Nach 30 JahrenReinhild Heuer leitete 31 Jahre lang das Haus der Familie

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Die Blumen zum Abschied.

Die Blumen zum Abschied.

Euskirchen – Das Haus der Familie, die Katholische Familienbildungsstätte in Euskirchen, hat sich nach 31 Jahren von seiner Leiterin Reinhild Heuer verabschiedet. Vom 1. Juli an übernimmt Anne Schmidt-Keusgen die Leitung, die schon für drei andere Einrichtungen verantwortlich ist.

Erlebt man Heuer im Gespräch am letzten Tag ihres Dienstes, fällt es schwer zu glauben, dass sie diesen nun beenden wird. Ungebremst berichtet sie über Angebote ihrer Einrichtung, Netzwerke, die entstanden sind, und Menschen, die entscheidende Impulse für Erziehung und Lebensführung erhalten haben. Sie schaut auf die gesellschaftlichen Entwicklungen und den Bedarf an neuen Formen von Bildung für Familien und Gesellschaft.

Ihre Arbeit richtete sich nach den Ansichten der Pädagogin Emmi Pickler

In den mehr als drei Jahrzehnten ihrer Tätigkeit in Euskirchen hat sie Eltern-Kind-Kurse, Kochkurse, Alleinerziehenden-Wochenenden, Gesundheitsfürsorge, Kunstausstellungen, Qualifizierung von Mitarbeitern und Kindertagespflegerinnen und vieles mehr entwickelt und durchgeführt. Ihr besonderes Interesse bestand darin, die so genannte Pikler-Pädagogik für die Bildungstätigkeit fruchtbar zu machen. Heuer: „Emmi Pikler hat einen ganz anderen Zugang von Respekt vor den kleinsten Wesen entwickelt. Kinder verstehen Sprache von Anfang an. Darum kann man mit Babys auch vernünftig reden und sie zur Mitarbeit bei der Pflege auffordern. Damit wird entscheidend deren Eigeninitiative gefördert.“

Nachdem Heuer 1990 auf Pikler gestoßen ist, hat sie deren Einsichten in der eigenen Arbeit umgesetzt. 2015 brachte sie als Herausgeberin ein Theorie- und Praxisbuch „Pikler“ mit Beiträgen zahlreicher Autoren heraus, das als Grundlage für diese Art des wertschätzenden Umgangs mit den Kleinsten gedacht ist. Bei Heuers Verabschiedung spricht Emmi Pikler per Video bewegende Worte des Dankes.

Heuer arbeitete Generationsübergreifend

Die neun Mitarbeiter und der pädagogische Leiter des Bildungswerks der Erzdiözese Köln, Dr. Peter Scharr, werden Heuer vermissen. In seiner Rückblende bei der Verabschiedung erinnerte dieser sich an einen Grundsatz seiner langjährigen Mitarbeiterin: „Es gibt immer einen Weg, Dinge voranzubringen.“ Neben dem Blick auf Eltern und Kinder hat Heuer in ihrer Neugierde und Offenheit auch andere Generationen ins Visier genommen.

So schloss sie sich vor zehn Jahren der Bundesinitiative Großeltern, kurz BIGE, an, die sich um die gute Beziehung von Großeltern, Kindern und Enkeln im Fall von Scheidung Gedanken macht. Als Vertreterin der BIGE-Euskirchen sprach Annemie Wittgen aus, was viele dachten: „Es wäre schön, wenn sie noch da blieben.“ Kreisdechant Guido Zimmermann fasste seine Empfindungen in ein Lied von Roger Whittaker, „Abschied ist ein scharfes Schwert“, um versöhnlich mit Dietrich Bonhoeffers Gedicht zu enden: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.“

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So ganz wird Heuer sich nicht zur Ruhe setzen. „Das kann sie gar nicht“, sagt ihr Mann Bernhard Heuer. Wie es die Kräfte erlauben, will sie weiter im Vorstand des Pikler-Verbands Europa mitwirken und in Euskirchen die „Klimagespräche“ fortsetzen. Dieses ökumenische Format ist ein Forum, um über die eigene Lebensführung nachzudenken und klimafreundliche Lebensweisen zu entwickeln.

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