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Mehr Produktivität durch CobotsEuskirchener Firma setzt auf Leichtbau-Roboter

Lesezeit 4 Minuten
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Den Greifer am Cobot haben Euskirchener Ingenieure entwickelt: Christoph Werner (l.) und Tobias Butscheid.

  • Die Euskirchener Firma ID-Ingenieure & Dienstleistungen GmbH ist eine Partnerschaft mit dem Weltmarktführer für Cobots eingegangen.
  • Die Cobots (kollaborierende Roboter) können zur wichtigen Hilfe in kleinen und mittelständischen Unternehmen werden.
  • Wie diese Roboter ihre Arbeit verrichten und warum dem Euskirchener Unternehmen damit ein weltweiter Markt eröffnet wurde.

Euskirchen – Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat das Unternehmen am Rand des Industrieparks am Silberberg auch zu spüren bekommen. Dennoch ist Christoph Werner, einer der drei Geschäftsführer der Firma ID-Ingenieure & Dienstleistungen GmbH, zuversichtlich, dass das Unternehmen am Markt Erfolg haben wird.

Denn die Ingenieure und Techniker sind eine Partnerschaft mit dem Weltmarktführer für Cobots eingegangen. Einem Unternehmen, das Leichtbau-Roboter herstellt und nun, bei der individuellen Integration der Leichtbau-Roboterarme nach Kundenwunsch, ganz auf das Können der Euskirchener Ingenieure setzt. Zudem sei man dadurch nicht abhängig von der Autoindustrie, die ja gerade eine Krise durchmache.

Hilfe auch in kleineren Unternehmen

Ähnlich wie Industrie-Roboter, die mit unglaublichem Tempo schwere Lasten heben und automatisierte Arbeiten in Produktionsabläufen verrichten können, können die wesentlich kleineren Cobots (kollaborierende Roboter) zur wichtigen Hilfe selbst in kleinen und mittelständischen Unternehmen werden – oder eben auch in großen.

Ein bayerischer Fahrzeughersteller etwa setzt schon seit Jahren in den USA auf die Mithilfe von Cobots, denn die können schnell, präzise und punktgenau an der Seite von Menschen Arbeiten verrichten, ohne krank zu werden und ohne die menschlichen Mitarbeiter zu gefährden, wie Geschäftsführer Christoph Werner und Tobias Butscheid, einer der Ingenieure, berichten.

Flexibleres agieren

Künftig werden Produktionsbetriebe aufgrund der immer komplexer und individueller werdenden Wünsche der Kunden noch flexibler agieren müssen. Das Unternehmen ist hier auf die Nachrüstung und Erweiterung der Produktionsmaschinen für die neuen Anforderungen spezialisiert, so Butscheid.

Im „Retrofit“ geht es darum, bestehende Anlagen hinsichtlich neuer Sicherheitstechnik, Steuerungstechnik oder Robotik zu erweitern. „Viele Anlagen laufen 20 oder 30 Jahre. Mit unserem Know-how im Maschinenbau bringen wir unseren Kunden höhere Produktivität durch die Anpassung oder Erweiterung der Anlagen bis hin zur kompletten Neuentwicklung. So kann der Kunde bei höher Effizienz dennoch die heutigen Sicherheitsstandards einhalten. Auf Wunsch ebnen wir durch entsprechende Sensorik auch die Fähigkeit alter Anlagen für das Thema Industrie 4.0“, so Werner.

Eröffnung des weltweiten Marktes

Die Partnerschaft mit Universal Robots (UR) eröffnet dem Euskirchener Unternehmen einen weltweiten Markt. Denn nach einer UR-Einschätzung noch vor Beginn der Corona-Pandemie wird der Markt für UR-Cobots deutlich wachsen. Denn Cobots können eine ganze Menge: Sie helfen Mitarbeitern, Produktionsteile in Maschinen einzusortieren, pressen Dichtungen mit permanent gleichem Druck vorsichtig in Karosserien oder Gehäuse, bewegen Ultraschall-Geräte über Patienten oder übernehmen Umlade- und Verpackungsaufgaben – immer in Zusammenarbeit mit den Menschen, die in dem Unternehmen arbeiten.

„Natürlich geht es um Automatisierung“, sagt Tobias Butscheid. „Doch es geht auch darum, menschliche Arbeitskraft da sinnvoll einzusetzen, wo sie gebraucht wird. Unsere Cobots können automatisierte Aufgaben übernehmen. Wir programmieren sie für individuelle Vorgänge und entwickeln die notwendigen Zusatzgeräte für sie wie etwa Greifer für spezielle Anwendungen“, so Geschäftsführer Werner.

Cobot-Modul auf Hubwagen

So entwickelt das Euskirchener Unternehmen, das zur Schoeller-Unternehmensgruppe in Hellenthal gehört, derzeit ein auf Umlade- und Bestückungsvorgänge ausgelegtes Cobot-Modul, das auf einem Hubwagen platziert werden kann. „Es kann Pakete von einer Palette auf ein Förderband umladen oder umgekehrt. Durch die integrierte Kollisionsüberwachung kann der Cobot an verschiedenen Stellen der Produktion platziert werden und dort ohne Einhausung seine Arbeit neben dem Menschen verrichten“, schildert Butscheid.

Für die Maschinenbauer und Softwareexperten der ID-Ingenieure steht die Sicherheit der Mitarbeiter im Vordergrund, denn „der Mensch ist der kritische Punkt“, so Christoph Werner. Es gelte, Maschinen und Produktionsabläufe so sicher zu machen, dass sich Unfälle gar nicht erst ereignen könnten. So sind die Cobots mit Sensoren ausgestattet, damit sie im Fall einer Berührung eines Menschen oder eines Gegenstands sofort zum Stillstand kommen.

Sicherheit durch Laser-Sensoren

Bei den kleineren und leichteren UR-Cobots kann zusätzliche Sicherheit auch durch Laser-Sensoren erreicht werden, die auf menschliche Annäherung reagieren. Universal Robots ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer auf diesem Sektor und hat Marktanteile von 50 bis 60 Prozent je nach Land. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, den drei von fünf Unternehmen beklagten, sei der Einsatz von Cobots mehr als sinnvoll. Denn er steigere die Produktivität eines Arbeitsplatzes um bis zu 50 Prozent, ohne den Arbeitsplatz des Menschen zu gefährden. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der Unterbrechung von Produktionsketten holten viele Unternehmen ihre Produktion aus Billiglohnländern nach Deutschland zurück.

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Cobots seien die ideale Lösung für viele Aufgaben in kleinen und mittelständischen Unternehmen, werben Werner und Butscheid für die Roboterarme, die künftig mit Know-how aus Euskirchen bestückt werden sollen. ID-Ingenieure agiere hier als strategischer Partner in verschiedenen Branchen in den Bereichen Automation, Automotive, Maschinen- und Anlagenentwicklung, Sondermaschinenbau und Werkzeugbau, vor allem für die Papier- und Verpackungsindustrie.

www.id-engineering.com

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