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Neubau57 Millionen für Euskirchener Rathaus kalkuliert

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Das jetzige Domizil an der Kölner Straße wäre nur mit hohem Aufwand zu sanieren.

Das jetzige Domizil an der Kölner Straße wäre nur mit hohem Aufwand zu sanieren.

Euskirchen – Läuft alles nach Plan, wird die Stadt Euskirchen 2025 ihr neues Rathaus einweihen. Es soll auf einem Grundstück in der City-Süd hinter dem Bahnhof entstehen, an der Ecke Roitzheimer Straße/An der Vogelrute, und das zu kleine und in die Jahre gekommene Verwaltungsgebäude an der Kölner Straße ersetzen. Das jetzige Domizil wäre nur mit hohem Aufwand zu sanieren.

Von seinem Verkauf erhofft sich die Stadt etwa 2,8 Millionen Euro. Sollte sich kein Interessent für eine Nachnutzung finden, müssten rund 800 000 Euro an Abbruchkosten einkalkuliert werden. Was aus den anderen städtischen Liegenschaften wird, die die Verwaltung derzeit nutzt (Altes Rathaus, Haus Bibo/Dicker Turm), ist offen.

Kosten von 57 Millionen Euro

Die Kosten des Neubaus schätzt die Stadt momentan auf 57 Millionen Euro. Ausgaben für Stellplätze, Möblierung und Umzug sind in diesem Betrag noch nicht enthalten. Die Verwaltung plant, 2021 mit einem europaweiten Teilnahmewettbewerb zu beginnen.

„Angesichts der für Euskirchen einmaligen Größe des Vorhabens“, so der Technische Beigeordnete Oliver Knaup, arbeitet sie bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen mit einem Fachbüro zusammen, der Bietergemeinschaft Assmann-Gruppe/PSPC, die auch den jetzigen Bestand erfasst hat. Im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften stellte Knaup jetzt die ermittelten Zahlen und andere Daten vor. Auf ihrer Basis soll die Ausschreibung unter Mitarbeit der Fraktionen konkretisiert werden.

Baukörper

Das Verwaltungsgebäude ist als viergeschossiger Baukörper denkbar. Das Erdgeschoss mit Foyer und Zugang zum Ratssaal liegt auf Höhe der Straße An der Vogelrute, das Sockelgeschoss eine Etage tiefer. Es ist aber ebenfalls ebenerdig begehbar, weil das Gelände zur Bahnhofsunterführung hin abfällt.

Flächenbedarf

Nach den bisherigen Berechnungen ergibt sich ein Flächenbedarf von bis zu 15 550 Quadratmetern. In dieser Planung enthalten sind 124 Einzelbüros, 95 Doppelbüros, zwölf Dreierbüros, sieben Fraktionsräume, zwölf Besprechungsräume, der Ratssaal für je 60 Stadtverordnete und Besucher, Archiv samt Bauarchiv, Bürgerbüro, Poststelle und Druckerei, Besucher-Wartebereich, Teeküchen, Aufenthaltsraum, Sanitäts-/Sportraum mit Umkleide, Technikräume, Sanitärräume und ein Fahrradkeller.

Arbeitsplätze

Im Rathaus an der Kölner Straße stehen 284 Arbeitsplätze und 324 Besucherplätze zur Verfügung. Arbeitsplätze für Auszubildende und Praktikanten existieren nicht. Die Zahl der Besprechungsräume ist viel zu gering. Im Neubau will die Verwaltung 365 Arbeitsplätze unterbringen, 81 mehr als jetzt.

Ausstattung

Das neue Gebäude soll attraktive Arbeitsplätze bieten. Schließlich befinde sich die Stadt in Konkurrenz mit anderen Arbeitgebern, so die Verwaltung. Als geplante Ausstattungsmerkmale nennt sie unter anderem eine gegenüber dem jetzigen Zustand verbesserte Lüftung, klimatisierte Räume, große Flachbildschirme und PC-Zugänge in den Besprechungsräumen, einen elektrisch beweglichen Sonnenschutz oder auch ein elektronisches Leit- und Informationssystem.

Der Ratssaal erhält eine bewegliche Bestuhlung, sodass darin auch andere Veranstaltungen als Sitzungen der Stadtvertretung stattfinden können. Er wird auch mit großer Präsentationstechnik (Leinwände und Beamer) oder großen Flachbildschirmen ausgestattet.

Energie

Die Verwaltung und das Fachbüro schlagen vor, das Gebäude überwiegend regenerativ zu beheizen, und zwar mit Erdwärme.

In der interfraktionellen Arbeitsgruppe, die sich mit dem Neubau befasst, wurde auch die Installation von Fotovoltaik erörtert. Die Investitionskosten würden sich auf 350 000 Euro belaufen, nach zehn bis zwölf Jahren hätte sich die Anlage amortisiert. Im Ausschuss bezeichnete Dr. Simone Galliat (Grüne) diese Variante als „ökonomisch und ökologisch sinnvoll“. Burkhard Kahl (FDP) regte ebenfalls an, Strom und Heizungsenergie selbst zu erzeugen.

Kantine

Von einer Kantine rät die Verwaltung ab. „Im jetzigen Rathaus sind in den vergangenen 21 Jahren mehrere Varianten nicht angenommen worden“, sagte Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU). Die Mitarbeiterzahl sei nicht hoch genug für einen wirtschaftlichen Betrieb, ergänzte Baudezernent Knaup, denn eine Gastronomie erfordere „einen hohen, aber gering genutzten Platzbedarf mit aufwendiger Technik, um Gerüche zu vermeiden und Brandschutz zu gewährleisten“. Die zentrale Lage in der Stadt biete genug Möglichkeiten, sich mit Essen zu versorgen, erklärte Friedl.

Digitalisierung

SPD-Fraktionschef Michael Höllmann fragte, ob der Raumbedarf angesichts der angestrebten Digitalisierung der Verwaltungsarbeit nicht zu groß berechnet sei. Knaup erwiderte, er erwarte eine weiter wachsende Aufgabenfülle, unter anderem weil die Einwohnerzahl Euskirchen weiter steigen werde. Auch bei einem Home-Office-Anteil von 30 Prozent sei die Kalkulation der Arbeitsplatzzahl gerechtfertigt.

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Gero Schmidt (CDU) begrüßte den Vorschlag der Verwaltung, das Gros der Büro-Zwischenwände in Leichtbauweise zu errichten, um die Raumgrößen flexibel ändern zu können. Höllmann und Schmidt pochten darauf, dass die interfraktionelle Arbeitsgruppe das Vorhaben weiterhin begleiten und mehrmals im Jahr über den Stand der Dinge informiert werden soll. Dies gelte auch für die finanziellen Auswirkungen. Die Stadt, so Höllmann, müsse durch den Neubau für ihre Immobilien künftig pro Jahr 700 000 Euro mehr aufwenden als jetzt.

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