Dahlemer BinzKloster Maria Frieden wird geschlossen

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Zehn Ordensschwestern und Äbtissin Sr. Gratia verlassen das vor 69 Jahren gegründete Kloster 2021.

Zehn Ordensschwestern und Äbtissin Sr. Gratia verlassen das vor 69 Jahren gegründete Kloster 2021.

  • Die derzeit noch elf Trappistinnen suchen nach einem neuen Ort für ihre Gemeinschaft.
  • Die Schwestern in Maria Frieden leben in strikter Klausur mit Schweigegebot, wie es für die Trappisten üblich ist.
  • Mit der Abtei wird das letzte kontemplative Kloster in der Eifel im kommenden Jahr seine Tore schließen.

Dahlem – Dahlemer Binz. Nach 69 Jahren wird das Trappistinnenkloster Maria Frieden an der Dahlemer Binz geschlossen. Voraussichtlich ziehen die Ordensschwestern 2021 aus. Die derzeit noch elf Trappistinnen suchen nach einem neuen Ort für ihre Gemeinschaft. Nach den Cellitinnen des Klosters Maria Hilf in Gemünd im April 2018, den Mariawalder Trappisten im September 2018 und den Benediktinerinnen der Abtei Maria Heimsuchung in Steinfeld im Frühjahr 2019 verlässt nun die nächste Ordensgemeinschaft die Region. Übrig bleibt nur das Salvatorianer-Kloster in Steinfeld.

Die Nachricht kam für Dahlems Bürgermeister Jan Lembach „eigentlich nicht völlig unerwartet“. Doch als es soweit war, war er doch überrascht. Am Donnerstag wurde er von Äbtissin Sr. Gratia Adler OCSO aus Maria Frieden informiert, dass das Kloster geschlossen wird.

Zunehmend auftauchende Probleme

„Wir haben das im Einvernehmen mit den Ordensoberen beschlossen. Das Kloster ist für die Gemeinschaft zu groß und zu teuer geworden“, so Sr. Gratia in einer ersten Mitteilung an die sieben Mitarbeiter – ein Festangestellter und Minijobber – sowie die Nachbarn auf der Binz und in Dahlem.

Die aktuell elf Schwestern in Maria Frieden leben in strikter Klausur mit Schweigegebot, wie es für die Trappisten üblich ist. Die Gebäude für die Ordensgemeinschaft, nach der Gründung 1952 bis 1968 sukzessive erweitert, sind für bis zu 40 Schwestern ausgelegt. Die Gemeinschaft ist heute also nicht nur deutlich kleiner als geplant – sie hatte in den vergangenen Jahren auch zunehmend Probleme, Einkünfte für ihren Lebensunterhalt zu generieren.

Ersparnisse reichen nicht mehr aus

Ein angeschlossener landwirtschaftlicher Betrieb ist schon lange geschlossen, auch die Herstellung von „Klosterelixier“, einem Heilkräuterlikör, wurde eingestellt, schließlich folgte ein weitgehender Stopp der Paramentik (Messgewänder), so Sr. Gratia, und es habe kaum noch Bedarf an Buchbindearbeiten aus der Klosterwerkstatt bestanden. „Seither lebt die Gemeinschaft von ihren Reserven“, so die Äbtissin.

Die laufenden Kosten für die dreiflügelige Klosteranlage, das Elixierhaus, die ehemaligen Stallungen, das Gästehaus, zwei ehemalige Schafställe und das Priestergästehaus Nazareth liefen aber weiter. „Unser Steuerberater hat uns schon 2018 gewarnt“, so Äbtissin Sr. Gratia. Mittlerweile reichen auch die Ersparnisse nicht mehr aus, um die in der Nachkriegszeit und in den 1960er-Jahren entstandenen Gebäude zu unterhalten. „Dabei haben wir alles immer gut beibehalten“, so die Klosterleiterin. Damals war das Geld für die Neubauten und Erweiterungen aus Spenden zusammengekommen.

Klostersterben in der Region

Jetzt gehe es vor allem darum, die Versorgung der Schwestern sicherzustellen, so Sr. Gratia, die seit neun Jahren die Glaubensgemeinschaft leitet. Seit 34 Jahren lebt sie in Maria Frieden. Sie steht einer Schwesterngemeinschaft vor, deren jüngstes 52 und deren ältestes Mitglied 96 Jahre alt ist. Das zweitälteste, Sr. Gabriele, ist 92 Jahre alt. Sie gehört noch zur zweiten Gruppe der Nonnen, die sechs Monate nach den Gründerinnen 1953 ins Kloster einzogen.

Mit der angekündigten Schließung Maria Friedens setzt sich das Klostersterben in der Region fort. Mit der Abtei wird das letzte kontemplative Kloster in der Eifel im kommenden Jahr seine Tore schließen.

Offizielle Schließungsentscheidung noch ausstehend

Man habe zwischenzeitlich mit dem Bistum Aachen und dem Mutterkloster Konigsoord in den Niederlanden nach einer Alternative in der Gemeinde Dahlem gesucht, heißt es. Auch überlege man, „woanders hinzugehen und das Klosterleben an einem neuen Ort fortzusetzen“, so Sr. Gratia. Wo und wie die Zukunft der Gemeinschaft aussehen kann, ist offen. „Ein Nonnenkloster braucht Stabilität des Ortes und der Seele, keine kurzfristige Entscheidung. Wir werden sehr gründlich schauen, wo die Zukunft liegt“, so die Äbtissin. Sie zeigt sich bei aller Vorsicht optimistisch: „Wir haben was im Blick. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“

Bis Ende dieses Jahres fällt die offizielle Schließungsentscheidung, die der Zustimmung des Generalrates des Trappistenordens bedarf. Erst danach wolle man über die weitere Nutzung der Klostergebäude selbst – die kirchliche Einrichtung unterliegt kirchenrechtlichen Bestimmungen – nachdenken.

Zuversichtlich in die Zukunft blicken

Bürgermeister Lembach sieht die Entscheidung des Ordens mit Wehmut: „Es fällt was weg in unserer Gemeinde, das steht fest.“ Auch wenn die Gemeinde nicht Eigentümerin des Klostergeländes sei und kein Mitspracherecht habe, hoffe er doch, „dass das Areal nicht leichtfertig an irgendeinen Investor gegeben wird“. Eine dauerhafte Lösung sei ganz in seinem Sinne.

Was künftig oberhalb von Dahlem fehlen wird, ist ein für die Öffentlichkeit in aller Regel verschlossener Ort auch der Fürsprache und des stillen Gebetes. „Gerade in diesen Zeiten des sich ausbreitenden Coronavirus beten unsere Schwestern besonders intensiv“, so die Äbtissin.

Historie des Klosters

Als geistliches Zeichen der Versöhnung war das Trappistinnenkloster Abtei Maria Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg 1952 von holländischen Ordensschwestern gegründet worden. Dies geschah an einem eigentlich vorbelasteten Ort, an dem die nationalsozialistische Volkswohlfahrt 1935 eine Musterschäferei errichtet hatte, aus der mit weiteren Bauten eine „NS-Ordensburg“ für Jugendfreizeiten und Ferienlager wurde. Nach Kriegsende wurde das Areal von der britischen Besatzungsbehörde an das Bistum Aachen vermittelt, das hier zunächst den Neubeginn der katholischen Pfadfinderbewegung plante. Diese Pläne wurden schließlich auf der Wildenburg umgesetzt.

Die Trappisten von Mariawald erwarben Gebäude und Gelände an der Binz. 16 Gründerinnen zogen im Dezember 1953 in Maria Frieden ein. Mit Sr. Dominica Barten ist am 18. Februar dieses Jahres die Letzte von ihnen im Alter von 94 Jahren gestorben.

Die Anlage wurde im Laufe der Jahrzehnte erweitert, Einnahmen kamen aus Landwirtschaft, Likörherstellung, Paramenteweberei und Buchbinderei. Heute leben elf Trappistinnen dort. 1971 wurde die Klause Egg im Bodenseekreis, 1984 in der Nordpfalz von zwei Trappistinnen aus Maria Frieden das Kloster Gethsemani gegründet. (sli)

Von Trauer überwältigt scheinen die Äbtissin und ihre Mitschwestern jedoch nicht. Wie sie sich fühle, wenn sie an die unsichere Zukunft ihrer Gemeinschaft denke? „Ich vertraue auf den Herrn“, sagt Sr. Gratia. Es hört sich zuversichtlich an, aus tiefer Überzeugung und entschieden.

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