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Euskirchener Ärztin hatte CoronaDer Albtraum dauert schon 90 Tage

Lesezeit 3 Minuten
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Drei Monate nach ihrer Corona-Infektion leidet die Euskirchenerin Véronique Mathieu immer noch an den Folgen. Die Ärztin hat große Atemprobleme und fühlt sich ständig schlapp.

  • Véronique Mathieu aus Euskirchen ist Ärztin. Sie arbeitet als Allgemeinmedizinerin in ihrer Heimat Belgien.
  • Am 6. März habe sie erste Symptome ihrer Corona-Erkrankung festgestellt, berichtet sie. Seither lebe sie einen Albtraum.
  • Die Ärztin erzählt von ihren Erlebnissen und davon, wie außerordentlich schlecht ihr Zustand zwischendurch gewesen ist.

Euskirchen – „Es ist ein Albtraum. Ich habe ständig das Gefühl, als ob ein Elefant auf mir sitzen würde“, sagt Véronique Mathieu. Die 49-jährige Belgierin lebt in Euskirchen und arbeitet als Allgemeinmedizinern in ihrer Heimat. Dort hat sie sich nach eigenem Bekunden bei einem Patienten mit Covid-19 infiziert. „Als die ersten Symptome aufgetreten sind, habe ich mich sofort selbst getestet“, sagt Mathieu. Das war am 6. März.

Mehr als 90 Tage später leide sie noch immer an den Folgen der Viruserkrankung. Mehr als 500 Meter zu Fuß seien nicht drin. Danach sei sie müde, erschöpft. „Nach 14 Tagen ist die Krankheit nicht vorbei. Dann kommen andere Phasen, die für den Erkrankten genauso schwierig sind. Auch dann brauchen Patienten Hilfe“, sagt die Medizinerin, die hofft, mit ihrer Leidensgeschichte ihre Kollegen für die möglichen Folgebeschwerden einer Covid-19-Erkrankung zu sensibilisieren. Das Schlimmste sei, so Mathieu, dass die Beschwerden von Außenstehenden als Anzeichen einer Depression abgetan würden. „Das ist wie eine Ohrfeige. Ich bin noch ein genauso lebensfroher Mensch wie vor der Corona-Erkrankung“, sagt sie.

Infektionskette wurde abgearbeitet

Nach dem positiven Test habe sie, so Mathieu, sofort das Kreis-Gesundheitsamt informiert und sich in häusliche Quarantäne begeben. Die Mitarbeiter hätten sich vorbildlich verhalten, lobt die 49-Jährige die Arbeit von Amtsleiter Christian Ramolla und seinem Team. Eine mögliche Infektionskette sei sofort abgearbeitet und ihre Familie sowie sämtliche Personen, die direkten Kontakt mit ihr gehabt hatten, getestet worden.

Während alle Kontaktpersonen negativ auf das Coronavirus getestet worden seien, brach bei der Ärztin die Krankheit richtig aus, nachdem sie zunächst eine Woche in häuslicher Quarantäne verbracht hatte. „Dann war ich eine Woche im Marien-Hospital. Da ging es mir alles andere als gut“, erinnert sich Mathieu. Nach dem Krankenhausaufenthalt hieß es dann wieder: häusliche Quarantäne. Dort ging es ihr mal schlecht, mal etwas besser, fast schon gut. Das war aber nur eine Momentaufnahme.

Corona-Infizierte dachte an Tod

Denn schon bald ging die Achterbahnfahrt weiter. Der Zustand der Euskirchenerin verschlimmerte sich erheblich. „Zwischendurch habe ich gedacht, dass es das war. Ich habe einfach keine Luft mehr bekommen“, so die Medizinerin. Sie habe zwar nicht intubiert oder beatmet werden müssen, aber es sei auch so ein „grauenvoller Zustand“ gewesen. Sie habe sich gefühlt, als sei sie in Beton gegossen, einfach bewegungsunfähig.

Mit der Atemnot gingen lange Zeit Fieber und Müdigkeit einher. „Die Krankheit ist neu und immer sehr subjektiv. Es gibt nicht die entscheidenden Symptome. Die sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich“, so Mathieu, die beispielsweise zu keinem Zeitpunkt ihren Geschmacks- oder Geruchssinn verloren hatte – zwei Symptome, von denen zahlreiche Covid-19-Erkrankte berichten. Weil die Krankheit so neu, der Verlauf so unterschiedlich ist, könne sie nicht nachvollziehen, wieso immer wieder gesagt werde, dass nach 14 Tagen alles vorbei sei. In Internet-Foren gibt es laut der Euskirchenerin zahlreiche Menschen, die unter den gleichen Folgebeschwerden leiden.

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Häufig seien es Frauen – ebenso häufig zwischen 30 und 50 Jahren alt. „Die Menschen müssen darüber reden, dürfen das nicht totschweigen. Es hat nichts mit Depression zu tun“, sagt die Ärztin. Natürlich habe sie mal im Garten gearbeitet, weil ihr die Decke sonst auf den Kopf gefallen wäre. Das seien aber vielleicht 30 Minuten gewesen. „Mehr geht auch gar nicht“, so Mathieu. Dann melde sich sofort der Körper, das Herz beginne zu rasen, die Luft werde wieder knapp. „Die Leute müssen sich bewusst sein, dass es eine gefährliche Krankheit ist. Sie sollen auf sich aufpassen und das Virus nicht unterschätzen.“ Jeder könne sich jederzeit anstecken, warnt die Euskirchenerin.

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