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Kulturaustausch in EuskirchenWeihnachten zwischen Heimat und Fremde

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Frohe Weihnachten: In Euskirchen, wo Menschen aus knapp 130 Nationen leben, wird sehr unterschiedlich gefeiert.

Frohe Weihnachten: In Euskirchen, wo Menschen aus knapp 130 Nationen leben, wird sehr unterschiedlich gefeiert.

Euskirchen – Weihnachten steht vor der Tür. Kaum ein anderes Fest ist so sehr geprägt von Tradition und Brauchtum. Hier findet man sich wieder – sei es beim Plätzchenbacken mit den Kindern, dem sonntäglichen Entzünden der Kerzen am Adventskranz oder dem Schmücken des Weihnachtsbaumes. Und dann am Heiligen Abend: Im Anschluss an das Krippenspiel gibt es Bescherung, weihnachtliche Musik und bei dem ein oder anderem stehen Würstchen und Kartoffelsalat auf dem festlich gedeckten Tisch.

In unserem westlichen Kulturkreis wird sich die Mehrheit in manch einer dieser Szenen wiederfinden. Wie aber verbringen Menschen anderer Kulturen die Feiertage und den Jahreswechsel? Immerhin kommen in Euskirchen Menschen aus knapp 130 Nationen zusammen. Und mit ihnen eine Vielzahl unterschiedlicher Sitten, religiöse Traditionen und heimatliche Bräuche.

Ein kultureller Spagat

„Sie nennen das hier ihr Wohnzimmer“, sagt Peter Müller-Gewiss und schmunzelt. Er arbeitet im Caritas-Zentrum für Migration und Flüchtlingshilfe in Euskirchen und ist dort zuständig für die Aktion „Neue Nachbarn“. Dias Wohnzimmer nennt sich offiziell „Café International“. Es ist ein Ort, an dem Menschen unterschiedlicher Nationen zusammenkommen, um sich in entspannter Atmosphäre kennenzulernen und auszutauschen.

In der Woche vor Weihnachten ist hier einiges los. Bei Kaffee und Weihnachtsgebäck berichten fünf Migranten über Weihnachten zwischen Heimat und Fremde, über Tradition und den kulturellen Spagat, den es hin und wieder zu machen gilt.

Genaue Daten sind eine komplexe Sache

Katayon Badalian ist Mitarbeiterin des Cafés. Die Iranerin wird ein paar Mal während des Treffens übersetzen. Seit 30 Jahren in Deutschland, ist sie für viele der Menschen des Cafés Vertraute und Bezugsperson. Sie weiß um die kulturellen Unterschiede. Am Tisch wird schnell klar: Genaue Daten sind eine komplexe Sache. Unter den anwesenden Christen wird je nach Konfession und Tradition entweder an Heiligabend, dem 25., 31. Dezember oder 6. Januar gefeiert – teils recht besinnlich oder mit einer rauschenden Party.

Fadi Al Khoury kann letzteres bestätigen. Als syrisch-orthodoxer Christ werde er von Heiligabend auf den 25. Dezember ein fröhliches Fest feiern. Auch er habe einen Weihnachtsbaum, erzählt der 43-Jährige und lächelt: „Mit einem Stern auf der Spitze.“ Am 25. Dezember wird der Berufsmusiker mit seiner Oud, einem orientalischen Saiteninstrument, bei einer Veranstaltung in Dortmund auftreten.

Christliche Bräuche mit persischer Kultur verbinden

Parisa Farzi Khakhesh aus dem Iran ist in Deutschland zum Christentum konvertiert. An den Feiertagen verbindet die 34-Jährige christliche Bräuche mit ihrer persischen Kultur. Das schließt das Yalda-Fest am 22. Dezember ein, erzählt sie. In der zuvor stattfindenden Yalda-Nacht, der Nacht der Geburt, wird nach persischem Brauch die Wintersonnenwende gefeiert. „Hier wird viel gekocht sowie gebacken und die Familien kommen zusammen“, so Parisa. Gekocht wird Ghormeh Sabzi – ein traditioneller persischer Eintopf aus Kräutern, Bohnen und Fleisch. Das Gespräch dreht sich alsbald um traditionelle Gerichte. Marjan Mokhtarshahbande erzählt, sie werde einen Truthahn füllen.

Integration

Das „Café International“, eine Begegnungsstätte für neue und alte Nachbarn, sucht Menschen, die sich als ehrenamtliche Integrations-lotsen engagieren möchten. Sie sollen Tandems mit Zugewanderten bilden und diese, unterstützt vom Caritas-Verband, über längere Zeit begleiten. Weitere Infos bei Lydia Honecker unter Tel . 022 51/ 7 94 74 10. (the)

lydia.honecker@caritas-eu.de

Danach gebe es bei der Iranerin Baklava — ein zuckersüßes orientalisches Gebäck aus Blätter- oder Filo-Teig, gefüllt mit gehackten Nüssen, Pistazien oder Mandeln.

Die junge Frau feiert das Weihnachtsfest sonst recht traditionell mit ihrer kleinen Familie, einem Tannenbaum und Bescherung für die beiden Kinder.

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Auch Katayon Badalian verbringt Heiligabend familiär und kocht iranisches Essen. Familie und Kochen – eine offenbar untrennbare Verbindung, die nicht nur für den westlichen Kulturkreis gilt. Viele der Migranten bewahren sich durch das Kochen traditioneller Gerichte ein Stück Heimat. „Es macht einen Unterschied, ob man alleine isst oder mit der Familie“, sagt Katayon Bdalian.

Weihnachten ist unabhängig von der Religion für die meisten eine Zeit, die man gerne im Kreise seiner Lieben verbringt.

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