Gegen das Sterben im MittelmeerEuskirchener demonstrieren für Seenotretter

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Demo sichere Häfen Euskirchen

Mit Fahnen, Transparenten und orangefarbenen Warnwesten zogen die Aktivisten der Seebrücke durch die Euskirchener Innenstadt, um für die Aktion „Sichere Häfen“ zu werben.

Euskirchen – Feuerwehrleute, die ihr Leben riskieren, um Menschen aus einem brennenden Haus zu retten, werden oft als Helden gefeiert. Aus Sicht der Aktivisten der Initiative Seebrücke Euskirchen nehmen auch andere Menschen ein ähnliches Risiko auf sich, doch sie würden teilweise dafür sogar bestraft. „Seenotretter, die in Gefahr geratenen Menschen zu Hilfe eilen, werden kriminalisiert und verurteilt.

Das darf einfach nicht sein“, betonte Julia Henning: „Mit unserer Demo wollen wir die Aufmerksamkeit der Menschen darauf lenken, dass absolute Armut in großen Teilen Nordafrikas und Regierungen, die die Menschenrechte mit Füßen treten, für Betroffene oftmals keinen anderen Ausweg als die Flucht lassen“, fügte Marvin Strick hinzu. Anders als in Europa, wo die Auswirkungen noch nicht in diesem Ausmaß zu spüren seien, trage auch der Klimawandel zur weiteren Verschlechterung der Lebensumstände bei.

Graffiti-Aktion

Aufgesprühte Graffiti-Schiffchen, die bereits seit Tagen an allen möglichen Ecken in der Euskirchener Innenstadt auf die Demonstration aufmerksam machten, gehen nach eigenem Bekunden nicht auf das Konto der Seebrücken-Aktivisten. „Die Schiffchen haben wir wohl einem künstlerisch begabten Unterstützer unserer Initiative zu verdanken“, so Marvin Strick: „Dies ist jedoch nicht unsere Art, Politik zu machen. Daher distanzieren wir uns von den Graffitizeichnungen.“ (arn)

Mit großen Transparenten, wehenden Fahnen und orangefarbenen Warnwesten zogen am Samstag Dutzende Aktivisten durch die Euskirchener Innenstadt und warben für die Aktion „Sichere Häfen“.

Das Orange der Retter

Die Farbe ihrer Bekleidung war bewusst gewählt, demonstriert sie doch die Solidarität mit den Seenotrettern in ihren orangefarbenen Rettungswesten. Schriftzüge wie „Leben retten“ und „Grenzen auf, überall, kein Mensch ist illegal“ sollten diese Absicht für die Umherstehenden zusätzlich verdeutlichen.

„Die christliche Seefahrt gebietet es, in Not geratene Menschen zu retten“, betonte Demonstrantin Anne Bergmann. „Stattdessen meiden viele Handelsschiffe mittlerweile die betroffenen Routen, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.“

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Über den Europakreisel führte die Demonstration vorbei am Euskirchener Bahnhof bis zu einer Bühne auf dem Alten Markt. Hier gab Matthias Petry, der einige Zeit in der medizinischen Crew des Rettungsschiffes „Sea-Eye“ im Einsatz war, einen bewegenden Einblick in die Arbeit der Retter. Musikalisch unterstützten die Band Schohnzeit und das Trio Kutlu Yurtseven (Rap), Rudi Rumstajn (Gitarre) und Markus Reinhardt (Geige), dessen Familie selbst schon Flucht und Verfolgung erlebt hat, die Aktion.

„Jährlich sterben im Mittelmeer Tausende Menschen, die wegen Krieg und Armut ihre Heimat verlassen müssen“, berichtete Anne Bergmann. „Darum sind Berichte von Menschen, die diese Not hautnah miterlebt haben, besonders wichtig.“

Für Mittwoch, 12. Juni, lädt daher Dr. Rüdiger Haude von der RWTH Aachen ab 19 Uhr zu einem Vortrag mit dem Titel „Klimawandel als Fluchtursache“ in den Kleinen Kunstraum, Bischofstraße 1, ein. Bergmann: „Die Menschen fliehen, weil ihnen keine andere Möglichkeit bleibt. Dies wollen wir mit unserer Demonstration und dem Vortrag verdeutlichen.“

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