Bürgertelefon überlastetGefrustete Impfwillige laden Ärger über DRK-Hotline ab

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Landrat Markus Ramers beantwortet am Telefon Fragen der Bürgerinnen und Bürger zum Thema Impfen, während ihm DRK-Geschäftsführer Rolf Klöcker über die Schulter schaut.

Landrat Markus Ramers beantwortet am Telefon Fragen der Bürgerinnen und Bürger zum Thema Impfen, während ihm DRK-Geschäftsführer Rolf Klöcker über die Schulter schaut.

Kreis Euskirchen – Rolf Klöcker schien ziemlich angetan von dem Mitarbeiter. „Das hat er gut gemacht“, lobte der Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen den jungen Mann, der sich als Berater am Corona-Bürgertelefon versuchte. Schade, dass er noch eine Nebenbeschäftigung hat: Landrat des Kreises Euskirchen.

Doch es ging Markus Ramers am Montagmorgen nicht nur darum, den Beratern zu helfen und sich über deren Arbeit zu informieren. Sein Besuch war auch eine Art Solidaritätsbekundung. Denn der Job ist nicht immer nicht einfach: Unter die vielen Fragesteller mischen sich zuweilen Zeitgenossen, die mit den Zuständigkeiten offenkundig nicht so vertraut sind oder schlichtweg ignorieren, dass die Telefonberater nicht für Pleiten, Pech und Pannen der Politik verantwortlich sind, sondern sie als letztes Glied in der Kette allenfalls erklären müssen.

Bürgertelefon ist keine Frusthalde

In den Sozialen Netzwerken stellte Markus Ramers klar, wofür das Bürgertelefon da ist und wofür nicht.

In den Sozialen Netzwerken stellte Markus Ramers klar, wofür das Bürgertelefon da ist und wofür nicht.

Schon am Freitag hatte Ramers in den Sozialen Netzwerken nochmal deutlich gemacht, wofür das Bürgertelefon da ist und wofür nicht: nämlich für die Beantwortung von Fragen rund ums Impfen, aber nicht für die Vereinbarung von Impfterminen und schon gar nicht zum Abladen von Frust. Zuweilen, so Klöcker, würden seine Kolleginnen und Kollegen auch angepöbelt. Meistens gelinge es zwar, die aufgebrachten Anrufer zu beruhigen, aber nicht immer.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Teils könne er den Ärger ja auch nachvollziehen, zeigte Klöcker Verständnis: Wenn das Impfzentrum mangels Dosen erst eine Wochen später als geplant geöffnet wird oder die Hotline für die Terminvergabe zusammenbricht, kaum dass sie an den Start gegangen ist, sei das natürlich höchst ärgerlich: „Aber unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können da am wenigsten für.“

Das Corona-Update

Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Corona im ist Kreis Euskirchen auf 153 gestiegen. Am Montag meldete die Verwaltung, dass eine 85-jährige Frau an Covid-19 gestorben ist. Im Fall einer 82-Jährigen werde noch ermittelt, inwieweit die Infektion für den Tod ursächlich ist. Die Zahl von 13 festgestellten Neuinfektionen bestätigt den Abwärts-Trend der letzten Tage im Vergleich zum Geschehen vor ein paar Wochen, ebenso die Zahl der bekannten akuten Infektionen, die seit Sonntag von 322 auf 262 sank. Der Inzidenzwert stieg indes von 82,9 auf 87,1.

Kommunen

In Dahlem blieb es bei 4 akuten Fällen, in den übrigen Städten und Gemeinden sank die Zahl: in Münstereifel von 28 auf 22, in Blankenheim von 17 auf 11, in Euskirchen von 87 auf 72, in Hellenthal von 2 auf 1, in Kall von 17 auf 16, in Mechernich von 56 auf 40, in Nettersheim von 27 auf 22, in Schleiden von 22 auf 18, in Weilerswist von 19 auf 15, in Zülpich von 43 auf 41.

Nachbarkreise

Nachdem Tod von zwei Menschen im Alter von 86 und 95 Jahren am Wochenende ist die Zahl der mit Corona im Zusammenhang stehenden Todesfälle im Kreis Düren auf 201 gestiegen. Es gab von Freitag bis Montag 87 festgestellte Neuinfektionen. 374 Menschen waren laut Verwaltung nachweislich akut infiziert, davon 10 aus Heimbach. Der Inzidenzwert lag bei 99,8 (Freitag 104,7). 235 Neuinfektionen registrierte die Städteregion Aachen übers Wochenende, die Zahl der Verstorbenen blieb unverändert bei 393. Der Inzidenzwert lag bei 84 (Freitag: 75).

Mutante im Kreis Düren

Der Verdacht hat sich bestätigt: Im Kreis Düren ist ein erster Fall des mutierten Coronavirus aufgetreten. „Das untersuchende Labor teilte dem Kreis-Gesundheitsamt den entsprechenden Befund schriftlich mit“, so die Kreisverwaltung. Danach handele es sich um die Variante B.1.1.7, der sogenannten England-Mutante.

Seit März stehen die DRK-Kräfte für Fragen zu Corona zur Verfügung, seit vergangenen Mittwoch schwerpunktmäßig zum Thema Impfen. Damit hätten sich die Anrufe von im Schnitt 160 pro Tag auf rund 320 verdoppelt. Statt sechs wird nun zwölf Stunden am Tag beraten – sieben Tage in der Woche von 8 bis 20 Uhr unter Telefon 0 22 51/15 800.

Da am Montag die Kassenärztliche Vereinigung (KV) wegen der Pannen bei der Terminvergabe unter Beschuss geraten war, war es Klöcker wichtig, auch hier falsche Schuldzuweisungen zu verhindern: „Dafür ist die KV im Land und nicht die KV im Kreis zuständig.“ Die Zusammenarbeit mit der Kreis-KV laufe hervorragend. Doch die Pannen haben natürlich auch nicht für bessere Stimmung bei den Über-80-Jährigen gesorgt, die auf ihre Impfung warten.

Viele vermeidbare Fehler zum Impfstart

Auch Ramers zeigte sich enttäuscht. „Das war leider ein Fehlstart“, ärgerte sich der Landrat. Er appellierte an Land und KV, dringend kurzfristig nachzusteuern. Das wolle er am Montagabend in einer Video-Konferenz des Landkreistages mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ansprechen, kündigte Ramers an.

Auch im Kreis Euskirchen haben nach Auskunft der Kreisverwaltung viele versucht, über die Hotline der KV (0800/116 117 01) oder unter der Internetadresse www.116117.de einen Termin für das regionale Impfzentrum in Marmagen zu bekommen. Das habe aber in vielen Fällen nicht funktioniert.

„Es war klar, dass der Andrang gerade am Anfang sehr hoch sein wird und dass es vielleicht Startschwierigkeiten geben würde“, so Ramers: „Mich ärgert aber besonders, dass es viele vermeidbare Fehler gegeben hat, etwa Online-Anmeldeformulare, die eine vierstellige Telefonnummer nicht akzeptierten, oder die Tatsache, dass sich Privatversicherte nicht anmelden konnten.“

Impftermine nur über Kassenärztliche Vereinigung

Beim Bürgertelefon des Kreises Euskirchen liefen am Montag ab 8 Uhr die Leitungen heiß. Bis zum frühen Nachmittag waren es annähernd 500 Anrufe, so Kreispressesprecher Wolfgang Andres. Verzweifelte Seniorinnen und Senioren hätten angerufen, um ihren Unmut abzuladen. „Wir sind heute ein regelrechtes Kummertelefon“, stellte Klöcker fest. Ramers selbst hatte laut Klöcker keine allzu kritischen Anrufer am Hörer. „Da hat er Glück gehabt“, so der DRK-Geschäftsführer.

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Der Landrat bekundete den DRK-Kräften seine Anerkennung: „Ich kann den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bürgertelefons nur danken. Sie gehen geduldig und kompetent auf die Fragen und Beschwerden der Bürger ein. Aber sie können keine Impftermine vergeben. Das geht einzig und alleine über die Kassenärztliche Vereinigung.“ Er appellierte trotz des Fehlstarts an die Senioren, nicht die Geduld zu verlieren und sich weiter um einen Termin zu bemühen.

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