Spargelernte in EuskirchenWenig Erntehelfer und schlechtes Wetter machen Probleme

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Viele Spargelstangen gucken wegen des kalten Wetters noch nicht aus dem Boden. Das macht die Ernte mühsam.

Viele Spargelstangen gucken wegen des kalten Wetters noch nicht aus dem Boden. Das macht die Ernte mühsam.

Roitzheim/Dom-Esch – Die Spargelernte in der Region läuft an. Doch neben dem Schneefall der vergangenen Woche macht den Spargelbauern noch etwas ganz anderes Sorgen: Durch die Corona-Pandemie fehlen zum Teil die Erntehelfer und die Abnehmer.

Maternus Schmitz, 52 Jahre, gehört der Maternushof in Roitzheim. Bei der Spargelernte wird er in diesem Jahr von sechs Saisonarbeitern unterstützt. Doch die Kräfte als Unterstützung zu bekommen, war gar nicht so einfach. Bisher hatte Schmitz seine Stammbesetzung aus Rumänien – sechs Männer, ein eingespieltes gutes Team, so Schmitz. Aufgrund der anhaltenden Pandemie haben sich viele der Männer einen festen Job in Rumänien oder Deutschland gesucht.

Große Ungewissheit

„Dieses Jahr war lange ungewiss, wer wirklich kommt“, sagt Schmitz, „es gab viele spontane Absagen. Der Druck der rumänischen Dorfgemeinschaften auf die freiwilligen Helfer ist sehr groß.“ Sein ehemaliger Vorarbeiter, zu dem Schmitz viel Kontakt im vergangenen Jahr hatte, hielt ihn über die Entwicklungen auf dem Laufenden. Die Männer und Frauen könnten nicht kommen, weil sie Angst haben, gemieden zu werden, berichtete er Schmitz. Zum Teil kämen die Männer eines ganzen Dorfes für die Ernten nach Deutschland. Schmitz hatte das vor einigen Jahren selbst erlebt: Er holte seine Erntehelfer zum Start der Erntesaison vom Düsseldorfer Flughafen ab, wo sich die Männer freundschaftlich von den anderen Passagieren verabschiedeten.

Spargelbauer Maternus Schmitz.

Spargelbauer Maternus Schmitz.

„Ich weiß noch wie ich sagte, dass sie ja schnell neue Leute kennengelernt hätten. Einer der Erntehelfer schaute mich nur an und sagte, dass im Flieger fast alle Männer des Dorfes gesessen hätten, um hier in Deutschland zu arbeiten“, erinnert sich Schmitz. Deswegen sei die Angst, dass die Erntehelfer bei ihrer Rückkehr das Virus mitbringen, bei vielen Bewohnern sehr groß.

Masken und Tests

Um die Gefahr einer Corona-Infektion einzudämmen, haben die Spargelbauer in der Region einige Vorkehrungen getroffen. So hat Maternus Schmitz vom Maternushof in Roitzheim neben Desinfektionsmitteln und Papierhandtüchern Spucktests für die Saisonarbeiter geordert, um regelmäßig auf das Virus zu testen.

Bei allen Arbeiten, besonders wenn kein Abstand eingehalten kann wie an der Sortiermaschine, sollen medizinische oder FFP2-Masken getragen werden. Um keine Corona-Ausbrüche wie in der Fleischindustrie zu fördern, sind die Männer in Ein- und Zweibettzimmern untergebracht, sagt der Euskirchener Spargelbauer. (jes)

Zur diesjährigen Ernte hat er, zum Teil mithilfe seines ehemaligen Vorarbeiters, sechs Helfer finden können. Fünf Männer kommen aus Rumänien, einer aus Polen. Erfahrung bei der Spargelernte hat aber nur einer, die anderen sind ungeübt. „Die aktuellen Helfer werden vier bis fünf Kilo die Stunde stechen können“, schätzt Schmitz. Das sei kein besonders schnelles Tempo, werde sich aber erstmal nicht ändern. Spargelernte sei schwierig und müsse gelernt sein. Gute Helfer schaffen um die 13 Kilo, berichtet Schmitz. Preise wie im Supermarkt von fünf Euro pro Kilo könne er deswegen nicht anbieten. Ein Kilo Spargel kostet zum Saisonstart bei Schmitz zwischen 14 bis 18 Euro pro Kilo, je nach Güteklasse. „So teuer bin ich noch nie in die Saison gestartet“, sagt Schmitz. Das schlechte Wetter derzeit trage, neben den ungelernten Kräften, aber auch zu den Preisen mit bei.

Fraglicher Umsatz

Insgesamt sei der Umsatz in diesem Jahr fraglich. „Die Spargelernte hängt komplett am Privatkunden“, sagt Schmitz. Auf die Gastronomie setzt er nicht. Erfahrungsgemäß sinke die Nachfrage bei den Privatkunden sechs Wochen nach Erntestart. Dann ist die Gastronomie Hauptabnehmer und hält die Nachfrage hoch. „Ich hoffe, dass sich die Privatkunden Spargel leisten“, sagt Schmitz. Dabei ist ihm bewusst, dass es nach einem Jahr Pandemie bei vielen finanziell eng aussieht. Ähnlich wie im vergangenen Jahr werde er wohl auch in diesem Jahr nicht auf allen Flächen ernten, sagt Schmitz.

Mit Abstand arbeiten die Erntehelfer auf dem Feld.

Mit Abstand arbeiten die Erntehelfer auf dem Feld.

Einreiseprobleme der Erntehelfer wie im vergangenen Jahr gebe es dieses Jahr nicht, sagt auch Maximilan Rothkopf vom Hof „Rothkopf Eifel-Gemüse“ in Dom-Esch. „Alle Erntehelfer wollen und können kommen. Die einzige Bedingung ist ein negativer Corona-Test bei der Einreise“, so Rothkopf. Auf seinem Hof arbeiten die Helfer in Kleingruppen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Derzeit seien aufgrund der schlechten Wetterbedingungen noch keine Erntehelfer angereist. Rothkopf rechnet damit, Anfang der nächsten Woche mit der Ernte zu starten.

Auch die Ernte am Maternushof läuft nur schleppend an. Aufgrund des Schnees der letzten Tage und den immer noch andauernden Minustemperaturen in den Nächten müssen die Helfer aktuell die Stangen noch suchen. Das werde sich aber mit wärmeren Temperaturen bessern, so Schmitz.

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