätze angemeldet. Doch es können noch deutlich mehr werden. Da würde sogar ein neuer, nur eingruppiger Kindergarten im Bauwagen nicht mehr reichen. Davon geht man jedenfalls bei der Verwaltung aus und plant ergänzend den zweigeschossigen Neubau eines fünfgruppigen Kindergartens am Frankenring in Blankenheim auf einem leeren Baugrundstück, das der Gemeinde gehört.

Der entsprechende Ratsbeschluss liegt vor, nun soll in Kürze die Ausschreibung erfolgen. Für das Projekt wird die Gemeinde einen externen Ingenieur bezahlen. Der Grund: Die Kapazitäten des angestellten Bauingenieurs im Rathaus sind schlicht erschöpft.

KStA abonnieren