Abo

Mehr Blumen für die BienenLandwirte in Euskirchen legen immer mehr Blühstreifen an

Lesezeit 3 Minuten
Gelbe und blaue Blumen sollen Wildbienen Nahrung bieten: Ortslandwirt Willi Frisch (l.) und Kreislandwirt Hans Schorn in einem Blühstreifen am östlichen Ortsrand von Dom-Esch.

Gelbe und blaue Blumen sollen Wildbienen Nahrung bieten: Ortslandwirt Willi Frisch (l.) und Kreislandwirt Hans Schorn in einem Blühstreifen am östlichen Ortsrand von Dom-Esch.

Euskirchen – In einem Meer aus blauen Blüten machen sich Hans Schorn und Willi Frisch für den Erhalt der Artenvielfalt stark – und für die Verbesserung des landläufig angekratzten Images der Landwirtschaft. Schorn ist Kreislandwirt und Vorsitzender der Kreisbauernschaft, Frisch ist Ortslandwirt in Dom-Esch und nach eigener Aussage „sicher kein Grüner, politisch gesehen.“

Doch beide zeigen, wie die hiesige Landwirtschaft versucht, das Insektensterben zu stoppen und die Biodiversität zu erhalten, also die Artenvielfalt in der Natur.

Landwirt Frisch baut auf rund 100 Hektar Anbaufläche Getreide, Rüben und Kartoffeln an. Im Rahmen der Fruchtfolge kommen auch schon mal Erbsen dazu. Jeder Quadratmeter Anbaufläche, den Frisch nicht einsät oder bepflanzt, bedeutet für ihn eine Verringerung seines Jahreseinkommens.

287 Hektar für Naturschutz

Trotzdem habe er sich entschlossen, so der Landwirt aus Dom-Esch, freiwillig und ohne finanzielle Förderung von Naturschutzbehörden, dem Land, dem Bund oder der Europäischen Union eineinhalb Prozent seiner Produktionsfläche dem Naturschutz zur Verfügung zu stellen. „Ich habe eineinhalb Hektar, also die Fläche von zwei Fußballfeldern, als Blühstreifen gestaltet. Dazu habe ich eine spezielle Blühstreifen-Samenmischung vom Rheinischen Landwirtschaftsverband erhalten und diese Samen ausgesät“, so Frisch.

Die blauen Blumen, die auf diesen drei bis vier Meter breiten Streifen am Rand des Grannenweizenfeldes wachsen, heißen Phacelia tanacetifolia, und werden im Volksmund auch Bienenweiden oder Bienenfreund genannt. Die blauen Blümchen, die büschelweise auf dem langen Streifen zwischen Acker und Wirtschaftsweg wachsen, eignen sich nicht nur als Nahrungsquelle für Insekten, sondern auch als Gründüngung. Im Herbst, so Frisch, werden die Pflanzen untergepflügt und dienen so der Bodenverbesserung, bevor im Folgejahr Rüben auf dem Acker gezogen werden.

Vorwürfe sollen ausgeräumt werden

Frisch schätzt, dass ihn sein Engagement für den Naturschutz im Jahr gut 1000 Euro kostet, wenn er einrechnet, dass er auf diesen 15 000 Quadratmetern Fläche Weizen im Wert von 500 bis 600 Euro je Hektar hätte erzeugen können. Dazu kommen die Kosten für das Grubbern und Säen. „Aber ich will, dass die Natur auch weiterhin für alle Menschen da ist“, sagt Frisch.

Den Vorwurf, Landwirte sorgten mit Pflanzenschutzmitteln und Herbiziden dafür, dass die Zahl der Insekten kontinuierlich abnehme, wollen Schorn und Frisch so nicht stehen lassen. Herbizide verwende die Landwirtschaft nur, so Frisch, wenn die Blütezeit mehr oder minder vorüber sei oder noch nicht begonnen habe. Und die Pflanzenschutzmittel, die man verwende, seien ungefährlich für Nützlinge. Er versuche jetzt, immer mehr seiner Kollegen davon zu überzeugen, auch ohne Förderung Blühstreifen anzulegen, um etwas für den Schutz der Wild- und Honigbienen zu tun.

Schilder weisen auf Projekte hin

Laut Kreislandwirt Schorn werden im Kreis Euskirchen 287 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche für den Naturschutz verwendet – in unterschiedlichen Förderprogrammen und mit unterschiedlicher Zielsetzung. Wie viele seiner Kollegen sich für den Natur- und Artenschutz mit eigenen Flächen engagieren, könne er nicht sagen. Dazu gebe es aktuell keine Erhebungen in der Landwirtschaft.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber man sehe immer mehr Blühstreifen oder gar -flächen wie etwa zwischen Enzen und Schwerfen, wo sich ausgedehnte Ackerflächen mit Kornblumen, Mohn, Sonnenblumen und anderen Blüten fänden und wo immer wieder Bewunderer die Kamera zückten und traumhafte Aufnahmen von den wogenden Blütenmeeren machten.

Viele kleine Parzellen, deren Bewirtschaftung mit modernen landwirtschaftlichen Maschinen sich nicht lohne, würden zu Nahrungs- und Schutzbereichen für Insekten, Niederwild und Vogelarten, so Schorn. Mit Schildern werde die Bevölkerung auf die Projekte hingewiesen.

KStA abonnieren