Wegen PendelfahrtenLehrer der Gesamtschule Eifel prüfen Klage gegen das Land

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Gesamtschule Eifel Klage

33 Lehrer des 83-köpfigen Kollegiums um Gesamtschulleiterin Eva Balduin pendeln zwischen den beiden Standorten.

Blankenheim/Nettersheim – Lehrer und Lehrerinnen an der Gesamtschule Eifel prüfen derzeit, ob sie ihren Arbeitgeber, das Landesschulministerium, verklagen.

Der Grund: Sie müssen teilweise täglich zwischen den Schulstandorten Nettersheim und Blankenheim pendeln. Dafür werden ihnen zwar die Fahrtkosten erstattet – jedoch wird die Fahrtzeit nicht als Arbeitszeit anerkannt. Das wiederum aber geht, wenn die Schulleitung reisen muss.

„Es geht also um eine Ungleichbehandlung“, so Henning Schneider. Er ist stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule Eifel und hat Verständnis für den Unmut im Kollegium. Das besteht aus 83 Lehrkräften sowie sechs Mitgliedern der Schulleitung. 33 Lehrkräfte wie auch die Schulleitung müssen zwischen den Standorten pendeln – „einmal die Woche bis zu täglich“, sagt Schneider. In Nettersheim ist die Sekundarstufe II mit 150 Schülern angesiedelt, in Blankenheim die Sekundarstufe I mit 627 Schülern.

Gesamtschule Eifel: 30 Minuten bis zum Eintreffen im Klassenraum

„Das ist eine reine Fahrzeit von 20 Minuten pro Strecke. Ich rechne immer noch zehn Minuten Umsteigezeit dazu, bis der oder die Kollege oder Kollegin tatsächlich im Klassenraum sein kann“, so Schneider. Auch er selbst ist vom Mehraufwand betroffen und erst einmal froh, dass mittlerweile wenigstens an beiden Standorten ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen.

Doch er oder auch Schulleiterin Eva Balduin und die weiteren vier Mitglieder der Schulleiterkollegiums erhalten nicht nur die Fahrtkosten. Sie können auch pro Woche neun Arbeitsstunden für die nötige Pendelei geltend machen. Im Monat, das haben Schneider und Balduin ausgerechnet, sind das schon für das Sechsergremium 25,5 Stunden, die so fürs Hin- und Herfahren drauf gehen.

Bezirksregierung Köln: „Fahrtzeiten sind keine Arbeitszeiten“

Würde man die Pendelzeiten der weiteren 33 betroffenen Lehrkräfte addieren, stiege die Stundenzahl auf ein Vielfaches. Richtig deutlich wird das Problem erst seit diesem Schuljahr, dem ersten der Vollzügigkeit an der Gesamtschule Eifel mit neun Jahrgangsstufen und demnächst der ersten Abiturientia.

Bei den 33 Lehrkräften aus dem Gesamtschulkollegium wird diese Zeit jedoch nicht anerkannt. Das haben die Lehrkräfte nach einer Anfrage dieser Zeitung bei der Schulaufsicht bei der Bezirksregierung Köln nun noch einmal schriftlich klargemacht. „Mit der Konstruktion einer Schule mit mehreren Standorten ist unter anderem auch verbunden, dass die Schulleitung und dass die Lehrkräfte zwischen den Standorten im Bedarfsfall (Fachbedarf) pendeln müssen. (…) Fahrtzeiten sind keine Arbeitszeiten“, heißt es von dort unmissverständlich.

Ungleichbehandlung gegenüber der Schulleitung

Die Lehrerschaft der Gesamtschule hat sich wegen dieser Ungleichbehandlung zwischenzeitlich auch an den Hauptpersonalrat für Gesamtschulen, Sekundarschulen und Primus-Schulen in NRW mit Sitz in Düsseldorf gewandt. „Der ist informiert“, so Schulleiterin Eva Balduin. Dort wird auf Anfrage allerdings auf die Vertraulichkeit von Informationen aus dem internen Dienstverhältnis hingewiesen.

Wer als Lehrer oder Lehrerin der Gesamtschule Eifel pendeln muss, muss auch noch in Kauf nehmen, „dass die Zeit zum Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen zwischen den Stunden fehlt“, so Henning Schneider. Dass da Kollegen unterm Strich alles andere als erfreut sind, sei nachvollziehbar, so Schulleiterin Eva Balduin. Sie machte das Problem in der jüngsten Sitzung des Schulzweckverbandes öffentlich.

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Ob und wann es von wie vielen Lehrkräften zu einer Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen das Ministerium wegen der Ungleichbehandlung kommt, ist derzeit noch offen. Aus Kreisen des Gesamtschulkollegiums heißt es aber, dass ein solcher Schritt geprüft werde. Mit Namen wollen Lehrkräfte in dieser Zeitung nicht zitiert werden.

An der Gesamtschule spüren die Schüler von diesen Problemen wohl kaum etwas, so lange bei den pendelnden Lehrern alles planmäßig verläuft und nicht beispielsweise eine Autopanne dazwischenkommt. Balduin, Schneider und die anderen mit der Stundenplanerstellung Beauftragten sind erfahren genug, zu den nötigen Fahrzeiten der pendelnden Lehrkräfte Springstunden einzuplanen, an denen die Betroffenen keinen Unterricht haben.

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