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JVA-EuskirchenNRW-Justizministerium über Datenpanne massiv verärgert

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Die JVA in Euskirchen.

Die JVA in Euskirchen.

Euskirchen – Er steht kurz vor der Pensionierung, hat sich in der NRW-Justiz eine leitende Position erarbeitet. Ein fataler Fehler kann den 61-Jährigen jetzt seinen Job kosten. Der Bedienstete der JVA-Euskirchen verlor einen USB-Stick mit vertraulichen Daten auf dem Parkplatz der Haftanstalt.

„Er wollte zu Hause die Beurteilungen von rund 80 Mitarbeitern ergänzen“, berichtet Peter Brock, Vorsitzender des Bund der Strafvollzugsbediensteten in NRW, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Tagesgeschäft habe ihm dazu offenbar die notwendige Ruhe gefehlt.

Infos an Häftlinge weitergeleitet

Der Vorfall ereignete sich am 19. Juni. Nach Angaben von Anstaltsleiterin Renate Gaddum steht ein Häftling in Verdacht, den Datenträger gefunden zu haben. In der JVA Euskirchen sind die Gefangenen im offenen Vollzug untergebracht. „Offenbar wurden die Informationen von dem Finder an einige Mithäftlinge weitergeleitet“, sagt Peter Brock. „Das ist deshalb brisant, weil sich auf dem Stick unter anderem auch Privatadressen und Telefonnummern von zehn Bediensteten befanden, die in den Händen von Häftlingen nichts zu suchen haben. Ich rate den Betroffenen, zumindest ihre Telefonnummern zu ändern.“

Der USB-Stick ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Das NRW-Justizministerium ist über die Panne in der JVA Euskirchen massiv verärgert. „Für den Schutz der Daten gibt es klare gesetzliche Vorschriften, die in diesem Fall vorsätzlich missachtet worden sind“, sagte ein Sprecher von NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) unserer Zeitung. Die JVA werde dieses „persönliche Fehlverhalten des Bediensteten einer dienstrechtlichen Prüfung unterziehen, da hier Dienstpflichten verletzt“ worden seien.

Zudem werde das Justizministerium den Vorfall zum Anlass nehmen, alle Justizvollzugsanstalten zu sensibilisieren. Das Thema Datenschutz soll jetzt auf die Tagesordnung der diesjährigen Anstaltsleiterdienstbesprechung gesetzt werden.

Staatsanwaltschaft Köln ermittelt

In der JVA Euskirchen gibt es 448 Haftplätze. Alle Mitarbeiter seien über den brisanten Verlust persönlich, per Mail oder im Rahmen einer Dienstbesprechung informiert worden, berichtet JVA-Leiterin Gaddum. Man sei „offensiv“ mit der Panne umgegangen, habe sogleich das Justizministerium sowie die Landesdatenschutzbeauftragte informiert. Auch die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. Dort ist die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW angesiedelt.

Die Beurteilungen von JVA-Bediensteten werden in NRW in der Regel alle drei Jahre erstellt. Nur wer eine gute Punktzahl bekommt, der hat die Chance auf eine Beförderung. Die JVA-Leiterin erklärte, der Mitarbeiter habe den Verlust des USB-Sticks nach erfolgloser Suche umgehend gemeldet und Selbstanzeige erstattet.

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