Abo

EinsatzzentraleHelfer werden in Katastrophengebieten nun zielgerichtet eingewiesen

Lesezeit 4 Minuten
Auch Werkzeuge für die Helfer halten die Koordinatoren Steffen Palmroth, Andrea und Jan Coober bereit.

Auch Werkzeuge für die Helfer halten die Koordinatoren Steffen Palmroth, Andrea und Jan Coober bereit.

Kreis Euskirchen – Noch immer rollt die Welle der Hilfsbereitschaft in die von der Hochwasserkatastrophe schwer getroffenen Orte, noch immer sind Menschen mit Schippen, Eimern und Gummistiefeln in den Straßen unterwegs, um beim Aufräumen und Säubern zu helfen.

Doch viele Helferinnen und Helfer kommen auf gut Glück, ohne zu wissen, wo ihr Einsatz auch dringend benötigt wird. Inzwischen haben sich in den Orten Stellen herausgebildet, an denen die Einsätze der Helfer koordiniert werden.

Koordination der Helfer

In Bad Münstereifel melden sich Helfer am Rathaus, Marktstraße 11-15. Von dort aus werden sie koordiniert und in die Ortschaften verteilt, bei denen Bedarf besteht. Eine Anmeldung dafür sei im Vorfeld nicht nötig, die Helfer können spontan zum Rathaus kommen. Jedoch sollten sie nicht unkoordiniert in die Orte fahren.

In Gemünd ist die Einsatzzentrale am Katharinenhof unter Tel. 0152/38732600 erreichbar für Hilfegesuche wie -angebote. Auf Facebook ist die Seite „Katharinenhof“ eingerichtet, über die Anfragen und Angebote koordiniert werden können.

www.facebook.com/Katharinenhof-681352339395665

In Kall ist die Koordinierungsstelle für Hilfsangebote und -gesuche im Bauhof unter Tel. 0162/7977832 oder per E-Mail erreichbar. Die Anlaufstelle ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet, auch am Wochenende. Helfer für Arbeiten und Elektrogroßgeräte werden vermittelt und ein Lieferdienst für Lebensmittel angeboten.

info@bauhof-kall.de

facebook.com/Bauhof-Gemeinde-Kall-713183369444672

In Zülpich gibt es eine Hotline für Hilfsangebote und Hilfsgesuche: 02252/52207. Hier wurden und werden zum Teil auch Helfer, also Manpower koordiniert. Über ein überregionales Netzwerk werden darüber teilweise auch Helferinnen und Helfer in andere Kommunen vermittelt.

Nach Postleitzahlen sortierte Anfragen und Angebote der gesamten Region sind zudem im Internet zu finden:

www.unwetter-hilfe.org

Gemündner Einsatzzentrale im Katharinenhof

In Gemünd etwa hat sich im Katharinenhof eine kleine Einsatzzentrale gebildet. Wer den Parkplatz des Katharinenhofes aus Zeiten vor dem Hochwasser kennt, wird jetzt aus dem Staunen nicht herauskommen. Die Reisebusse, die normalerweise dort das Bild prägen, sind verschwunden – einer davon sogar beim Unwetter in den Fluten der Urft. Er wurde im Bachbett an der Schützenhalle wiedergefunden.

Nun beherrscht die Farbe Oliv das Bild: Zwei Duschzelte für die Bevölkerung hat das ABC-Abwehrbataillon 750 Baden aus Bruchsal hier aufgebaut. Auch eine Trinkwasserausgabe wurde installiert.

Arbeitsmaterial steht bereit

An den zwei Bürocontainern, die direkt vor dem Hotel stehen, herrscht ein freundlicher Umgangston. „Dort sind Gummistiefel, Handschuhe, auf der anderen Seite Schippen und Eimer“, weist Steffen Palmroth, besser unter seinem Spitznamen „Palme“ bekannt, die freiwilligen Helfer ein, denen er zuvor ihr Einsatzgebiet gegeben hat. „An der Jugendherberge ist ein Trupp unterwegs, um die Gullys zu reinigen, damit beim nächsten Regen das Wasser wieder abfließen kann“, sagt er. Das Material, mit dem die Helferinnen und Helfer ausgestattet werden, stammt aus Spenden, die hier angeliefert wurden.

Am Samstag nach der Katastrophe sei es zuerst René Medici gewesen, der sich hier eingebracht hat. Medici, wie Palmroth Bundeswehrsoldat, ist privat nach Gemünd gekommen und hat direkt mitangepackt. Mit Andrea und Jan Coober, Inhaber des Hotels Katharinenhof, hat er die kleine Einsatzzentrale aufgebaut. „Bei uns wohnen Helfer, aber auch Menschen, die ihr Zuhause verloren haben und obdachlos sind“, so Jan Coober.

Koordinierung in Absprache mit der Stadt

„Wir versuchen, die Stadt etwas sauberer zu machen“, sagt Palmroth. Seit Sonntag ist er in Gemünd. Eigentlich wohnt er in Kirchheim an der Steinbachtalsperre. Nach der Evakuierung habe er auf sein Haus geschaut und für sich entschieden, dass er nicht so betroffen ist wie die Gemünder. Er wolle den Einsatz der privaten Helfer koordinieren, die ohne festes Ziel, aber mit viel Tatkraft nach Gemünd kommen.

Das geschehe in Absprache mit der Stadt, die die Hotspots benennt, wohin die Freiwilligen dann geschickt werden. „Wir schließen die Lücke im System“, so Palmroth. Wenn die Helfer nicht wüssten, wo sie gebraucht würden, könne das auch zur Belastung werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Andrea Coober wiederum hält die Verbindung zu den Gemündern – als Ortsansässige ist sie bestens vernetzt. Zudem ist sie gerade dabei, eine stabile Internetverbindung herzustellen: „Wir haben gerade erst wieder eine funktionierende Leitung.“ Gerade das Internet ist so wichtig, um die Anfragen von Freiwilligen, die teils lange Anreisen haben, direkt vom Katharinenhof aus abzuarbeiten.

KStA abonnieren