Jecke Fotos aus BlankenheimZum Abschluss treffen sich alle im Zoch in Ripsdorf

Lesezeit 7 Minuten
Eine Clique aus Dollendorf zog als Waschmaschinen durch den Ort. Eine tiefere Bedeutung hatten die Kostüme allerdings nur insofern, als dass in der Gruppe alles rund läuft.

Eine Clique aus Dollendorf zog als Waschmaschinen durch den Ort. Eine tiefere Bedeutung hatten die Kostüme allerdings nur insofern, als dass in der Gruppe alles rund läuft.

So schön kann Karneval sein: Wir haben die Highlights aus der Gemeinde Blankenheim in Bildern zusammengefasst.  

Der Ripsdorfer Bautrupp nahm sich des Straßenhubbels an

17 Wagen und Fußgruppen bildeten am Veilchendienstag in Ripsdorf einen der letzten Züge der Session. Bei strahlendem Sonnenschein zog der närrische   Lindwurm durch die von Zuschauern dicht gesäumte Hauptstraße.

„Ich bin abgeschossen!“ Alois Jütten strahlte, obwohl sein „Ballon“ offenbar rapide an Höhe verloren hatte und ihm jetzt als Kopfbedeckung diente – was seiner Meinung nach auch zugleich die politisch korrekte Kostümbezeichnung war. Gute Laune war beim Aktiven des Karnevalsvereins Ripsdorf gefragt, hoffte er doch mit einem grünen Sammelgießkännchen in der Hand auf Kleingeld der vielen Zuschauer am Zugweg.

An der Spitze des KV Ripsdorf stand 30 Jahre lang Martin Peetz, der nun den Vorsitz und die Leitung des   Zochs an seinen Nachfolger Stefan Wagener übergeben hat. Zeit für einen Rückblick des Ripsdorfer Karnevals-Urgesteins. „Ja, in den 1990er Jahren hatten wir noch bis zu 30 Gruppen und Wagen im Zoch“, sagte Peetz. Doch dann seien die befreundeten Karnevalsvereine und Cliquen aus dem nahen Rheinland-Pfalz weggeblieben. Der Grund: „Die immer weiter verschärften TÜV-Auflagen in NRW“, so Peetz. Davon ließen sich beim   Zoch am Dienstag allerdings weder die Karnevalisten aus Wiesbaum mit einem sehenswerten Piraten-Wagen noch der KV Steffeln mit einem komplett nachgebauten Wild-West-Saloon abschrecken. Eine Gruppe aus Esch um Alex Lorse war als Steam-Punks angereist.

Doch die Dorfgemeinschaft aus Ripsdorf stellte den Großteil aller Gruppen und Mottowagen. Familien, Nachbarschaften und Cliquen gehen teilweise seit Jahrzehnten im Zoch mit. Etwa KV-Geschäftsführerin Desirée Kremer und ihre Clique als Blumenwiese, womit sie eine Initiative eines Ripsdorfer Landwirtes unterstützen, der Blühstreifen angelegt hat, deren Parzellen man anmieten kann. Der „Ripsdorf-Hüngersdorfer Straßenhubbel“ wiederum war Thema des Mottowagens und der kostümierten Jecken um Zugleiter Wagener. „Die Straße hat die Baufirma nicht richtig gemacht, sie ist an einer Stelle sehr uneben. Das muss jetzt erneuert werden“, berichtete Wagener. Und da wolle man schon mal als sachkundiger Bautrupp samt „Schwarzarbeitern“ und „Mini-Jobbern“ – die Kinder auf dem Wagen – mit anpacken. Nun stehe ja auch noch die Sanierung der Ripsdorfer Hauptstraße an – man befürchte da gleich mal das Schlimmste.

„Besser kalt gespült, als zu heiß gewaschen!“ Das empfahl unterdessen die Dollendorfer Gruppe um Carmen Görtz, die als Waschmaschinen kostümiert war. Das fördere den Zusammenhalt, denn man könne als Einzelner ja nicht „rund laufen“, so Görtz.

Mit dabei waren zudem Gruppen aus Waldorf, wo es ebenfalls einen kleinen Zug gab. Vertreten war auch Hüngersdorf, wo der Zoch zum 40. Mal gegangen ist. Beifall gab es dafür auch von Erwin Nelles, Allgemeiner Vertreter von Blankenheims Bürgermeisterin Jennifer Meuren, der Mitglied im Ripsdorfer Kegelclub „Klevvbotze“ ist. Die Alle-Neune-Freunde widmeten dem 50-jährigen Bestehen der Bläck Fööss einen ganzen Wagen. Nelles, seine Chefin Meuren und auch Landrat Markus Ramers schauten sich den Zoch in Ripsdorf an. Ramers, gebürtig aus Freilingen und bekennender Karnevalist, hatte endlich seine erste Session im Spitzenamt erlebt: „Das Schönste neben all den jecken Terminen war der Auftritt unseres Freilinger Herrenballetts. Da mache ich immer noch mit“, so der Verwaltungschef. Einen im Herrenballett tanzenden Landrat – das hat auch im rheinischen Karneval Seltenheitswert.


Lommersdorf grüßt die ganze jecke Welt

Lommersdorf grüßt die Welt! Anders kann das Fazit des aus 16 Gruppen und Wagen bestehenden jecken Lindwurms in dieser Session nicht lauten. Denn nicht nur Lommersdorfer und Lommersdorferinnen, auch Menschen von der anderen Seite der Landstraße (Freilingen), Dortmunder, Einbecker, Beilsteiner (Mosel), Kreuzberger (nicht Berlin), Dreiborner, Mülheimer (Ahr), Schleidener und Manscheider (Ländchen) waren dabei. Und international war die Musikgruppe „Samba Eifel“ besetzt, die für brasilianische Klänge sorgte. US-amerikanisches Roadster-Feeling – Sweet Hitch Hiker – lieferten die „Country Triker“ um „Präsi“ Peter Dreschmann, der ein Neu-Lommersdorfer ist und seine Kumpels aus der Triker-Szene eingeladen hatte.

Und auch in Ahrdorf hatte man sich Gedanken gemacht, die weit über die Grenzen dies- und jenseits der Ahrbrücke hinausgehen. „Wir wollen den Weg vom Huhn, zum Ei, zum Eierlikör erklären“, so Oberhuhn Ralf Ruland. Auf dem Wagen natürlich dazu die artgerechte Freilaufhaltung auf immerhin vier Quadratmetern und jede Menge gut gelaunter Küken. Da wollte die Löschgruppe Lommersdorf nicht nachstehen und fuhr mit der dampfenden Gulaschkanone vor. Und das ausgerechnet vor dem spektakulärsten Feuerwehrgerätehausneubau des Kreisgebietes. Damit, so der offenherzige Kommentar, sei man „aber schon vor dem Neubezug abgesoffen“. Ein Wasserschaden. Was wiederum weit über Lommersdorfs Grenzen hinaus für Aufsehen sorgte. Mindestens. (sli)

In Reetz sortiert der Zoch sich ganz von selbst

In Reetz gibt es keinen Zochleiter, sondern nur eine stillschweigende Übereinkunft: Man trifft sich am Karnevalssonntag am obersten Ende des Oberdorfes und geht dann irgendwie geordnet hintereinander gemütlich die Dorfstraße hinab zum Bürgerhaus, wo die Abschlussparty wartet. Also trudelten die Jecken auch nach zweijähriger Corona-Pause pünktlich um 14 Uhr am Startpunkt ein. Wer vorne und wer hinten geht – das findet sich in Reetz.

Die „Räätzer Römer“ jedenfalls, 26 Mitglieder des Reetzer Junggesellenvereins, versuchten es mal militärisch.Doch ihre gebaute Schildkröte, benannt nach der berühmtesten Angriffsformation der römischen Legionäre, wirkte etwas schutzlos – schließlich waren die Aktiven bis auf die Schilde unbewaffnet – dafür aber wild entschlossen. Der huldvolle Gruß eines Dutzends Römerinnen, zusammengesetzt aus dem inoffiziellen Junggesellinnenverein aus Reetz, war den Jungherren dafür umso sicherer. Den zweiten Festwagen des Zochs stellte eine 20-köpfige Clique als Rettungsdienste mitsamt Philipp in seiner, wie er meinte, Paraderolle: als Blaulicht in der Mitte. Doch nur humorvoll waren die jungen Leute nicht. Auf einer Großpappe am Vorderlader stand unmissverständlich: „Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte“. (sli)


Ein halbes Dutzend Wagen und Fußgruppen in Rohr

„Ein bisschen kürzer als sonst.“ Nicole Flittorf, Präsidentin des KV Spetzebötzche Rohr-Lindweiler, hatte einen Wagen weniger auf ihrem Zugplan stehen, der im ersten Nach-Corona-Jahr sechs Wagen und Fußgruppen aus Rohr, Engelgau und Tondorf umfasste. Mittendrin: der Musikverein Rohr, die „Armutsbachmusikanten“, unter der Leitung von Yannick Müller.

Dafür war das zentrale Thema der Aktiven gleich doppelt besetzt. Die „Interessengemeinschaft Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“, eigentlich der „KV Rot-Weiß und immer Blau Tondorf“ samt ihrem überraschend ausgerufenen Alterspräsidenten Sven am Trekkersteuer, behauptete felsenfest, zum Thema Eifelgrün den besseren Wald zu vertreten: „Bei uns ist alles nachhaltig. Wir recyceln unseren Wagen, sogar den Weihnachtsbaum und unser Personal.“

Die Clique aus Förstern und Rehen im Wagen davor nahm es entspannt und fand: „Wir sind die Jägermeister!“ Außerdem dabei unter anderem Vogelscheuchen und die Aktiven des Alt-KV Rohr-Lindweiler als Putzkolonne. „Wir sind schnell“, tönten vor allem die Putzmänner in der Kittelschürze: „Ich habe gerade die Straße geputzt. Dabei wurde ich geblitzt. Jetzt ist der Lappen weg.“ (sli)

Blankenheimerdorf feiert, als habe es keine Karnevals-Pause gegeben

Nach zwei Jahren Pause konnten es die Jecken kaum erwarten: Pünktlich zum Start des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht setzte sich in Blankenheimerdorf wieder der Möhnenzoch in Bewegung. Sechs Festwagen und fünf Fußgruppen konnten die Obermöhnen Ramona Poensgen und Andrea Lentges als Zugleiterinnen dem jecken Volk präsentieren.

Alle mal lachen: Eine Gruppe kostümierter junger Frauen macht ein Selfie.

Alle mal lachen: Das „Beweisfoto“ schafft bleibende Erinnerungen.

„Wir hatten schon mal mehr Zugteilnehmer in den Vorjahren, aber wir sind sehr zufrieden, nachdem die Anmeldungen für den Zoch zunächst doch eher schleppend bei uns eingingen“, sagte Poensgen. Besonders froh war sie, dass neben den vier Gruppen aus dem Dorf auch wieder viele Gäste aus der Nachbarschaft teilnahmen. Sogar aus dem benachbarten Rheinland-Pfalz waren einige Teilnehmer angereist.

Angeführt vom Musikverein, zogen die Gruppen durchs Dorf, wo bereits zahlreiche große und kleine Zuschauer auf Kamellen und andere süße Gaben warteten. Fast ging der Umzug dabei als Friedensdemo durch, denn neben den „jungen Hippies“ aus Blankenheimerdorf war auch ein zweiter Trupp Hippies mit einem überdimensionierten VW-Bus aus Nonnenbach angerückt.

Ein Kind steht mit einer Tasche am Zugweg und freut sich darauf, Kamelle zu sammeln.

Endlich: Karneval und Kamelle.

Dazwischen ging es genauso bunt und fantasievoll zu, als hätte es nie eine pandemiebedingte Karnevalspause gegeben: Eine Fußgruppe feierte die Loveparade, während die Karnevalsgesellschaft Esch mit einer Gruppe Steampunks und ordentlich Dampf vertreten war. Es gab Gartenliebhaber mit originellen Gießkannen-Hüten, die die Kamelle stilgerecht aus der Schubkarre verteilten, und eine besonders spacige Gruppe mit Glitzer-Outfits und jeder Menge außerirdischer Frauenpower. Der Karnevalsverein Ripsdorf feierte auf seinem Wagen eine Après-Ski-Party, und die Fußballer aus Hillesheim-Oberbettingen waren auch wieder karnevalistisch unterwegs.

„Das war in diesem Jahr wieder der richtige Auftakt für ein tolles Karnevals-Wochenende“, freute sich Zuschauerin Eva aus Blankenheim. (thw)


Was war sonst so los? Hier finden Sie alles zum Karneval im Kreis Euskirchen im Überblick. 

Wir wünschen schöne Karnevalstage. Alaaf!

KStA abonnieren