KunstMaf Räderscheidt wurde in Heimbach mit dem Horst-Konejung-Preis ausgezeichnet

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Heimbach – Eine Installation begrüßte die Gäste der Verleihung des Horst-Konejung-Preises an die Schleidener Künstlerin Maf Räderscheidt im Bildhaueratelier auf Burg Hengebach, hoch über dem beschaulichen Heimbach. Papptafeln an ungehobelte Holzlatten geheftet hingen über den Stuhlreihen und an den Wänden. So improvisiert die mit schwarzer Farbe gepinselten Demo-Schilder wirkten, so nachhaltig und von Räderscheidt mit Bedacht ausgesucht waren die Botschaften darauf. Sie deckten ein breites Spektrum ab und stammten von Poeten, Künstlerinnen, Frauenbewegten, Ahnen und der Preisträgerin selbst.

„Wer den Kopf in den Sand steckt, verbrennt sich den Arsch“, trug ihre Signatur. Der Betrachter mag darüber nachdenken, ob das ihr Lebensmotto ist oder ihr Kommentar zur aktuellen Weltlage in der heraufziehenden Trump-Ära, um dann zu dem Schluss zu kommen: wohl beides.

Laudator Prof. Frank Günter Zehnder würde die Installation später loben und davon sprechen, wie diese Zitatwolken den Blick heben und jeden einzelnen ansprechen. Maf Räderscheidt hat nach seinem Urteil einmal mehr gezeigt, wie sie in ihrer Kunst „das richtige Medium gefunden hat für ihre blitzgescheiten Aussagen“.

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Der Preis

Der mit 5000 Euro dotierte Horst-Konejung-Preis wird jährlich an Personen oder Institutionen verliehen, die sich für kulturelle und historische Projekte im Rheinland und der Grenzregion Euregio Maas-Rhein eingesetzt haben.

Unter den vorherigen Preisträgern waren unter anderem Katharina und Dietrich Schubert, Filmemacher aus Kronenburg, die Kabarettisten Jürgen Becker und Martin Stankowski, der Euskirchener Geschichtsverein und der Schleider Journalist F.A. Heinen. (CM)

Zehnder, Leiter der in der Burg beheimateten Kunstakademie, hatte seine Rede „Für die Kunst leben – und für die Menschen“ überschrieben. Dass Maf Räderscheidt eine Künstlerin ist, die sich nicht in den Mauern ihres Ateliers eingerichtet hat, sondern auf vielfältige Weise in die Welt hineinwirkt und unermüdlich versucht, sie ganz in der Tradition von Joseph Beuys' Sozialer Plastik ein bisschen besser zu machen, hatte die Jury der Horst-Konejung-Stiftung bewogen, sie zur diesjährigen Preisträgerin zu küren. „Hochverdient“ habe Räderscheidt die Auszeichnung, sagte David Eisermann, Beiratsvorsitzender der Stiftung und renommierter Kulturjournalist.

Der Sohn des Preisgebers, Achim Konejung, nutzte die Preisverleihung, seinem Verdruss über die Wahl Donald Trumps Luft zu machen. Sein Vater würde heute angesichts eines blonden Narziss’, der an blonde Nazis erinnere, freiwillig die Rückkehr in den Himmel antreten. „Wohlgesinnte sollten jetzt zusammenstehen“, forderte der Kabarettist und Musiker, um sich sodann an den Flügel zu setzen und spontan einen Blues („Was soll man heute sonst spielen?“) über den „uggly, fat old man“ zu intonieren. Im Begleitprogramm stimmte Winfried Bode, ein Uralt-Freund der Künstlerin aus Kölner Zeiten, mit „Sweet dreams“ auf der Gitarre Erbaulicheres an.

Maf Räderscheidt hatte sich seinen Auftritt gewünscht, denn Bode war einer, der sie vor ewigen Zeiten darin bestärkt hatte, ihren Weg als Künstlerin zu gehen. Wie beschwerlich der für sie gewesen und bis heute ist, das beschrieb sie in ihrer Dankesrede. Sie offenbarte Heldentaten, auf die sie stolz ist.

So hat sie, sagte sie, bis heute Hausverbot bei der KVB, weil sie Jahrzehnte vor der berühmten Kölner Silvesternacht darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Frauen permanent sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind.

Einem Bonner Galeristen hatte sie in einer Performance den Playboyhasen aus dem Kofferraumdeckel des neuen Mercedes geschweißt. Auch mit Kardinal Joachim Meisner hatte sie sich angelegt und trägt jetzt dessen „Verachtung stolz am Revers“. Sie offenbarte in ihrer Dankrede auch Wunden, die nicht geschlossen sind. Trotzig erklärte sie dem Publikum, warum sie nicht reich und berühmt ist: „Ich habe keine brave, ordentlich ondulierte Frisur, keine dreireihige Perlenkette, ich male nicht, was der Kunstmarkt erwartet, ich sehe nicht bedauernd zu, wenn jemand leidet.“

Eine dieser längst noch nicht vernarbten Wunden in Räderscheidts Leben ist der Umgang der Stadt Schleiden mit ihr. Immerhin hatte ihr „Kulturschock“, zunächst in einer ehemaligen Tanzschule, dann im Franziskushaus als Begegnungs- und Veranstaltungsort Leben ins Städtchen gebracht. Schleidens Bürgermeister Udo Meister war es seinerzeit nicht gelungen, das von ihm hoch geschätzte Projekt am Ort zu halten.

Dass Räderscheidt Schleiden, wo sie seit 2008 lebt, als ihre „Heimatstadt“ bezeichnet, machte Meister glücklich: „Es ist ja auch für mich die Heimat“, sagte er, als er ihr gratulierte.

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