Kunst-ProjektDas Zeitzeichen ist komplett

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Peter Hermes (violettes Hemd, vordere Reihe) hat mit seinen Helfern am Ortseingang ein faszinierendes „Zeitzeichen“ errichtet.

Peter Hermes (violettes Hemd, vordere Reihe) hat mit seinen Helfern am Ortseingang ein faszinierendes „Zeitzeichen“ errichtet.

Euskirchen-Oberwichterich – Rund 150 Bürger, darunter Gäste aus dem Nachbarort Frauenberg, feierten am Sonntag die Vollendung eines künstlerischen Projekts, das vor drei Jahren seinen Anfang genommen hatte. Die Rede ist vom Oberwichtericher „Zeitzeichen“. Dabei handelt es sich um drei große, farbige Betonkegel, die nunmehr den Ortseingang des 350-Seelen-Dorfes zieren.

Bei strahlendem Sonnenschein wurde das neue „Wahrzeichen“, das mit einer maximalen Höhe von knapp vier Metern aufwartet, von allen Seiten begutachtet. Die Einnahmen, die man bei der Einweihungsfeier durch den Verkauf von Speisen und Getränken erzielte, sollen dazu dienen, den Platz, den die Stadt Euskirchen für die Kegel zur Verfügung gestellt hat, ansprechend herzurichten.

Vizebürgermeisterin Christiane Loeb, die für den erkrankten Bürgermeister Dr. Uwe Friedl eingesprungen war, sagte, „dass das Zeitzeichen auch ein Stück Kultur ist, das zusätzliche Identität mit der Heimat schafft“.

Ideengeber Peter Hermes

Die Idee, die eindrucksvollen Objekte aufzustellen, hatte der 68-jährige Bauingenieur Peter Hermes, der mit seiner Ehefrau Ulla in Oberwichterich wohnt. Er schlug vor, aus eigens für diesen Zweck angefertigten Steinen einen oder mehrere Kegel zu errichten. Das Besondere: Jeder Oberwichtericher sollte einen Stein mit seinem Handabdruck versehen.

Nach anfänglichem Zögern beteiligten sich an diesem Projekt mehr als 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die den Blickfang gleichzeitig mit Spenden finanzierten. Auch die beiden ältesten Frauen des Dorfes, Maria Rommelsheim (97) und Gertrud Job (89), standen dem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber. Der Handabdruck des jüngsten Oberwichterichers stammt von Peter Hermes’ Enkel, dem 15 Monate alten Jimmie.

Dass sich ein ganzes Dorf an der Realisierung eines faszinierenden Kunstprojektes beteiligt, ist beeindruckend. Die beachtliche Resonanz führte dazu, dass Hermes für die drei Kegel 325 Steine herstellen musste, die anschließend mit einer Reihe tatkräftiger Helfer verbaut wurden. Insgesamt verschlang das Bauwerk 46 Tonnen Kies, Sand und Zement. Außerdem wurden 20 Kilogramm Farbpigmente verarbeitet. Dies deshalb, weil die beteiligten Einwohner auch Farbwünsche äußern konnten.

Mit dem Baufortschritt wurden die Oberwichtericher bei der Farbgebung immer mutiger. Herrschten beim ersten Kegel noch zarte Pastelltöne vor, präsentierte sich der zweite Kegel schon weitaus farbenfroher. Den farbenprächtigen Höhepunkt bildet der jüngste Kegel, der erst in der vergangenen Woche aufgestellt wurde. Die leuchtenden Farben ziehen die Augen des Betrachters unwillkürlich in ihren Bann.

Auch Nachbarn erlaubt

Auch wirkt dieser Kegel durch die seitlichen Öffnungen, die den Blick auf eine verspiegelte Fläche aus hochglanzpoliertem Edelstahl freigeben, etwas verspielt. Eine weitere Besonderheit kommt hinzu: Nachbarn aus Frauenberg, die sich in beiden Orten engagieren, durften sich hier ebenfalls mit einem Daumenabdruck verewigen.

Alle drei Kegel haben ein Innenleben und sind mit allerlei Gerätschaften aus der heutigen Zeit versehen. Ein Benzinmotor hat dort ebenso seine letzte Ruhestätte gefunden wie ein Computer, ein Fleischwolf und ein Kerzenleuchter. Sogar medizinisches Gerät zum Entfernen von Darmpolypen fiel der Einbetonierung anheim.

Während die erwähnten Gegenstände für die nächsten Jahrzehnte wohl nicht mehr sichtbar sein werden, gibt es auf der Kegelaußenfläche viel zu entdecken. Auch hier hebt sich der dritte Kegel von den anderen ab. Es gibt so gut wie kein Element, das nicht mit persönlichen Utensilien versehen worden ist. Manchmal spielte auch der Beruf des Abdruckspenders eine Rolle. Dies gilt etwa für den Installateur, dessen Stein von einem Wasserhahn geziert wird, oder für den Tankwagenfahrer, der Peter Hermes einen kompletten Mini-Tanklastzug zum Einsetzen übergab.

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