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Ende der MaskenpflichtEinzelhändler im Kreis Euskirchen zwischen Freude und Sorge

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Hat es Kunden und Mitarbeitern freigestellt, mit oder ohne Maske im Markt zu sein: Rewe-Marktleiter Mehmedbegovic.

Hat es Kunden und Mitarbeitern freigestellt, mit oder ohne Maske im Markt zu sein: Rewe-Marktleiter Mehmedbegovic.

Kreis Euskirchen – Schon am Montag waren die Schilder an den Eingangstüren der Läden verschwunden, die auf die Maskenpflicht aufmerksam machten. Doch viele der Kunden, die in Schleiden einkaufen, bevorzugen es, weiterhin Masken zu tragen. „Ich kaufe gerade für meine über 80-jährige Mutter ein, die will ich schützen“, sagt Birke Steinitz, die auf dem Parkplatz des Schleidener Rewe-Marktes die Waren aus dem Einkaufswagen in den Kofferraum ihres Autos lädt. Die Gefahr sei gering, aber sie sei noch immer da.

Mit dieser Haltung ist sie nicht allein, hat der Marktleiter des Rewe, Sead Mehmedbegovic, beobachtet. Nur wenige würden ohne Maske einkaufen kommen. Über das Hausrecht könnte es den Menschen vorgeschrieben werden, doch das sei nicht beabsichtigt. „Wir haben es den Kunden und den Mitarbeitern freigestellt, aber die Empfehlung ist, eine Maske zu tragen“, sagt er.

Es geht um Schutz der Familie

So würden es auch fast alle der Marktmitarbeiter halten. „Ich freue mich darüber“, betonte er. Es gehe ihm da auch um den Schutz der Familie. „Es geht auf Ostern zu, da will man doch nicht krank sein“, betont er.

Ohne Maske ist eine Frau in den Gängen des Marktes unterwegs. „Ich bin Altenpflegerin, und jetzt seit zwei Jahren jeden Tag acht Stunden mit der Maske zu arbeiten, ist schon heftig“, erklärt sie. Dann wird sie deutlich: „Ich bin es satt, ich wollte wieder einmal ohne die Maske wenigstens einkaufen gehen und es genießen“, sagt sie. Sie habe aber gemerkt, dass sie von Einzelnen schief angeguckt werde, andere wieder hätten sogar begonnen, miteinander zu tuscheln.

Viele Kunden noch mit Maske unterwegs

Manuela Pitzen-Tomhorst, Angestellte des Rewe-Marktes, trägt dagegen Maske. „Ich habe einen ungeimpften Sohn und will keinen gefährden“, sagt sie. Sie sei schon von Kunden darauf angesprochen worden. Doch die meisten seien immer noch mit Maske unterwegs.

Ihre Kollegin Elke Mulawski sitzt dagegen ohne Maske hinter der Schutzwand an der Kasse. „Ich habe eine Vorerkrankung und hatte immer Probleme mit der Maske“, erklärt sie. Sie sei froh, keine mehr tragen zu müssen.

Plexiglasscheibe bietet zusätzlichen Schutz

Im Bioladen „Naturale“ in Schleiden steht es den Kunden auch frei, mit oder ohne Maske in den Laden zu kommen. Besitzerin Katrin Fuß steht ohne Maske an der Kasse. „Hinter der Schutzwand mussten wir sowieso keine Maske tragen“, erläutert sie. Wenn Kunden eine Beratung im Geschäft wünschten, würde sie aber immer fragen, ob es denen lieber sei, wenn sie Maske trage.

Hinter der Plexiglas-Schutzwand steht auch Alice Friederichs an der Theke der Bäckerei Friederichs. „Mir ist diese Schutzwand wichtig, und ich habe hier auch die notwendige Distanz“, sagt sie. Wenn sie allerdings selbst einkaufen gehe, trage sie im Supermarkt weiterhin Maske. „Ich beobachte, dass viele sagen: Ich behalte die Maske bei“, sagt sie. In den letzten zwei Jahren hätten wir alle aber viel über den Umgang mit der Krankheit gelernt.

Mit gesundem Menschenverstand

„In meiner Brust schlagen zwei Herzen“, sagt Thomas Steffen, Inhaber der Metzgerei Steffen in Gemünd. Die Maßnahmen seien damals der richtige Schritt gewesen, um die Pandemie einzudämmen, allerdings dauere die Abschaffung der Maskenpflicht nun schon um einiges länger als ihre Einführung, und das stünde in keiner Verhältnismäßigkeit mehr, so Steffen: „Jeder soll in Eigenverantwortung und mit dem gesunden Menschenverstand entscheiden, ob er Maske trägt oder nicht.“ Viele Kunden würden sie derzeit auch noch tragen, so Steffen.

Gänzlich auf alle Maßnahmen verzichtet die Metzgerei jedoch noch nicht: Die Regel, dass sich maximal drei Kunden zeitgleich im Laden aufhalten dürfen, bleibe zunächst noch bestehen. „Damit fühlen sich auch die Kunden wohler“, sagt Steffen.

Mitarbeiter tragen weiter Maske

Eigenverantwortung – das Stichwort, mit dem auch die großen Einzelhändler argumentieren. Sowohl der Obi in Kall als auch Möbel Brucker in Kall wollen darauf verzichten, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und die Kunden nicht weiter verpflichten, eine Maske zu tragen. Während Rudolf Tapp, Marktleiter bei Obi, die Entscheidung der Maske jedem selber überlässt – ob Kunden oder Mitarbeiter –, sind die Mitarbeiter bei Möbel Brucker derzeit weiter veranlasst, bei Kundenkontakt eine Maske zu tragen. „Es wäre mir lieber gewesen, wenn die Pflicht weiter bestanden hätte, bis die Zahlen runter gehen“, räumt Geschäftsführer Andreas Brucker ein.

Gastronomie

Auch für Restaurants und Gaststätten ist die Maskenpflicht gefallen, genau wie die 3G-Regel – zur Freude vieler Gastronomen, wie Patrick Rothkopf, Vorsitzender des Dehoga Euskirchen, sagt. „Die Stimmung ist gut“, so Rothkopf. Wobei am Tisch die Maske sowieso abgelegt werden durfte und seit Anfang März die 3G-Regel statt der 2G-Regel galt, empfinden viele Gäste nach Aussage von Rothkopf das Ende der Maskenpflicht als Entspannung und Bereicherung.

Dennoch wollen die Unternehmen ihre Mitarbeiter schützen, sagt Rothkopf. Deshalb bittet der Dehoga-Vorsitzende die Gäste um Rücksichtnahme und im Zweifel darum, noch mal die Maske aufzusetzen. (jes)

Ohne Gesetzesgrundlage sei es schwierig, die Maskenpflicht im Geschäft für die Kunden weiter aufrechtzuerhalten, denn im Zweifel gehen die Kunden zu anderen Händlern und kommen nicht wieder, so Brucker. Er wünscht sich stattdessen, dass die Kunden noch lange freiwillig ihre Masken aufbehalten, um das Verkaufspersonal zu schützen.

Die Beibehaltung der Maskenpflicht hätte sich auch Elli Olzem gewünscht. Sie betreibt den Laden „Krims-Kram/Geschenke aus aller Welt“ in Blankenheim und ist selbst vorerkrankt. Obwohl sie ihre Kunden darauf hinweist, dass sie die Maske abnehmen könnten, behalten viele der Ladenbesucher sie derzeit noch auf, berichtet Olzem. „Der Trend geht zur Maske“, sagt die Inhaberin.

Viele Maskenträger in Euskirchen unterwegs

„Mein Mann und ich tragen eine Maske, aber wir schreiben es weder unseren Kunden noch unseren Mitarbeitern vor“, sagt Felicitas Bauernschmidt, Inhaberin des Unverpacktladens Haferflöckchen in Mechernich. Noch vor zwei Wochen hätte sie eine andere Entscheidung getroffen, die Masken zur Pflicht erklärt. „Dann habe ich mich selbst mit Corona angesteckt. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob Masken die beste Infektionsschutzmaßnahme sind. Ich stehe dem Thema jetzt gleichgültig gegenüber.“

Doch aus Rücksicht auf ihre Kunden will Bauernschmidt auch weiterhin Maske tragen. „Wenn jemand unseren Laden betritt, ziehe ich automatisch eine Maske an“, sagt sie. Auch die meisten Kunden hätten bisher mit Maske eingekauft.

Ähnlich verhalten sich die Menschen in Euskirchen: In der Fußgängerzone sind viele mit Masken unterwegs. Sie ist eher die Regel als die Ausnahme. Kaum ein Euskirchener betritt die Geschäfte ohne Maske – ganz gleich, ob es Schüler, Senioren oder Handwerker sind, die sich in der Mittagspause ein Brötchen holen.

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Im Modehaus Prinz tragen die Mitarbeiter Maske. „Wir können unseren Kunden nicht diktieren, ob sie Maske tragen oder nicht“, sagt Geschäftsführer Günter Blauen. Die Mitarbeiter werden laut Blauen hingegen bis auf Weiteres Maske tragen – allein schon um die Kunden vor dem Coronavirus zu schützen. Genauso agiert auch das Personal im Schuhhaus Lange. Auch dort tragen die Mitarbeiterinnen Maske. „Wir wollen niemanden gefährden. Weder uns noch die Kunden“, sagt Verena Lange.

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