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Wasserverband Eifel-RurHunderte von Besuchern kamen zur Öffnung der Grundablässe

Lesezeit 4 Minuten
Die Kraft des Wassers: 15.000 Liter Wasser pro Sekunde donnerten aus den Kugelstrahlventilen hinab ins Tosbecken.

Die Kraft des Wassers: 15.000 Liter Wasser pro Sekunde donnerten aus den Kugelstrahlventilen hinab ins Tosbecken.

Heimbach-Schwammenauel – Wasser marsch: Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Wasserverbands Eifel-Rur (WVER) und des 80-jährigen Bestehens der Rurtalsperre wurden, jetzt erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich, die beiden Grundablassverschlüsse am Schieberhaus am Fuße der 77 Meter hohen Dammkrone geöffnet. 15.000 Liter Wasser pro Sekunde entleerten sich ins Tosbecken oberhalb des Stausees Heimbach. Gleich mehrfach konnten die Besucher am Samstag dieses faszinierende Schauspiel bewundern.

„Sie werden gleich nass werden!“ Bernd Hüppgen, Talsperrenmeister beim WVER, warnte die zahlreichen Besucher vor – und er sollte Recht behalten.

Wenige Sekunden, nachdem die beiden Sicherheitsklappen der Kugelstrahlventile geöffnet wurden, schossen mit schnell ansteigendem Druck Tausende Liter Wasser aus dem Stollen.

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Der war beim Bau der Talsperre vor 80 Jahren durch den Berg getrieben worden war, um das Wasser der Rur an der Baustelle der 77 Meter hohen Staumauer vorbeizuleiten.

Jetzt schoss zunächst eine meterhohe Fontäne aus den Öffnungen, bis sich über den Druckausgleich im Maschinenhaus des WVER ein meterdicker Doppelstrahl ins Tosbecken entleerte. Das Ergebnis war vorhersehbar: Viele der mehrere hundert Zuschauer am Geländer über dem Wasseraustritt wurden kurz abgekühlt.

60.000 Liter sind möglich

Das Wasser, das sonst vom Energieversorger Innogy über einen eigenen Ablass für die Stromgewinnung genutzt wird – die Leitung liegt direkt neben den beiden „Verschlussorganen“ des WVER im Schiebhauses –, wurde jetzt anlässlich des Doppel-Jubiläums zur Unterhaltung des Publikums draußen am Geländer über dem Tosbecken freigegeben.

„Das ist ein Spektakel, das Sie so schnell nicht vergessen werden“, hatte WVER-Vorstand Dr. Joachim Reichert vorhergesagt. Und auch er sollte Recht behalten. Zu den vier Grundablässen am vergangenen Samstag waren die Besucher entweder zu Fuß die 308 Stufen von der Dammkrone hinunter zum Schiebehaus gekommen – nach einer Kurzwanderung am Seeufer vom Jugendstilkraftwerk –, oder sie waren mit dem kostenlosen Shuttle-Bus vom Parkplatz am „Seehof“ gekommen.

Der WVER

Die Einrichtung des Wasserverbands Eifel Rur (WVER) mit Sitz in Düren wurde 1990 durch das Eifel-Rur-Verbandsgesetz vom NRW-Landtag beschlossen. Er sollte die wasserwirtschaftlichen Aufgaben von bis dato 24 kleinen Verbänden im Einzugsgebiet der Rur übernehmen. Nach einer Übergangszeit trat das Gesetz 1993 in Kraft. Das Gebiet ist 2087 Quadratkilometer groß und erstreckt sich von Heinsberg bis Hellenthal. Dazu zählen die Olef-, Urft-, Rur- und Wehebachtalsperre sowie die Staubecken Heimbach und Obermaubach.

Zum Jubiläum bietet der WVER mehrere Veranstaltungen an, etwa einen Tag der offenen Tür mit Führungen in der Hellenthaler Oleftalsperre am 22. September. Das Programm ist im Internet abrufbar.

www.wver.de

Knapp zehn Minuten dauerte das Spektakel, das Talsperrenmeister Hüppgen gelassen beobachtete. Im Innern des Schiebehauses stand er im einsehbaren Maschinenraum, wo die Elektronik anzeigte, was geregelt draußen hinausschoss. Das Rauschen der ausströmenden Wassermassen hielt sich dabei überraschend in Grenzen. „Jetzt sind es 15.000 Liter pro Sekunde, wir können die Anlage aber auf bis zu 60.000 Liter pro Sekunde hochfahren, wenn es sein müsste“, so Hüppgen – etwa, wenn der Rursee extremes Hochwasser hat und der Damm entlastet werden muss.

Würde dann die Elektrik versagen, könnte Hüppgen entweder per Notstromaggregat oder noch per Handkurbel mit Spindelantrieb die beiden Kugelstrahlventile öffnen. Im Katastrophenfall eines Rohrbuchs im Stollen würde er hydraulisch die tonnenschweren Schieber über ein Kippgewicht herunterlassen.

Am Samstag lief natürlich alles störungsfrei. „Das Wasser verteilt sich über das Tosbecken in den See“, so Hüppgen: „In Heimbach gibt es jetzt keine Riesenwelle!“

Hitze-Auswirkung

Der Erftverband weist darauf hin, dass die hohen Temperaturen und die intensive Sonneneinstrahlung die Wassertemperatur der ohnehin im Sommer weniger Wasser führenden Gewässer erhöhen. Dadurch kann das Wasser weniger Sauerstoff aufnehmen, der von den Wasserorganismen benötigt wird. Besonders Fische leiden nach Angaben des Erftverbands unter dem aktuell geringen Sauerstoffgehalt.

Um die Situation nicht zu verschärfen, appelliert der Erftverband daher an alle Anrainer, kein Wasser aus den Gewässern zu entnehmen und auch keine Tiere am Gewässer zu füttern. Futterreste setzten, so der Verband in seiner Mitteilung, Faulprozesse im Gewässer in Gang, die den ohnehin reduzierten Sauerstoffgehalt des Wassers noch weiter reduzieren. (eb)

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