Technik und Autos versunkenWerkstätten des BZE durch Hochwasser zerstört

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Haben schon Pläne, wie es trotz Schäden im BZE weitergeht: Sascha Heck (l.) und Jochen Kupp.

Haben schon Pläne, wie es trotz Schäden im BZE weitergeht: Sascha Heck (l.) und Jochen Kupp.

Euskirchen-Euenheim – Komplett unter Wasser. Wie in einem See versunken. Das fällt Jochen Kupp spontan ein, wenn er an die Folgen des Hochwassers im Berufsbildungszentrum (BZE) denkt. Technik im Wert von mehreren Hunderttausend Euro, Stromkabel, Wände – alles habe rausgemusst, sagt der Verbandsvorsteher des BZE. „Die untere Etage wurde komplett vernichtet.“ Langer Stillstand soll trotz der Schäden aber nicht herrschen. Schon im September will Kupp wieder Lehrgänge anbieten. Und Pläne für neue Werkstätten und künftigen Hochwasserschutz hat er auch schon.

In vielen Räumen im Erdgeschoss sind die Rigips-Wände und der Boden herausgerissen. Auch die bodentiefen Fenster sollen raus – Schimmelpilze wachsen bereits am Holzrahmen. „In unserer Elektroabteilung, im Lager und in der EDV stand das Wasser über Schreibtischhöhe“, sagt Kupp. Werkbänke, Maschinen und zum Teil brandneue Notebooks seien nun unbrauchbar.

Büro in der Werkstatt stand kurz in Flammen

Mit vier bis fünf Millionen Euro Gesamtschaden rechnet Kupp. Etwa die Hälfte der 19 000 Quadratmeter Fläche des BZE sind vom Hochwasser betroffen. In manchen Räumen stand das Wasser bis zu 1,50 Meter hoch. In der Kfz-Werkstatt versanken sogar die Autos, an denen angehende Kfz-Mechaniker Reparaturen üben. Darunter war auch ein bordeauxroter BMW Z4. „Das ist wirklich traurig für uns. Den Wagen haben wir direkt von BMW gekriegt“, erläutert Kupp.

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Schwer getroffen hat es auch die Werkstatt der Schweißer. 45 Schweißautomaten, die auf dem Boden standen, wurden zerstört. Je nach Modell kosten die Geräte zwischen 3000 und 10 000 Euro. Gesamtschaden laut Kupp: 700 000 Euro. Außerdem muss der Boden raus, manche Wände schimmeln. Das Büro in der Werkstatt stand sogar kurz in Flammen. Selbst mehr als zwei Wochen nach der Flut ist deutlich der Ruß an der ehemals weißen Wand zu erkennen. Vermutlich habe ein Kurzschluss in einem Durchlauferhitzer den Brand verursacht, sagt Kupp.

Handwerkerkurse finden ab September wieder statt

Noch bis vor kurzem konnte Schweißerlehrer Sascha Heck in der Werkstatt Kurse anbieten – nach monatelanger Pause. „Wir hatten schon durch Corona einen Lehrgangsstau. Und jetzt passiert sowas.“ Aber Heck hat, wie viele der 65 Mitarbeiter des BZE, Glück. Schon im September sollen wieder Handwerkerkurse stattfinden, teilweise gibt es jetzt schon Lehrgänge.

Die Corona-Pandemie hat das BZE viel Geld gekostet. Das Jobcenter etwa finanzierte über Monate keine Berufsbildungsmaßnahmen. Die Folge: Kupp musste 20 Mitarbeiter entlassen. Weitere Entlassungen will er seinen Mitarbeitern – viele sind selbst von der Flut betroffen – nicht zumuten. Einen weiteren Stillstand kann sich das BZE also nicht leisten.

Sanierung der Werkstätten dauert ein Jahr - Technikzentrum soll in einem halben Jahr repariert sein

Derzeit führen Mitarbeiter des BZE Gespräche mit Kreis, Land und Bund über mögliche finanzielle Hilfen. Bis dahin sollen für Lehrgänge andere Räume genutzt werden. Extern will Kupp nach Möglichkeit Hallen anmieten. Auch gibt es Pläne, ganze Werkstätten neuzubauen. Neu sind die Pläne nicht: Schon vor der Corona-Pandemie wurde diskutiert, die alten Hallen aus den 1970ern abzureißen. So könnte gleichzeitig in Hochwasserschutz investiert werden: Fenster etwa, die bis zum Boden reichen, soll es demnächst im BZE nicht mehr geben. „Wir werden zumindest bis Hüfthöhe aufmauern“, sagt Kupp.

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Das alles kann aber noch lange dauern. Das Technikzentrum soll verhältnismäßig schnell wieder an den Start gehen. In einem halben Jahr sei es soweit, schätzt Kupp. Bis die Werkstätten saniert sind, dürfte es etwa ein Jahr dauern. Und wenn ganze Hallen neugebaut werden, ist erst in mindestens drei Jahren mit einem normalen Betrieb zu rechnen.

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