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Extremsportler André HauschkeEuskirchener segelt an der Küste Floridas

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André Hauschke startet beim Ironman der Segler.

Euskirchen/Zülpich. – André Hauschke ist ein Pionier. Einer, der die Herausforderung sucht, findet und liebt. Nun geht der Euskirchener das nächste Projekt an. Hauschke startet bei der Worrell 1000 – dem Ironman der Sportbootsegler. Die Segelregatta zählt in seiner Form zu der längsten Etappenregatta der Welt bei der sich die besten Catamaran-Segler aller Nationen auf den schnellsten Sportsegelbooten an der Ostküste der USA treffen, um am 9. Mai in Miami Florida jeweils in Zweierteams auf den schnellen Renn-Catamaranen in der offenen Formula 18 Klasse an den Start zu gehen. Die geplante Zielankunft dieses Longshore Rennens entlang der Atlantikküste wird der 21. Mai in Virginia Beach sein. Hauschke wird mit Stefan Rumpf an den Start gehen. „Das Rennen ist ein echter Höhepunkt in meiner Karriere“, sagt Hauschke, der im vergangenen Jahr Vize-Europameister in der Segelklasse Hobie Cat 14 in Spanien wurde. Zudem belegte er bei der deutschen Meisterschaft den zweiten Platz.

Eine Materie zu finden, die Hauschkes Steckenpferd ist, ist schwierig. Der Euskirchener ist ein Allround-Trend-Extremsportler. Am 1. Juni 1979 surft Hauschke das erste Mal auf dem Zülpicher See. Die Sportart mit dem Brett unter den Füßen und dem Segel in der Hand hat zu dieser Zeit in Deutschland den Ruf einer exotischen Freizeitbeschäftigung.

36 Jahre später legt der Euskirchener seine Prüfung zum unabhängigen Finanz- und Anlagenberater ab. Was wie der typische Werdegang vom Lebemann zum Yuppie klingt, ist in Wirklichkeit eine konsequente Lebensgeschichte, gespickt mit sportlicher Pionierarbeit und Höchstleistungen, die Hauschke, der für den Ruder- und Segelclub Zülpich startet, sogar doppelt ins Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln brachten.

Hauschke im Olympiakader

Nur fünf Jahre nach den ersten Surf-Erfahrungen steht der damals 21-Jährige 1984 im Olympiakader für Los Angeles. „Es durfte damals nur einer starten. Dennoch war es eine tolle Erfahrung“, erinnert sich der Euskirchener, der zwei Jahre später bei den Goodwill Games in Moskau den neunten Platz belegte. 1991 surft er auf Sylt seinen letzten Weltcup. In der Zwischenzeit hat er eine weitere Fun-Sportart in Euskirchen salonfähig gemacht - das Skateboarden. Parallel zum Surfen und Skaten eröffnete der heute 52-Jährige 1987 sein erstes Geschäft. Wenn er zur damaligen Zeit nicht im Laden stand, schraubte er mit anderen Skatern an der größten Spinramp - einer speziellen Rampe, die von beiden Seiten befahren werden kann – in Europa.

Rodney Mullen skatet in Euskirchen

Zur gleichen Zeit stattete Rodney Mullen – einer der besten Skateboarder aller Zeiten – der Kreisstadt einen Besuch ab und förderte so ebenfalls den Hype. Als die Begeisterung nachließ, orientierte sich Hauschke neu. Er tauschte vier Rollen gegen zwei Reifen und sattelte auf die nächste Boom-Sportart um: das Mountainbiken. Er verkaufte nicht nur Räder und Zubehör, sondern sammelte auch praktische Erfahrungen. Hauschke nahm von 1991 bis 1995 am Mountainbike-Weltcup teil, absolvierte Downhill- und Marathonrennen und fuhr beim Eurobike-Extremrennen unter die ersten 20. „Authentizität ist im Einzelhandel, aber auch für Sportler ungemein wichtig. Das habe ich all die Jahre intensiv erfahren“, sagt Hauschke.

So auch bei der nächsten Herausforderung. Er erkannte, dass dem Handel mit "Outdoor"-Produkten eine große Zukunft bevorstand. In einem der ältesten noch existierenden Wohngebäuden Euskirchens, „Clevs Häuschen“ am Alten Markt, eröffnete er 1991 auf nur 14 Quadratmetern Verkaufsfläche den „kleinsten Outdoorladen Deutschlands“ (Hauschke). Zudem widmete er sich mit großer Leidenschaft dem Alpinismus. Der gelernte Kaufmann legte beim Deutschen Alpenverein die Prüfungen zum Bergführer und Ski-Hochtourenführer ab.

Alleine auf höchsten Vulkan der Erde

Am 1. April 2010 sorgte André Hauschke für Schlagzeilen. Er brach den Rad-Höhenweltrekord mit dem Mountainbike. In nur gut einem halben Jahr war der Euskirchener 15 000 Trainingskilometer mit dem Rad gefahren, bevor es nach Südamerika ging. Rund viereinhalb Wochen hielt sich Hauschke in Chile auf - meist auf weit über 4000 Metern Höhe.

Mit dem Sportwissenschaftler Dr. Frank Hülsemann und dem Höhenphysiologen Dr. Markus de Marees von der Sporthochschule Köln hatte der Extremsportler nur ein Ziel: einen Höhenweltrekord mit dem Mountainbike aufzustellen – die Strecke zu 100 Prozent gefahren, beginnend auf Meeresniveau an der Pazifikküste.

Weil seine Begleiter während der Tour gesundheitliche Probleme bekamen, machte sich der zweifache Familienvater allein auf die verbliebenen 250 Höhenmeter, die er schließlich in fünf Stunden absolvierte. Hauschke: „Als Bergsteiger habe ich einen Augenblick daran gedacht, zu Fuß noch auf den Gipfel des höchsten Vulkans der Erde, Ojos del Salado, zu gehen, weil ich ja kurz davor war. Aber das habe ich schnell verworfen. Ich hätte es auch nicht mehr geschafft nach den Anstrengungen der vorherigen Nacht. Nach dem Erreichen der Weltrekordmarke von 6085 Meter musste ich mein Rad sogar vom Vulkan herunterschieben.“

Auch wenn er die letzte Etappe allein bewältigte, legt André Hauschke Wert darauf, dass Frank Hülsemann, Markus de Marees und er den Höhenweltrekord als Team aufgestellt haben. (tom)

Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer einer Coaching- und Consulting-Agentur bildete er sich im Bereich der Personalentwicklung fort und begleitete unter anderem Führungskräfte und Vorstände der Deutschen Wirtschaft auf dem Weg zu ihren persönlichen Zielen. 1998 verschlug es ihn auf eine Expedition nach Alaska auf den „kältesten Berg der Welt“ – den Mount McKinley, mit 6190 Metern der höchste Berg Nordamerikas.

Zwei Jahre später genoss er von der tibetischen Hochebene aus den Blick auf den Mount Everest. „Vis-à-vis mit dem höchsten Berg der Welt, das war schon ein eindrucksvolles Gefühl“, so Hauschke, der in Euskirchen und Umland ein modisches Kultobjekt bekannt machte: Anfang der 90er Jahre vertrieb er in seinem Laden den "Vogue"-Schuh, einen modischen Sneaker, dessen Sohle aus hunderten saugnapfähnlicher Noppen bestand. „Die gingen weg wie warme Semmel. Das war eine Weltmeisterschaft“, berichtet Hauschke.

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Mit dem Euskirchener Jörg Frühauf fuhr er mit dem Rennrad innerhalb von zehn Tagen von Euskirchen nach Barcelona, ehe es mit der Fähre nach Mallorca ging. Dort wurden die letzten 81 der insgesamt gut 2000 Kilometer heruntergespult. Das Duo sammelte mit der Fahrt durch sieben Länder 21 000 Euro für ein Düsseldorfer Kinderhospiz.

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