Letzter Tag Rock am Ring 2019Vorverkauf für „RaR 2020“ startet am Dienstag

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Nürburgring – Zelten im Matsch, Bier in der Hand, Bässe im Ohr – Es ist wieder „Rock am Ring“. Bereits sind Fans am Nürburgring und haben sich eingerichtet, seit Freitagnachmittag ist das Veranstaltungsgelände geöffnet.  

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Die Veranstalter hatten nach den Unwettern der letzten Jahre darauf hingewiesen, wetterfeste Kleidung mitzubringen. 

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Unser Reporter berichtet das Wochenende über vom Festivalgelände.

Vorverkauf für nächstes Jahr startet bereits am Dienstag

Noch einmal abklatschen mit den Ordnern, noch einmal die Kraftreserven mobilisieren. Der dritte und damit letzte Tag ist angebrochen und scheint so, als würde das Wetter mitspielen. Leicht bewölkter Himmel und Temperaturen, die sich wohl die meisten während des gesamten Festivals gewünscht hätten. Da nach Rock am Ring vor Rock am Ring ist, steht der Termin fürs kommende Jahr bereits fest. Vom 5. bis zum 7. Juni rockt die Eifel. Der Vorverkauf startet am Dienstag, 11. Juni, um 12 Uhr. 

„Der Headliner im nächsten Jahr ist das Jubiläum“, sagt Andre Lieberberg, Sohn von Veranstalter Marek Lieberberg und fügt hinzu: „Wir wollen wieder etwas einzigartiges präsentieren.“ Etwa 85000 Besucher seien zu Rock am Ring gekommen. Eine Zahl, mit der zufrieden sei, so Andre Lieberberg. Er habe zudem einen „guten und friedlichen Ablauf“ des Festivals erlebt. Trotz der zum Teil kräftigen Windböen, habe man das Gelände nicht evakuiert müssen. Einsatzleiter Manuel Wehrmann fasst das Festival-Wochenende bei der offiziellen Pressekonferenz um 16 Uhr so zusammen: „Insgesamt wurden zwölf Körperverletzungen und 31 Diebstähle gemeldet.“

Endlich da: Die „beste Band der Welt“

Das Spiel mit dem Publikum haben sie noch drauf. Einen flotten Spruch hier, eine lustige Einleitung zum nächsten Song dort. Zwei Stunden und 15 Minuten standen die Ärzte bei Rock am Ring auf der Bühne. Mehr als 30 Lieder (und so manches wie „Willst mich küssen“ kam in Wir-spielen-es-und-das-Publikum-macht-den-Rest-Version noch hinzu) gab es für die mehr als 80.000 Besucher auf die Ohren. 

Die Vorfreude auf der nach oben offenen Skala hatte um 22.35 Uhr ihr Maximum erreicht. Gefühlt muss es vor den anderen Bühnen auf dem Festivalgelände bei Rock am Ring auf dem Nürburgring leer sein, denn vor der Hauptbühne War es richtig voll. Hinterm Vorhang stimmten die Ärzte „Take Me Home, Country Roads“ an, was dann zu „Unrockbar“ wurde und dann fiel unter Jubel und Gegröle das schwarze Tuch mit dem neuen, großen „Ä“ – und da stehen sie wirklich: Farin Urlaub, Rodrigo Gonzalez und Bela B. Was folgte war ein punkiger Ritt durch 37 Jahre Bandgeschichte. Natürlich fehlten auch Hits wie Schrei nach Liebe“, „Westerland“, „Zu spät“ fehlen genauso wenig wie „Hurra“, „Junge“ und „Manchmal haben Frauen“. Und dabei war es irgendwie so, als wäre die selbsternannte „beste Band der Welt“ nie weg gewesen. 

Die Ärzte gaben alles, die Fans gaben alles. Gemeinsam feierten sie die kühlen Temperaturen einfach weg. Als dann der erste BH auf die Bühne geflogen kam, war allen endgültig heiß geworden. Und das schönste: Die Fans können sich heute noch mal auf zahlreiche Stunden Musik von Farin, Bela und Rod freuen. Zumindest dann, wenn man ihren Ankündigungen glauben möchte. „Wir spielen Sonntag weiter. Dann tragen wir aber Masken“, sagte Schlagzeuger Bela B. Das blöde für die andren Bands sei nun, dass das beste Konzert bereits gespielt sei. Damit könnte er Recht haben... zumindest war es das beste Comeback-Konzert bei Rock am Ring nach sechs Pausen. 

Dropkick Murphys bringen Punk und Folk auf die Bühne

Jetzt ist voll auf der Bühne: Die Dropkick Murphys rocken die Eifel – mit keltischen Klängen. „Johnny“, „I hardly knew ya“, „Rose Tattoo“ und „I'm Shipping Up To Boston“: Lieder wie aus dem Irish Pub.

Die punkigen Gitarrenriffs mit traditionellem irischen Folk sind eine Kombination, die Fans feiern lässt.

Und die kommen in einem scheinbar nicht abreißenden Strom auf das Festivalgelände. Die Vorfreude auf „Die Ärzte“, die ab 22.35 Uhr spielen werden, wächst und wächst und wächst...

Erster echter Höhepunkt am Samstag: Feine Sahne Fischfilet 

Bier, Bananen und Pyrotechnik: mehr braucht es nicht für den ersten echten Höhepunkt des zweiten Festival-Tages. Feine Sahne Fischfilet geben vom ersten Akkord alles und das Publikum lässt sich nicht lange bitten.

Es wird gefeiert, mitgesungen und gecrowdsurft. Sänger Monchi und Co. freuen sich wie kleine Kinder, vor einem so großen Publikum spielen zu können.

Vorfreude auf die „Ärzte“ wächst

Die Stimmung am Samstag ist gut, die Sonne kämpft sich immer mal wieder durch die Wolken. Von sommerlichen Temperaturen ist die Eifel zwar weit entfernt, aber die Vorfreude auf die Ärzte deutlich zu spüren. Der Sektor vor der Bühne ist bereits voll, nix geht mehr.

Auch sonst füllt sich das Festivalgelände immer mehr. Vielen steht die kurze Nacht ins Gesicht geschrieben. An den Eingängen verbreitet das professionell agierende Sicherheitspersonal gute Laune. Da huscht dem ein oder anderen verkaterten Besucher schon mal ein Lächeln durchs müde Gesicht.

Der zweite Tag beginnt kühl, aber trocken

Nach dem das Sturmtief Ivan die Festivalbesucher fast verschont hatte, wird das Wetter heute etwas besser. Es bleibt aber kühl. Maximal 16 Grad sind angekündigt. Dazu gibt es teilweise auch Sonnenschein. Am Nachmittag könnte es aber auch vereinzelt wieder regnen.

Den musikalischen Auftakt machen um 13.30 Uhr „The Hu“. Später stehen dann noch „Feine Sahne Filet“, die „Dropkick Murphys“, die „Ärzte“ und viele mehr auf der Bühne. 

Die Smashing Pumpkins

Kontrollwahn, Drogenexzesse und Egomanie hatten die kultisch verehrte Indie-Band immer wieder auf harte Proben gestellt und 2000 zu deren Auflösung geführt. Die Wiederbelebung 2006 mit Billy Corgan als einzigem Originalmitglied blieb ebenso halbgar wie die danach entstandenen Alben. Jetzt steht fast die Originalbesetzung auf der Hauptbühne bei Rock am Ring. Die Fans freuen sich auf Hits wie „Tonight, Tonight“ oder „1979“. Anschließend wird Tool den Abschluss des ersten Festivalstages bilden. Die US-Band hat zwar seit 13 Jahren kein neues Album veröffentlicht, die Fans dürfen sich dennoch auf einen bis ins kleinste Detail organisierten Auftritt freuen. Am Samstag geht es dann mit „Feine Sahne Filet“, den „Dropkick Murphys“ und den „Ärzten“ weiter.

Legende Slash ist auf der Bühne

Es steht eine Legende auf der Hauptbühne: Slash. Der Gitarrist von Guns N' Roses ist einer der größten Gitarristen der Rockgeschichte. In der Eifel beweist er, dass er nichts verlernt hat. Seine Finger fliegen geradezu über die Saiten. Slash rockt mit Myles Kennedy and The Conspirators das Publikum, während das nächste Regentief bei frischen 14 Grad über das Festivalgelände hinwegzieht. 

Historie des Festivals

Bereits 1980 war ein Festival an der Nürburgring-Rennstrecke geplant. Es sollte am Streckenabschnitt „Schwalbenschwanz“ an der Nordschleife stattfinden. Obwohl bereits Bands gebucht, Flyer gedruckt und Eintrittskarten verkauft worden waren, scheiterte das Festivalprojekt an den fehlenden Parkmöglichkeiten. Hinzu kamen Proteste von Anwohnern, die ihre Grundstücke nicht als Parkmöglichkeiten für die Festivalbesucher zur Verfügung stellen wollte. 

1985 war es dann soweit. Rock am Ring feierte Premiere. Ursprünglich als einmaliges Festival geplant, entschloss man sich wegen des großen Erfolgs – es kamen 75000 Besucher – es regelmäßig stattfinden zu lassen. Der Einbruch der Zuschauerzahlen 1988 hatte eine zweijährige Pause zur Folge. 1991 startete das größte deutsche Rockfestival mit einem überarbeiteten Konzept neu. Der Fokus wurde auf Newcomer gelegt. So traten unter anderem die zu diesem Zeitpunkt eher unbekannten INXS oder Alanis Morissette bei Rock am Ring vor großem Publikum auf. Mittlerweile treten sowohl Newcomer als auch etablierte Künstler und Bands auf. Nach zwei Jahren in Mendig (2015 und 2016) ist Rock am Ring seit 2017 wieder zurück in der Eifel. Seit 1997 findet zudem Rock im Park in Nürnberg statt – parallel zum Festival in der Eifel.

Sonne, Regen, Sturm, Blitz und Donner

Ohne Wetterkapriolen scheint es einfach nicht zu gehen: Die Mischung aus Sonne, Regen, Sturm, Blitz und Donner gehört zu Rock am Ring auf dem Nürburgring wie laute Gitarren, Bier, Ravioli aus der Dose und Fans, die sowohl das Musikfestival als auch sich feiern. Bei fast schon zu perfekten äußeren Bedingungen startete am Freitagnachmittag das dreitägige Musikfestival in der Eifel, bei dem unter anderem „Die Ärzte“, „Slayer“, „Casper & Materia“ und „Feine Sahne Fischfilet“ spielen werden.

Ein Name steht zwar nicht im Line-up, also der Liste von Künstlern und Bands, die während Rock am Ring auf der Bühne stehen werden, dennoch ist Ivan allgegenwärtig. Ivan ist der Name des Sturmtiefs, das der Deutsche Wetterdienst für den ersten Tag des Festivals in den Abendstunden angekündigt hattte. Keine Wunder also, dass der Blick der 80000 Fans immer wieder in Richtung Himmel oder auf die Wetter-App auf dem Smartphone ging.

„Wir sind doch nicht aus Zucker“

Und am späten Nachmittag öffnete der Himmel tatsächlich seine Schleusen, nur um sie später wieder zu schließen und die Fans mit Sonnenstrahlen zu verwöhnen. Das erste Gewitter hatten die meisten Besucher da aber bereits hinter sich. In der Nacht zum Mittwoch krachte es gewaltig über dem Festivalgelände. Davon ließen sich die Schwestern Meike und Maren Bauchmüller aber nicht aus dem Konzept bringen.

„Wir sind doch nicht aus Zucker und ohne einmal so richtig nass geworden zu sein, ist Rock am Ring nicht Rock am Ring“, sagte Meike, die mit mehr als 30 Freunden ihrQuartier auf dem Zeltplatz aufgeschlagen hat – inklusive Apfelwein, Karnevalskostüme, kölsche Musik.„Es ist eine internationale Truppe, die jedes Jahr bei Rock am Ring dabei ist und aus Dubai eingeflogen kommt und wir feiern traditionell hier auch ein bisschen Karneval“, erzählt Meike Bauchmüller. Da sie und ihre Schwester kein Bier trinken, aber auch nicht mit einem Sektglas am Lagerfeuer sitzen möchten, haben sie nach einer Alternative gesucht und gefunden. Die Schwestern setzen auf Bembel – Apfelwein aus Dosen. „Das sieht aus, als würden wir Dosenbier trinken, ist aber in Wahrheit viel leckerer“, sagt Maren Bauchmüller schmunzelnd.

Etwa 75 Bands treten während des Pfingstwochenendes auf den drei Bühnen in der Eifel auf. Laut den Veranstaltern sind bei dem Spektakel insgesamt rund 2000 Ordner, Polizisten und Sanitäter im Einsatz. In der Regel treten die Musiker im Wechsel mit dem gleichzeitigen Zwillingsfestival „Rock im Park“ in Nürnberg auf.

„Der Wind ist stark, ihr seid stärker.“ 

Festival-Organisator Marek Lieberberg spricht am frühen Freitagabend von 83000 Fans, die den Weg in die Eifel gefunden haben. Als „Alice in Chains“ auf der Bühne steht, ziehen Sturmböen über das Festivalgelände. Lieberberg ruft kurz zuvor den Fans zu: „Wir müssen noch eine Stunde durchhalten, dann soll es vorbei sein. Der Wind ist stark, ihr seid stärker.“ 

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