Euskirchen/Bonn – Die Windschutzscheibe des Streifenwagens ist zerstört. Vor dem Polizeiwagen steht ein blauer Mercedes Kombi mit Kölner Nummernschild. Auf der Fahrbahn der Kessenicher Straße in Euskirchen und dem angrenzenden Fuß- und Radweg sind zahlreiche neongrüngelbe Kreise zu erkennen.

Sie markieren abgefeuerte Patronenhülsen. Es sind Projektile aus Polizeiwaffen. Spuren eines Einsatzes, bei dem ein Mann verletzt wurde. Freitagabend kurz vor 22 Uhr: Wie die Polizei berichtet, ging zu dieser Zeit ein Anruf in der Wache ein. Ein 41-jähriger Mann , der den Beamten als gewalttätig bekannt ist, kündigte an, dass seiner Bekannten „gleich etwas passieren“ werde.

Kombi gegen 22 Uhr gestoppt

Er und zwei weitere Männer seien auf dem Weg zu der Frau. Sofort machten sich mehrere Streifenwagenbesatzungen auf den Weg in den Euskirchener Norden. Gegen 22 Uhr stoppten die Beamten auf der Kessenicher Straße einen Mercedes Kombi, um diesen unter die Lupe zu nehmen. Wie sich herausstellte, saßen in dem Wagen drei Männer – darunter der Anrufer.

„Die Kollegin, die auf dem Beifahrersitz saß, ist ausgestiegen und hat sich dem Mercedes genähert“, berichtet ein Polizeibeamter vor Ort: „Der 41-jährige Fahrer des Mercedes ist aus dem Wagen gesprungen und hat die Polizistin mit einem Baseballschläger attackiert.“

Die sei daraufhin zurück in den Streifenwagen geflüchtet. Der 41-Jährige habe daraufhin mit dem Baseballschläger viermal auf die Windschutzscheibe und mehrfach auf die Motorhaube eingeschlagen. Die Beamten gaben zwei Warnschüsse in die Luft ab. Auch als kurze Zeit später ein weiterer Streifenwagen erschien, sei der weiterhin aggressive 41-Jährige den mehrfachen Aufforderungen, den Baseballschläger aus der Hand zu legen, nicht nachgekommen. Stattdessen habe er einen Beamten mit dem Baseballschläger angegriffen.

In Arm und Oberschenkel geschossen

„Die Kollegen haben keine andere Möglichkeit gehabt, als dem Angreifer in den Arm und Oberschenkel zu schießen und ihn so angriffsunfähig zu machen“, so ein Polizist. Drei Schüsse, so die Polizei, haben die Beamten auf den Mann abgegeben. Der wurde an Armen und Beinen verletzt.

Der verwundete 41-Jährige wurde anschließend auf dem Bürgersteig fixiert und in Gewahrsam genommen. Die beiden Begleiter des Mannes im Alter von 22 und 72 Jahren wurden vorläufig festgenommen. Nach Informationen dieser Zeitung sollen sich auf der Rückbank des Mercedes zahlreiche Geldbündel mit 50 Euro Scheinen und einige Schlüssel befunden haben.

Der Angriff des Mannes auf die Beamten wurde von einer Videokamera hinter der Windschutzscheibe des Polizeiwagens gefilmt. „Bis die Windschutzscheibe kaputtgegangen ist, ist alles zu erkennen“, so ein Polizist.

Keine Lebensgefahr

Der 41-Jährige wurde mit dem Rettungswagen ins Euskirchener Marien-Hospital gebracht. Nach Angaben der Polizei habe zu keinem Zeitpunkt Lebensgefahr bestanden.

Aufgrund der Gesamtumstände übernahm noch in der Nacht zum Samstag eine Bonner Ermittlungskommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Dietmar Kaiser in enger Abstimmung mit Staatsanwaltschaft Florian Geßler die Ermittlungen gegen den 41-Jährigen und seine Begleiter. Diese beiden wurden nach Feststellung der Personalien und ersten kriminalpolizeilichen Ermittlungen am Samstagmorgen wieder auf freien Fuß gesetzt.

Gegen den 41-Jährigen ist am Samstag von der Staatsanwaltschaft Bonn ein Unterbringungshaftbefehl beantragt worden, da sich Hinweise auf eine psychische Erkrankung ergeben haben. Den am Einsatz beteiligten Beamten wurde psychologische Hilfe angeboten.