Spektakulärer Überfall in Euskirchen„Kalaschnikow-Bande“ muss lebenslang in Haft

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Der Geldtransporter wurde am 28. Juni 2010 am Eingang des Kaufhofs von der Kalaschnikow-Bande ausgeraubt.

Der Geldtransporter wurde am 28. Juni 2010 am Eingang des Kaufhofs von der Kalaschnikow-Bande ausgeraubt.

Euskirchen/Hagen – Es war wohl der spektakulärste Raubüberfall, der sich bislang in Euskirchen ereignet hat. Am 28. Juni 2010 lauerten mehrere mit Kalaschnikow-Maschinenpistolen und einer Panzerfaust bewaffnete Männer gegen 23 Uhr auf der Rückseite des Kaufhofs der Besatzung eines Geldtransporters auf. Sie bedrohten die Insassen und schlugen mit einer MP auf einen Wachmann ein.

Der ausgebrannte VW Passat stand unweit der Mauer des Euskirchener Friedhofs.

Der ausgebrannte VW Passat stand unweit der Mauer des Euskirchener Friedhofs.

Mit drei Geldbehältern flüchteten die Räuber in einem Passat Kombi und steckten das Fluchtauto auf einem Parkplatz am Euskirchener Friedhof in Brand. Bei der Beute soll es sich um 250 000 Euro gehandelt haben. Schnell bekamen die Fahnder heraus, dass der Passat von einem Autotransporter in Bonn gestohlen worden war.

Am Mittwoch wurde das Urteil bekannt gegeben

Die Bande suchte in einem Fahrzeug mit Dortmunder Kennzeichen das Weite. Danach verlor sich ihre Spur. Am Montagnachmittag hat das Landgericht Hagen die „Kalaschnikow-Bande“ zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Im Verlauf mehrerer Jahre hatten die Täter in wechselnder Zusammensetzung 15 Geldtransporter überfallen, Wachleute verletzt und mindestens fünf Millionen Euro Beute gemacht.

Die Überfallserie auf die Geldtransporter machte bundesweit Schlagzeilen. Der Euskirchener Raubüberfall war Thema in einer XY-Sendung im ZDF im Januar 2011. Die Täter machten unbeeindruckt weiter. Im Ruhrgebiet begangen sie weitere Überfälle, die nach gleichem Muster abliefen. Und hier hatten die Hagener Fahnder Erfolg und nahmen die Bande fest.

Das Schwurgericht Hagen hat die siebenköpfige Bande jetzt zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der vermeintliche Chef, der die Beteiligung an 14 von 15 Überfällen gestanden hatte, soll wegen elf Fällen von besonders schwerem Raub, in zwei Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, sowie drei Fällen von versuchtem, besonders schwerem Raub und einem Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und unerlaubtem Waffenbesitz für 13 Jahre in Haft.

Sicherheitsverwahrung

Danach soll der Mann in Sicherungsverwahrung genommen werden, also bis an sein Lebensende hinter Gittern sein. Ein zweiter Komplize soll wegen schweren Raubes in zehn Fällen und zwei Fällen von gefährlicher Körperverletzung sowie drei versuchten Raubüberfällen 13 Jahre und neun Monate in Haft und ebenfalls in Sicherungsverwahrung genommen werden.

Für fünf Fälle von besonders schweren Raub soll ein weiterer Angeklagter ebenfalls 13 Jahre und neun Monate in Haft. In Tateinheit mit den Überfällen soll er auch zweimal gefährliche Körperverletzungen begangen haben. Zu 14 Jahren Haft verurteilte das Landgericht nach Angaben von Sprecherin Inga Papajewski einen vierten Angeklagten, dem fünf Fälle von besonders schwerem Raub mit einem Fall von gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt wurden.

Gericht verhängt Einziehungsverfügung

Ein weiterer Mittäter wurde wegen einer geringeren Anzahl an Delikten zu sieben Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Es gab zudem zwei Komplizen, die wegen Mittäterschaft bei Raubüberfällen oder der Verabredung zum Raub zu zwei Jahren und elf Monaten sowie zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurden.

Weil die als Kalaschnikow-Bande bekanntgewordene Gruppe bei ihren brutalen Überfällen insgesamt rund fünf Millionen Euro Beute gemacht hat, verhängte das Gericht außerdem eine Einziehungsverfügung. Demnach müssen die Verurteilten, wenn ihre Strafen rechtskräftig geworden sind, auch die „Gewinne“ aus ihren Überfällen an den Staat abgeben. Je nach dem Grad der Beteiligung an den Überfällen haften die Mitglieder der Bande mit unterschiedlichen Beträgen gesamtschuldnerisch für knapp fünf Millionen Euro.

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