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Familiendrama in WittenUnfallfahrer in Euskirchen soll seinen Bruder getötet haben

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Der Autofahrer war frontal mit einem Lkw kollidiert.

Euskirchen/Witten – Dem schweren Verkehrsunfall bei Euskirchen ist ein tödliches Familiendrama im Ruhrgebiet vorausgegangen.

Der 24-Jährige, der am Donnerstag mit einem Wagen bei Euskirchen auf der B 56n frontal mit einem Lastwagen kollidiert ist und dabei ums Leben kam, steht unter dem dringenden Tatverdacht, zuvor seinen Bruder getötet zu haben. Das bestätigte Volker Schütte, Pressesprecher der Polizei in Witten, auf Anfrage dieser Zeitung.

Schütte sprach von einem „Familiendrama“, das sich in dem Reihenhaus in Witten-Annen abgespielt habe. Die Eltern der Brüder seien am Donnerstagnachmittag von einem Kurzurlaub aus den Niederlanden nach Hause gekommen.

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„Nach dem Betreten ihres Hauses haben sie ihren älteren Sohn blutüberströmt im Treppenhaus gefunden“, so Schütte. Ein Notarzt habe dem 27-Jährigen nicht mehr helfen können.

Die Polizei geht davon aus, dass der Mann, der wie sein jüngerer Bruder in dem Haus gewohnt hat, mit einem Messer getötet worden ist. Dies habe eine Obduktion bestätigt, die noch in der Nacht zum Freitag in Essen durchgeführt worden sei.

Sohn soll mit durchschnittener Kehle im Treppenhaus gelegen haben

Nach Informationen dieser Zeitung haben die Eltern ihren ältesten Sohn mit durchschnittener Kehle im Treppenhaus vorgefunden.

Schütte: „Der Tatverdacht richtete sich sehr schnell gegen den jüngeren Bruder.“ Nach Angaben der Gerichtsmediziner ist die Tat in der Nacht zum Donnerstag zwischen 3 und 4 Uhr begangen worden.

Das passt ins Zeitfenster. Denn der tödliche Unfall ereignete sich gegen 5.30 Uhr in Euskirchen, 120 Kilometer von Witten entfernt. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 24-Jährige nach dem tödlichen Angriff auf den älteren Bruder den Ford „in suizidaler Absicht“ in Euskirchen in den Gegenverkehr gesteuert hat. Das Auto sei auf ein Familienmitglied zugelassen.

Ein 55-jähriger Autofahrer aus Blankenheim sagte der Euskirchener Polizei, dass ihn ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf der Bundesstraße überholt habe. Dann sei der Ford plötzlich nach links in den Gegenverkehr gefahren und frontal mit einem Lkw kollidiert.

Leichnam konnte erst nach Stunden geborgen werden

Die Aufprallwucht war derart groß, dass der eingeklemmte Leichnam des 24-Jährigen erst nach Stunden aus dem Wrack geborgen werden konnte. Der Fahrer ist laut Schütte am Freitagnachmittag „mit großer Wahrscheinlichkeit“ als der 24-jährige Bruder des Getöteten identifiziert worden.

Mit 100-prozentiger Sicherheit könne die Gerichtsmedizin das erst nach einem DNA-Abgleich am Montag sagen. Es habe keine Hinweise im Blut des Unfalltoten auf Alkohol- oder Drogenkonsum gegeben.

Die Eltern würden zurzeit intensiv von Psychologen betreut. Sie hätten einen Schock erlitten. Daher könne man zum Hintergrund des Tötungsdelikts noch nichts sagen, weil man die Eltern in ihrem momentanen Zustand nicht befragen könne.

Das deutsche Ehepaar lebe in „gutbürgerlichen Verhältnissen“, so Schütte. Einer der Söhne habe studiert, der andere eine Ausbildung gemacht. Die Brüder seien polizeilich bislang nie in Erscheinung getreten.

Es habe auch keinerlei Einsätze, etwa wegen häuslicher Gewalt, gegeben, so Schütte. Zum Tatmotiv konnte der Polizeisprecher noch keine Angaben machen. Man könne aber davon ausgehen, dass es im Treppenhaus zum tödlichen Streit gekommen sei.

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