Helle EifeltälerKreis investiert 4,7 Millionen Euro in Natur- und Artenschutzprojekt

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Der Lewertbach ist ein kleines Naturjuwel.

Der Lewertbach ist ein kleines Naturjuwel.

Kreis Euskirchen – Mit einem ambitionierten Großprojekt ist die Biologische Station im Kreis Euskirchen in das Jahr 2021 gestartet. Mit rund 4,7 Millionen Euro wird binnen sieben Jahren der Umbau von Landschaftsbestandteilen finanziert. Dass zwei Schmetterlingsarten mit ebenso apartem Erscheinungsbild wie wohlklingenden Namen als Sinnbild für die gewünschte Entwicklung angeführt werden, ist kein Zufall.

Zwei Schmetterlinge als Flaggschiffe

Denn der Blauschillernde Feuerfalter und der Goldene Scheckenfalter sind nach der Bundesartenschutzverordnung streng geschützt und als FFH-Arten auch von der EU unter besonderen Schutz gestellt. Und da sie als Schmetterlinge bei der Öffentlichkeit einen Sympathiebonus haben, stehen sie als „Flaggschiffarten“ für die Lebensräume, die in den nächsten Jahren geschützt, aufgewertet oder neu geschaffen werden sollen.

271 Hektar Projektfläche

Das Projekt „Helle Eifeltäler“ umfasst Flächen in den Kommunen Hellenthal, Dahlem, Kall, Schleiden, Nettersheim und Blankenheim. Es sollen zehn bestehende Populationen des Blauschimmernden Feuerfalters vergrößert, zehn etabliert und fünf Wanderkorridore geschaffen werden. Für den Goldenen Scheckenfalter sollen sieben Natura-2000-Flächen geschaffen werden.

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217 Hektar sollen insgesamt bearbeitet, 20 Kilometer Bachlauf renaturiert und ein Kilometer Gräben und Drainagen geschlossen werden.

Das Life-Programm der Europäischen Union ist für Umwelt und Klimapolitik vorgesehen. Der in den Jahren 2021 bis 2027 zur Verfügung stehende Gesamthaushalt beträgt 5,4 Milliarden Euro. Davon sind 3,5 Milliarden Euro für Umweltschutz und 1,9 Milliarden Euro für Klimaschutz vorgesehen. Endgültig verabschiedet wurde das Budget vom Europäischen Parlament am 29. April 2021. Das Life-Programm wurde 1992 ins Leben gerufen und ist der einzige Fonds der EU, der ausschließlich Umweltschutz und Klimaschutz vorbehalten ist.

Eine Kofinanzierung anderer Institutionen ist hierbei vorgesehen. Beim Programm „Helle Eifeltäler“ steuern das Land NRW rund 1,6 Millionen Euro und der Kreis Euskirchen rund 200 000 Euro bei, so dass schließlich aus Brüssel rund 2,8 Millionen Euro fließen. (sev)

„Auch wenn die kaum jemand kennt“, sagt Projektleiterin Marietta Schmitz lächelnd. Denn besonders der Blauschillernde Feuerfalter ist trotz seines imposant klingenden Namens mit bis zu 14 Millimetern Flügellänge eher ein kleiner Vertreter. Auch an diesem Vormittag, als Schmitz eines seiner Lieblingshabitate vorführt, macht er sich rar.

Vielzahl von Maßnahmen in den nächsten Jahren geplant

Doch als wichtiger Hinweis auf dieser Feuchtwiese am Lewertbach als möglichen Lebensraum des scheuen Gesellen zeigt sie auf rosa Büschel, die aus dem Gras ragen. Es ist Schlangenknöterich, die Futterpflanze der Raupen des Falters. „Wir haben als Kinder dazu immer ,rosa Zahnbürsten’ gesagt“, erzählt die gebürtige Reifferscheiderin.

Verschwunden aus den Tälern der Eifel ist der Goldene Scheckenfalter, dessen Hauptfutterpflanze der Teufelsabyss ist. „Er ist über die Intensivierung der Landwirtschaft verschollen“, so Schmitz. Ziel ist, die Schmetterlinge aus ihren bestehenden Habitaten in Belgien überzusiedeln. „Die Raupennester werden aufgenommen, in Gewächshäusern aufgezogen und dann hier freigesetzt“, so Schmitz. Die Art bevorzuge magere Standorte, wie sie zum Beispiel bei Sistig zu finden seien.

Eine Vielzahl von Maßnahmen ist in den nächsten Jahren geplant. Noch steht das Projekt ganz am Anfang. So soll eine Synchronzählung stattfinden, bei der rund 40 Ehrenamtliche mitmachen. Vor allem soll mit den Eigentümern der Flächen geredet werden, die den Naturschützern ins Auge gefallen sind. So sei bei einem kleinen Nadelwald, der wie ein Riegel die Wanderung der Arten im Bachtal verhindert, der Umbau in einen Auenwald denkbar. Als finanzielle Hilfen seien Entschädigungen oder sogar der Kauf durch das Land NRW vorgesehen. „Das wäre dann der höchste Schutz“, sagt Schmitz. Um das Projekt bekannt zu machen, wird von „Fräulein Brehm“, einem Theaterprojekt, das sich mit gefährdeten Tierarten befasst, ein Theaterstück geschrieben, das an den Schulen in der Region aufgeführt wird.

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Bereits vor der Antragstellung hatte die Bio-Station Kontakt aufgenommen zu Forst, Gemeinden und großen Landbesitzern, die sich laut Schmitz in der Regel positiv geäußert haben. Das sei eine Vorbedingung gewesen, um überhaupt den Antrag stellen zu können, der gleich im ersten Anlauf positiv beschieden wurde. „Das Projekt macht uns unheimlich viel Spaß“, so Schmitz. Das Geld werde in der Region bleiben, die Besitzer entschädigt und lokale Dienstleister eingesetzt.

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