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Corona-Regeln im Kreis EuskirchenSo kontrollieren die Ordnungsämter an Ostern

Lesezeit 7 Minuten
Wie im Mühlenpark werden in allen Kommunen beliebte Treffpunkte sowie die Außenorte auf Verstöße überprüft. Vielfach wird auf Erklärung statt Verwarnung gesetzt.

Wie im Mühlenpark werden in allen Kommunen beliebte Treffpunkte sowie die Außenorte auf Verstöße überprüft. Vielfach wird auf Erklärung statt Verwarnung gesetzt.

Kreis Euskirchen/Heimbach – Die Aussichten für die Osterfeiertage versprechen ein schönes Fest bei milden Temperaturen im Kreis der Familie oder mit Freunden. Auch für eine Tour in die Eifel könnte das Frühlingswetter genutzt werden. Wären da nicht die Bestimmungen, die die Ausbreitung des Coronavirus verhindern oder zumindest verlangsamen sollen. Und so werden die Mitarbeiter der Ordnungsämter trotz Ostereiersuche und Ausflugsstimmung kontrollieren, ob die Vorgaben eingehalten werden.

Nach dem Motto „Viel hilft viel“ setzen die Kommunen auf Erklärungen, um das Verständnis für die Notwendigkeit der Maßnahmen weiter zu festigen.

Nettersheim

Der vergangene Samstag sei verhältnismäßig ruhig gewesen. Am Sonntag sei am Archäologischen Landschaftspark indes „die Hölle losgewesen“, sagt Ordnungsamtsleiter Hans-Peter Schell: „Damit die Bestimmungen eingehalten werden, sind wir mit Ansprache unterwegs.“ Das helfe besser als die Verhängung von Bußgeldern. Sämtliche elf Orte werden von Mitarbeitern mit vier Fahrzeugen abgefahren: „Und das mindestens zweimal täglich. Man merkt schon, dass es gefruchtet hat.“

Was darf man und was nicht?

Nach draußen zu gehen, sei nicht verboten, sondern werde von den Virologen sogar ausdrücklich empfohlen, erläutert Sacha Reichelt vom Ordnungsamt Euskirchen. Das Verständnis bei Joggern, Fahrradfahrern oder Fußgängern, dabei auf den notwendigen Abstand zu achten, sei in Euskirchen bisher eher gemischt, sagt er: „Da erlebt man alles. Es gibt die Einsichtigen und diejenigen, die man mehrfach ansprechen muss.“

Ein Mangel an Informationen „was man darf und was nicht“, sei häufig der Grund dafür. In der Kreisstadt schließt man sich daher den anderen Kommunen an und setzt laut Reichelt Bußgelder nur als letztes Mittel ein: „Wir haben das Personal seit drei Wochen erheblich aufgestockt und versuchen, überall zu sein und alles aufzuklären.“

Für die Feiertage rät Reichelt, sich sowohl in der Öffentlichkeit als auch Zuhause an die Landesverordnung zu halten: „Das Gesetz kennt keine Feiertage.“ Gegen ein ungezwungenes Zusammensein daheim im Rahmen der Bestimmungen sei nichts einzuwenden. Und das Niveau von Veranstaltungen, die den Vorgaben nicht entsprechen, sei im privaten Bereich so schnell nicht erreicht. „Wir empfehlen das Gleiche wie die Bundeskanzlerin und raten, die Hygiene-Vorschriften einzuhalten.“ (hab)

Trotz der wachsenden Akzeptanz in der Bevölkerung, werde das Team aus 14 Mitarbeitern Ostern noch einmal aufgestockt. Daneben wünsche er sich mehr Unterstützung von der Polizei, in Form von erhöhter Präsenz. Denn wo sich Spaziergänger häufig sehr diszipliniert an den „touristischen Nadelöhren“ verhielten, sei bei Gruppen von Fahrrad- oder Motorradfahrern davon wenig zu merken, so Schell: „Wenn die irgendwo Pause machen, ist das genau nicht von der Regierung gewünscht.“

Sorgen, dass man sich im privaten Bereich an den Feiertagen nicht an das Kontaktverbot außerhalb der Kernfamilie hält, hat er kaum:„Die Bevölkerung ist wachsam. Wenn der Nachbar eine Fete feiern würde, rufen die bei mir an. Dann fahre ich raus.“

Mechernich

Touristische Hotspots gebe es in Mechernich nicht, sagt Silvia Jambor, Teamleiterin des Ordnungsamts. Dennoch kontrollierten die Mitarbeiter derzeit verstärkt beliebte Punkte im Stadtgebiet. Dazu zählten der Mühlenpark oder die Katzensteine. Dabei seien sowohl die Außendienstmitarbeiter als auch die Mitarbeiter des Innendienstes unterwegs, so Jambor: „Auch über Ostern haben wir an jedem Tag Überprüfungen fest eingeplant.“ Kontrolliert wird nicht nur an den stark frequentierten Plätzen der Innenstadt und den Ausflugszielen: „Wir gehen auch in die Außenorte.“

Verstöße gegen die Abstandsregelungen oder Schließungen von Betrieben seien bereits vorgekommen, inklusive Verwarnungen oder der Verhängung von Bußgeldern. „Es scheint, dass die Leute hier auf dem Land noch recht zivilisiert damit umgehen“, so Jambor.

Sie rät für die bevorstehenden Feiertage, sich nicht nur im öffentlichen Raum an die Vorgaben zu halten. Die Bestimmungen machten nur dann Sinn, wenn sich auch im privaten Bereich danach gerichtet werde.

Schleiden

An den Ostertagen kontrolliert wird auch in Schleiden. Dabei wird das bestehende Team von zusätzlichen Mitarbeitern der Stadtverwaltung unterstützt, berichtet Ordnungsamtsleiterin Martina Moersch: „Wir setzen geschultes Personal aus anderen Bereichen ein – am Wochenende in Doppel-Schichten.“ Hier und da habe man eine schriftliche Verwarnung verhängen müssen, erläutert sie, generell funktioniere die Einhaltung der Vorschriften allerdings sehr gut.

Hellenthal

Die Zahl der Mitarbeiter aufstocken? Dafür sieht Michael Huppertz vom Hellenthaler Ordnungsamt bisher keine Notwendigkeit. Touristische Hotspots der Gemeinde, etwa die Narzissenwiesen, würden weiterhin von ein bis zwei Kräften im Blick gehalten, mehr seien nicht nötig, so Huppertz: „Die Scharen an Besuchern sind bisher ausgeblieben.“ Die Erfahrungen der Mitarbeiter seien zudem positiv, wenn es um das Verständnis in der Bevölkerung gehe – auch bei Versammlungen im privaten Bereich. Die interkommunale Rufbereitschaft, die die Gemeinde mit Blankenheim, Schleiden und Kall bestreite, werde genutzt, doch seltener als erwartet. Eine Prognose, inwieweit sich über die Ostertage an die Bestimmungen gehalten werde, könne er nicht abgeben.

Weilerswist

„Die Menschen sind einsichtig. Die Sicherheitspolitik scheint in den Köpfen angekommen zu sein“, stellt René Strotkötter, Erster Beigeordneter und Ordnungsdezernent, fest. Die Einsätze des Bereitschaftsdiensts, der auch coronabedingten Hinweisen aus der Bevölkerung nachgehe, seien marginal. Was den privaten Bereich betreffe, werde auf das Verständnis der Bevölkerung gehofft. „Wir haben sehr wenig Verstöße festgestellt, daher gehen wir davon aus, dass es auch am Wochenende ruhig bleibt“, so Strotkötter.

Die Bestimmungen für den öffentlichen Bereich seien klar geregelt, im Privaten seien sie hingegen schwammig, so Strotkötter: „Es geht nicht darum, sich gegenseitig anzuschwärzen. Wir setzen in beiden Bereichen auf Gespräche.“

Zülpich

Dass Gespräche nicht in jedem Fall fruchten, hat man in der Stadt Zülpich festgestellt. Dort kontrolliert das Ordnungsamt neben den touristischen Hochburgen wie dem Wassersportsee und der Zülpicher Innenstadt auch in den Außenorten. Für das Osterwochenende habe man einen Schlachtplan aufgestellt, erläutert Ordnungsamtsleiter Werner Lorse: „Wir sind immer in Zweier-Teams unterwegs. Wann, wie und wo genau wollen wir nicht sagen.“ Zusätzlich gebe es die Rufbereitschaft, die Verstößen nachgeht. Davon hatten die Mitarbeiter laut dem Ordnungsamtsleiter bereits einige festgestellt.

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Auch die Auflösung von Gruppen sei häufiger notwendig gewesen. „Es gibt auch die Unverbesserlichen, die mehrfach verwarnt werden mussten“, sagt Lorse: „Die meisten Menschen sind aber sehr verständnisvoll.“ Auf Verständnis hofft man für die Ostertage, dass auch zuhause die Gruppengröße und Treffen im Sinne des Corona-Schutz-Erlasses möglichst klein gehalten werde: „Eine rechtliche Handhabe haben wir im Familienkreis nicht, aber wir raten von größeren Feiern ab.“

Heimbach

Angesichts der großen Menge an Motorradfahrern habe die Stadt personell aufgerüstet, sagt Patrick Stötzer, Leiter des Fachbereichs für Sicherheit, Ordnung und Soziales. Die bei Ausflüglern beliebten Stellen in Schwammenauel oder an der Staumauer kontrollierten nun sechs Mitarbeiter, zwei seien zudem als Streife unterwegs, so Stötzer. Auch in Heimbach werde auf Aufklärung gesetzt, erläutert er: „Viele Fälle konnten wir durch Kommunikation wunderbar klären.“ Die Verhängung von Bußgeldern sei teils notwendig gewesen. „Und die sind empfindlich. Bei Nichteinhaltung des Kontaktverbots muss jede Person 200 Euro zahlen“, so Stötzer: „Wir raten dringend dazu, das Kontaktverbot, das über die geradlinige Verwandtschaft und die häusliche Gemeinschaft hinausgeht, auch im privaten Bereich zu beachten.“

Dahlem

Als ruhig beschreibt Bürgermeister Jan Lembach die Situation in Dahlem. Bei Kontrollen am Kronenburger See am vergangenen Wochenende seien die Besucher gemäß der Vorschriften zu zweit oder mit dem erforderlichen Abstand unterwegs gewesen. Eine Verstärkung des Personals sei deshalb momentan nicht nötig.

Bad Münstereifel

Zusätzliches Personal habe die Stadt bisher nicht eingesetzt, sagt Bernd Schürgens, stellvertretender Leiter des Ordnungsamts. Dafür sei ein privater Sicherheitsdienst im Einsatz, der beliebte Treffpunkte, beispielsweise am Wallgraben im Auge behalte. Die Abdeckung der Innenstadt sowie der Flächenkommune mit 57 Ortschaften und Weilern sei eine Herausforderung. Doch bis dato habe die Ansprache sowie der Appell an die Vernunft meist ausgereicht, so Schürgen.

Kall

Verfünffacht hat hingegen die Gemeinde Kall ihr Team. Statt zu zweit ist das Ordnungsamt an den touristischen Hotspots mit zehn Leuten in Wechselschichten präsent und behält das Rosental oder die Sistiger und Krekeler Heide im Blick. Zudem gilt für die Kaller an diesem Wochenende der interkommunale Bereitschaftsdienst. Auch für private Osterfeiern vertritt man in Kall einen klaren Standpunkt, wie Harald Heinen, stellvertretender Teamleiter Ordnungsrecht sagt: „Unser Appell ist ganz klar: Leute, bleibt zuhause!“ So hart das auch sei, ein Besuch bei Oma und Opa sollte auch nicht sein.

Blankenheim

„Vier Mann sind jetzt in zwei Zweier-Teams gleichzeitig im Einsatz“, schildert Erwin Nelles, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Probleme gebe es in der Gemeinde etwa am Kalvarienberg, sagt er. Dort werde das Ordnungsamt besonders am Karfreitag präsent sein, da damit gerechnet werden müsse, dass sich trotz der Absage der Osterprozession dort Menschen treffen werden. Für Hinweise aus der Bevölkerung hat die Gemeinde einen Vordruck erstellt, um möglichen Falschmeldungen Einhalt zu gebieten.

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