Pandemie trifft BrautpaarNicht einmal Trauzeugen dürfen bei ihrer Hochzeit dabei sein

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Etwa 30 Leute hatten Florian Krumpen und Simone Struben eingeladen.

  • Vor etwa drei Wochen kam die erste Einschränkung mit nur zehn Leuten pro Trauung
  • Es folgte das Kontaktverbot und schließlich war klar, selbst Trauzeugen dürfen nicht dabei sein.
  • Genau an dem Tag vor neun Jahren wurden die beiden ein Paar und vor einem Jahr machte Krumpen seiner Verlobten an diesem Tag den Heiratsantrag.

Euskirchen – Keine Gäste, keine Brautfrisur, kein Hochzeitsanzug und selbst kochen statt Restaurant – ihren schönsten Tag haben sich Simone Struben und Florian Krumpen anders vorgestellt, als sie vor einem Jahr mit den Planungen für die Trauung am morgigen Dienstag im Euskirchener Standesamt begonnen haben. Doch dann kam Corona. Schritt für Schritt wurde aus der geplanten Feier mit Umtrunk, Musiker und Restaurant eine stille Trauung zu zweit und ein Tag zu Hause.

„Eigentlich wollten wir mit etwa 30 Mann im Standesamt heiraten und nur einen schönen Tag verbringen“, berichtet die 27-Jährige. Ihr ist anzumerken, dass ihr das Ganze nahe geht: „Wenn ich mir den schlimmsten Fall hätte vorstellen müssen, wäre er nicht so gewesen.“

Selbst Trauzeugen verboten

Vor etwa drei Wochen kam die erste Einschränkung: Das Standesamt ließ nur noch zehn Leute pro Trauung zu und die Restaurants durften nur noch bis 18 Uhr öffnen. „Damit hätte man sich arrangieren können“, sagt Krumpen. Doch dann ging es weiter. Als klar war, dass die Gastronomie nur noch bis 15 Uhr öffnet, begruben die zwei ihre Idee von einer Feier im Restaurant. Stattdessen überlegten sie, Krumpens Stiefvater einzuspannen.

Der sei Küchenmeister, berichtet der 30-Jährige. Und zehn Leute hätten sie eventuell auch in der Wohnung untergebracht. Vor etwa zehn Tagen die Nachricht: Bei der Trauung dürfen nur noch das Brautpaar und die Trauzeugen dabei sein. Es folgte das Kontaktverbot und schließlich war klar, selbst Trauzeugen dürfen nicht dabei sein. „Das ist schon schade“, sagt Krumpen.

Verschieben keine Option - besonderes Datum

Auch ihn lässt das nicht unberührt. Immer wieder nimmt er die Hand seiner Verlobten und streichelt sie. „Wir machen uns trotzdem einen schönen Tag“, sagt er und lächelt. Und die Feier werde eben nachgeholt. Die ganze Hochzeit zu verschieben, sei für sie beide keine Option gewesen, sagen sie – auch wenn so mancher Angehöriger jetzt ziemlich traurig sei, nicht dabei sein zu können. Sie überlegten, die Trauung zu filmen und das Video dann bei dem nachgeholten Fest zu zeigen, sagt Struben: „Wir haben uns das Datum ja aus einem bestimmten Grund ausgesucht.“

Genau an dem Tag vor neun Jahren wurden die beiden ein Paar und vor einem Jahr machte Krumpen seiner Verlobten an diesem Tag den Heiratsantrag. „Das ist das Datum, was uns die ganze Zeit verbindet“, sagt sie. Verschieben hätte sich falsch angefühlt.

Finanzieller Schaden gering

Fürs erste aufgeschoben sind allerdings die Flitterwochen. Eigentlich sollte es direkt nach der Hochzeit für zwei Wochen nach Bali gehen. Als klar gewesen sei, dass das nicht ginge, hätten sie überlegt ein paar Tage ans Meer zu fahren, berichtet Struben. Dann sei auch das obsolet geworden. Selbst ein paar Tage in einem Wellnesshotel in der Nähe oder auch nur ein Tag in der Therme sind im Moment nicht machbar. Zu allem heiße es „einfach Nein“, fasst Struben die Situation zusammen.

Weil sie die Reise storniert haben, als noch keine offizielle Reisewarnung galt, sitzen die beiden nun auch noch auf den Stornokosten. Ansonsten halte sich der finanzielle Schaden durch die nun so klein ausfallende Hochzeit in Grenzen. Das Restaurant habe Verständnis gezeigt und auch der bestellte Musiker für die Trauung habe nicht auf eine Zahlung bestanden. Zum Glück hätten sie es von Anfang an eher klein halten wollen, sagt Struben. Dennoch sei natürlich schon einiges vorbereitet gewesen, auch von den Gästen. Das falle nun alles aus.

Trotzdem zu dritt

Ein Brautkleid habe sie schon früher gekauft, berichtet die Braut. Nur zum Friseur wird sie nicht gehen können. Ihrem Verlobten hingegen fehlt der Hochzeitsanzug. „Das ist vielleicht ein bisschen selbst verschuldet“, sagt der Feuerwehrmann und lacht. Er habe einfach keinen Termin mit seinem Trauzeugen gefunden und dann seien die Geschäfte geschlossen worden. Aber in Jeans müsse er nicht zum Standesamt: „Es jetzt nicht so, als ob ich keinen Anzug hätte.“

Ganz allein werden die beiden übrigens dennoch nicht vor dem Standesbeamten stehen. „Wir kommen trotzdem zu dritt“, sagt Krumpen und grinst. Denn: Simone Struben ist schwanger. So wird es wohl eine intime Feier für die kleine Familie. Und eines sei jetzt schon klar, sagt Struben: „Es wird auf jeden Fall unvergesslich!“

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